Ein BMW-Zulieferer soll hochgiftiges Arsen in die Umwelt gelassen haben. Mehrere Medien berichten über extrem erhöhte Konzentrationen im Umfeld einer Kobaltmine in Marokko. Es könnte ein Verstoß gegen das Lieferkettengesetz vorliegen.

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Berichte über Missstände bei einem wichtigen Zulieferer in Marokko bringen den deutschen Automobilhersteller BMW in Bedrängnis. Es stehe der Verdacht im Raum, dass der marokkanische Rohstoffkonzern Managem in der Kobaltmine in Bou Azzer große Mengen giftigen Arsens in die Umwelt gelangen lasse, berichteten am Sonntag NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung".

Demnach wurden bei Wasserproben im Umfeld der Mine extrem hohe Arsenwerte nachgewiesen. "Die Konzentration ist exorbitant hoch und stellt eine Gefährdung dar", sagte der Chemiker Wolf von Tümpling vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg, das die Proben analysiert hat. Er habe in seinem Berufsleben noch nie so hohe Werte gesehen.

Ein BMW-Sprecher sagte am Montag in München, das Unternehmen habe Untersuchungen gestartet und den Rohstoffkonzern Managem zu einer Stellungnahme aufgefordert: "Mögliche Verstöße nehmen wir ernst und gehen diesen nach."

Arsen gelangt durch Wasser in Lebensmittel

Laut Umweltbundesamt kann Arsen sowohl über die Lunge als auch über den Magen- und Darmtrakt aufgenommen werden. Es ist hochgiftig und wurde schon häufiger für Vergiftungsmorde genutzt. Schon eine Dosis ab 70 Milligramm kann für Menschen tödlich sein.

Aber auch eine Einnahme kleinerer Dosen ist für den Körper schädlich und gilt als krebserregend. Es besteht die Sorge, dass das Arsen über das Wasser auch in Lebensmittel gelangt und so gesundheitliche Schäden anrichtet. In der Vergangenheit wurde zum Beispiel in verschiedenen Reissorten eine zu hohe Arsenbelastung nachgewiesen.

Studien aus Südamerika und Asien belegen laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung, dass Menschen in Regionen mit arsenhaltigem Trinkwasser ein höheres Krebsrisiko aufweisen.

Auch Schutz der Arbeiter in der Kritik

Zudem erheben den Berichten zufolge aktuelle und ehemalige Arbeiter der marokkanischen Kobaltmine den Vorwurf, Managem halte internationale Standards zum Schutz von Arbeitern nicht ein und gehe gegen kritische Gewerkschaften vor.

Managem wies den Berichten zufolge alle Vorwürfe zurück und erklärte, dass sowohl die Betreiber-Firma der Mine als auch die dort tätigen Sub-Unternehmen hohe Arbeits- und Sozialstandards einhielten.

BMW bezieht den größten Teil des für seine Batterieautos benötigten Kobalts aus Australien und etwa ein Fünftel aus Marokko. BMW hatte 2020 mit Managem einen Vertrag über 100 Millionen Euro geschlossen. Der französische Autobauer Renault hatte Managem vergangenes Jahr ebenfalls als Kobalt-Zulieferer gewonnen.

Greift das deutsche Lieferkettengesetz?

Experten gehen davon aus, dass die geschilderten Zustände in der Mine in Konflikt mit dem deutschen Lieferkettengesetz stehen könnten. Das Gesetz gilt seit dem 1. Januar 2023 und soll deutsche Unternehmen dazu verpflichten, auf Missstände bei ihren Zulieferern im Ausland zu achten.

Es gilt derzeit nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern (also auch für BMW) – von 2024 an dann auch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Kleinere mittelständische Unternehmen sind nicht betroffen, da man ihnen den Aufwand der Überprüfung nicht aufbürden will.

Noch gibt es keine Gerichtsentscheidung nach dem Lieferkettengesetz. Es laufen allerdings bereits mehrere Anklagen gegen Unternehmen, bei denen in der Lieferkette Verstöße aufgefallen sind. (lko/dpa/afp)

Verwendete Quellen

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