Vor zwei Wochen hat BMW-Chef Harald Krüger das Handtuch geworfen. Nun hat der Aufsichtsrat seinen Nachfolger benannt. Er ist schon seit Jahrzehnten im Haus und tritt schon zum zweiten Mal in Krügers Fußstapfen.

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Der BMW-Manager Oliver Zipse löst Harald Krüger Mitte August als Konzernchef ab. Das beschloss der Aufsichtsrat des Münchner Autobauers am Donnerstag bei einer Sitzung im BMW-Werk Spartanburg in den USA. Der 55-jährige Ingenieur ist seit vier Jahren als Produktionschef für die weltweit 31 BMW-Werke verantwortlich und wird am 16. August den Vorstandsvorsitz übernehmen, wie das Unternehmen mitteilte.

Aufsichtsratschef Norbert Reithofer sagte: "Mit Oliver Zipse übernimmt ein führungsstarker Stratege und Analytiker den Vorstandsvorsitz der BMW AG. Er wird der BMW Group zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft verleihen."

Krüger ist mit 53 Jahren jünger als sein Nachfolger, wollte aber seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Unter Krüger bewahrte sich BMW eine saubere Weste im Dieselskandal und schloss wichtige Partnerschaften bei Mobilitätsdiensten und beim autonomen Fahren. Kritiker warfen ihm vor, dass Mercedes BMW bei den Verkaufszahlen überholt und BMW seine Führungsrolle bei der Elektromobilität eingebüßt habe.

Der 55-jährige Zipse gilt als uneitel, ruhig, sachlich, aber auch als durchsetzungsstark. Die Internationale Automobilausstellung (IAA) Anfang September wird sein erster großer Auftritt als Konzernchef werden.

Auch Arbeitnehmer- und Aktionärsvertreter erwarten von ihm nun bald klare Ansagen. BMW brauche einen "Häuptling", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Münchner IG-Metall-Chef und Aufsichtsrat Horst Lischka hatte vor der Sitzung in Spartanburg gesagt, vom neuen Konzernchef erwarte er in diesen Zeiten des Umbruchs "Führungskompetenz und klare Positionierung nach innen und nach außen".

Zipse wurde 1964 in Heidelberg geboren, hat in den USA Informatik und Mathematik sowie in Darmstadt Maschinenbau studiert und 1991 als Ingenieur bei BMW angefangen. Nach Stationen in München und Südafrika leitete er bis 2008 das Mini-Werk Oxford, war Chef der Technischen Planung, der Konzernplanung und der Produktstrategie und rückte im Mai 2015 in den Vorstand auf - schon damals als Nachfolger von Krüger, der damals vom Produktionsvorstand zum Vorstandschef aufstieg.

Vor Zipse liegt viel Arbeit

Als Produktionsvorstand verantwortet Zipse seither das mit Abstand größte Ressort im BMW-Konzern mit seinen gut 130 000 Mitarbeitern. Bei laufender Produktion muss er die Fabriken für den Bau von Elektroautos umrüsten, mit selbstbewussten Werksleitern und Betriebsräten gut zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass jährlich 2,5 Millionen Autos reibungslos vom Band laufen. Das hat er ohne viel Aufhebens geschafft. Vor einem Monat erst eröffnete Zipse in Mexiko das 31. BMW-Werk.

Der 55-Jährige ist mit einer Japanerin verheiratet. Oliver und Kaori Zipse zählen zu den Förderern der Bayerischen Staatsoper. Ihre beiden Söhne studieren.

Die Schlüsselrolle bei der Wahl des neuen Vorstandschefs hatten Aufsichtsratschef Norbert Reithofer, Betriebsratschef Manfred Schoch und die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, denen die Hälfte der BMW-Aktien gehört. Das Produktionsressort war schon für andere Manager Sprungbrett an die Unternehmensspitze. Auch Krüger, Reithofer und Joachim Milberg leiteten dieses Ressort vor ihrem Aufstieg an die Spitze.

Wer nach Zipse das Produktionsressort im Vorstand übernehmen wird, ist offen. Darüber dürfte der Aufsichtsrat voraussichtlich im Herbst entscheiden.

Auf Zipse warten nun große Baustellen. Wie die anderen Autobauer kämpft auch BMW mit der weltweit schwächeren Nachfrage und neuen Zollhürden. Der im Oktober anstehende Brexit stellt besonders BMW vor Probleme.

Zugleich müssen alle Hersteller enorme Summen in Elektroautos und die Umrüstung der Fabriken investieren, um die Vorgaben in China und der EU einzuhalten und Strafabgaben zu vermeiden. Dazu kommen Investitionen in selbstfahrende Autos und Mobilitätsdienste, um nicht in naher Zukunft als bloßer Zulieferer der finanzstarken IT-Konzerne dazustehen.

Anders als der VW-Konzern setzt BMW nicht voll auf das Batterieauto, sondern auch auf Benzin-, Diesel- und Hybridautos. Diese Flexibilität erfordert zwar zusätzliche Milliarden an Investitionen, aber BMW kann damit besser auf die Entwicklung der Nachfrage in allen Regionen reagieren. Gegenwärtig plant BMW, bis 2023 mindestens 13 vollelektrische Modelle und ein Dutzend Hybride anzubieten. Dass Zipse den Kurs kurzfristig ändert, gilt als unwahrscheinlich.

BMW rechnet im laufenden Jahr mit einem Gewinneinbruch und streicht wenig gefragte Modell- und Motorvarianten. Im Gegensatz zu anderen Autoherstellern will BMW aber keine Stellen abbauen. Bei den Verkaufszahlen hatte Mercedes BMW vor drei Jahren überholt, aber jetzt könnte sich Zipse die Krone zurückholen.(br/dpa)

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