Als Hochsteuerland bietet Österreich ein schwieriges Umfeld für Unternehmer und ihre Firmen. Erleichterung soll die geplante Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 25 auf 20 Prozent bringen. Zumindest wenn es nach dem Finanzministerium und Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) geht.

Mehr News zum Thema Wirtschaft

Seit Mitte Oktober sorgt der Vorschlag, die Körperschaftssteuer (KöSt) von derzeit 25 Prozent auf 20 Prozent zu senken, für heftige Diskussionen. Während Wirtschaftsexperten, wie IHS-Experte Simon Achitz, davon ausgehen, dass Unternehmen dadurch im internationalen Wettbewerb ein besseres Standing bekommen könnten und das Vertrauen in Unternehmen gestärkt werden würde, hagelt es seitens Gewerkschaft und Arbeitnehmervertretung Kritik.

ÖGB lehnt Steuersenkung kategorisch ab

Der ÖGB sprach sich deutlich gegen wissen: eine KöSt-Senkung komme nicht in Frage. Die Begründung dafür fiel allerdings dürftig aus: 25 Prozent seien, im Vergleich von Steuersätzen der Arbeitnehmer ohnedies ein Gelegenheitskauf. Das Problem dabei: Unternehmen und Unternehmer müssen weit mehr Abgaben und Steuern leisten als Arbeitnehmer. Ein direkter Vergleich hinkt also.

KöSt-Senkung: Was dahinter steckt

Doch worum handelt es sich bei der Körperschaftssteuer genau? "Die KöSt stellt die Ertragssteuer für juristische Personen dar und ist somit als das Pendant zur Einkommensteuer bei natürlichen Personen zu sehen", sagt MMag. Michael Krauss von Moore Stephens Alpe-Adria, einer der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsfirmen Österreichs mit Standort in Klagenfurt. "Sie hat ihre Wurzeln auch im Einkommensteuergesetz, wurde jedoch in einem eigenen Gesetz kodifiziert, da viele Regelungen der Einkommensteuer nicht auf juristische Personen angewendet werden können. Im Unterschied zur Einkommenssteuer unterliegt die KöSt keinem progressiven Steuersatz und liegt daher unabhängig vom Einkommen bei 25 Prozent."

Auch er ist der Meinung, dass sich eine Senkung der KöSt unmittelbar positiv auf die heimische Wirtschaft auswirken würde und damit eine Entlastung geschaffen würde. Krauss: "Es könnten dadurch Ressourcen freigesetzt werden, die wiederum höhere Investitionen ermöglichen und in der Folge ein stärkeres Wirtschaftswachstum nach sich ziehen. Zudem könnte die Kapitalstruktur von Gesellschaften gestärkt und somit für Krisenzeiten vorgesorgt werden."

Wirtschaftsstandort würde attraktiver werden

Mit der Senkung der Körperschaftssteuer wäre Österreich im EU Vergleich übrigens ein Nachzügler. "Österreich ist im internationalen Vergleich als Hochsteuerland anzusehen, daher wäre eine Senkung des Steuersatzes zu begrüßen, um den Wirtschaftsstandort für Unternehmen attraktiver zu machen", sagt Krauss. Viele EU Staaten haben bereits in den vergangenen Jahren den KöSt-Steuersatz reduziert, "eine Anpassung wäre also ein wichtiger Schritt um wettbewerbsfähig zu bleiben."

Handlungsbedarf bestehe in seinen Augen auch im Bereich der Lohnnebenkosten, wo Österreich ebenfalls im internationalen Spitzenfeld liegt. Übrigens: Während die Senkung der KöSt vorerst nur diskutiert wird, wurde eine andere Steuererhöhung bereits beschlossen: Die Kapitalertragssteuer, die KeSt, auf Ausschüttungen von Kapitalgesellschaften wurde von 25 auf 27,5 Prozent angehoben.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.