Auf der Flucht vor der Justiz ist der ehemalige Wirecard-Manager Jan Marsalek untergetaucht. Laut einem Bericht soll er dabei Unterstützung vom russischen Geheimdienst erhalten. Der habe den flüchtigen Manager nämlich in der Nähe von Moskau untergebracht.

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Der flüchtige Ex-Vertriebsvorstand von Wirecard, Jan Marsalek, soll sich auf einem Anwesen nahe Moskau aufhalten. Dort stehe er unter Aufsicht des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Bekannte Marsaleks berichtet.

Zuvor soll er sich in der belarussischen Hauptstadt Minsk aufgehalten haben. Von dort habe ihn dem Bericht zufolge der SWR weggebracht, weil es in Moskau sicherer sei. Zudem soll Marsalek die Zusicherung erhalten haben, dass er nicht ausgeliefert wird.

Untersuchungsausschuss zum Bilanzskandal zeichnet sich ab

Die Bundesregierung schreibt in einer Antwort auf eine Anfrage des Linken-Politikers Fabio De Masi, ihr sei der aktuelle Aufenthaltsort von Marsalek nicht bekannt. Die Frage einer Auslieferung Marsaleks im Rahmen des gegen ihn geführten Ermittlungsverfahrens falle in die Zuständigkeit der Strafverfolgungsbehörden und der Gerichte.

Aktuell wird ein Untersuchungsausschuss, der den Wirecard-Skandal und die Flucht von Marsalek aufarbeiten soll, immer wahrscheinlicher. Wie beispielsweise der FDP-Politiker Florian Toncar gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte, könne es "nicht mehr darum gehen, ob wir einen Untersuchungsausschuss brauchen, sondern nur noch darum, was genau dieser untersuchen soll".

Ermittler stellen Vermögen von Ex-Wirecard-Managern sicher

Marsalek war Mitte Juni untergetaucht und wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Er spielt eine Schlüsselrolle in dem Skandal beim Dax-Konzern Wirecard.

In dessen Bilanzen fehlen insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite verbuchen wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten.

Marsalek soll spätestens seit 2015 zusammen mit dem ehemaligen Firmenchef Markus Braun die Bilanzen des Konzerns durch Scheinbuchungen künstlich aufgebläht haben, um das Unternehmen so attraktiver für Investoren und Kunden zu machen.

Auch gegen Braun, der aktuell in Untersuchungshaft sitzt, wird deshalb ermittelt. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) erfahren haben will, soll im Zuge der Ermittlungen nun auch das Vermögen Brauns, sowie mehrerer anderer ehemaliger Konzernmanager und einzelner Firmen gesichert worden sein.

Laut dem Bericht der SZ geht es bei der Sicherstellung um rund 200 Millionen Euro. Das Geld soll dazu verwendet werden, um durch den Skandal Geschädigten einen Teil der Verluste auszugleichen. (dpa/afp/thp)  © dpa

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