Eva Glawischnig geht in die Privatwirtschaft: Die ehemalige Grünen-Chefin hat einen Posten beim Glücksspielkonzern Novomatic angenommen - den die Grünen seit Jahren harsch kritisieren.

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Eva Glawischnig-Piesczek hat einen neuen Job: Die langjährige Grünen-Chefin arbeitet seit 1. März für den niederösterreichischen Glücksspielkonzern Novomatic.

Glawischnig ist ab sofort für den Bereich "Corporate Responsibility und Sustainability" (Unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit) verantwortlich, wie der Konzern mitteilte. Sie selbst bezeichnete sich auf einer Pressekonferenz als "Verantwortungsmanagerin".

Harald Neumann, Vorstandsvorsitzender von Novomatic, sprach Glawischnigs "langjährige Erfahrung" an, die sie "gerade in diesen Segmenten" habe.

"Natürlich gab es in der Vergangenheit durchaus Kontroversen zwischen unserem Unternehmen und Eva Glawischnig." Letztendlich habe sie Novomatic dadurch "besser kennengelernt und wir haben gesehen, dass unsere Ansichten sich größtenteils decken".

"Meinen kritischen Geist kann und werde ich nicht aufgeben", betonte Glawischnig. An Novomatic fasziniere sie die Internationalität. Sie freue sich darauf, die Themen "bei einem der wenigen österreichischen Weltkonzerne global vorantreiben zu können", sagte die Juristin.

Parteiaustritt wegen neuem Job

Die Reaktionen auf Glawischnigs Schritt fielen in ihrer Partei durchweg negativ aus. Der steirische Grünen-Chef Lambert Schönleitner war "sprachlos". Er gehe davon aus, "dass Bundessprecher Werner Kogler jetzt handelt und die Parteimitgliedschaft von Eva Glawischnig sofort ruhend stellt", sagte er dem "Standard".

Die Tiroler Grünen-Chefin Ingrid Felipe erklärte, sie sei überrascht und gehe davon aus, dass Glawischnig "ihre Mitgliedschaft bei den Grünen beenden wird".

Glawischnig reagierte auf die kritischen Stimmen. Sie habe "in einem Gespräch zugesichert, dass sie ihre Mitgliedschaft bei den Grünen zurücklegt", teilte Bundessprecher Kogler mit.

Grüne sehen Glücksspiel kritisch

Die Grünen stehen dem Glücksspiel kritisch gegenüber und haben den Konzern Novomatic in der Vergangenheit immer wieder scharf verurteilt. "Unerwünschte gesellschaftliche Erscheinungen wie Spielsucht" könne man nicht "wegverbieten", sagte die ehemalige Politikerin dazu.

Ohne explizit Bezug auf Glawischnig zu nehmen, veröffentlichten die Wiener Grünen am Freitag eine Presseaussendung zum Thema Glücksspiel. Man habe "in Wien erfolgreich das kleine Glücksspiel bekämpft, das werden wir auch weiterhin tun", teilte der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, mit.
Novomatic sei rechtskräftig vom Obersten Gerichtshof verurteilt, weil es "jahrelang Glücksspielautomaten in Wien aufgestellt hat, die nicht dem Gesetz entsprochen haben". Und die Casinos Austria seien wortbrüchig geworden.

Deshalb wolle man "dem Vorbild Norwegens folgen und das Glücksspiel wieder unter vollständige Kontrolle der Republik Österreich bringen". Dabei gehe es nicht um einzelne Mitarbeiter, sondern "um die Machenschaften des gesamten Novomatic-Konzerns". Spielsucht "zerstört tausende Familien und zieht Kriminalität nach sich", erklärte Ellensohn. (ank)

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