Riesige Gewinne der Banken und Millionen-Bonuszahlungen für ihre Manager – das alles dient nur dem Wohle der Menschheit. Davon ist zumindest Lloyd Blankfein, Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, überzeugt. Doch mit diesen Aussagen aus seinem jüngsten Interview mit der "New York Post" hat der Wallstreet-Banker sich und seinem Unternehmen wohl keinen Gefallen getan.
Mit dem Prinzip der Gewinnmaximierung und sehr hohen Boni als Anreiz für Bankmanager erfüllten Banken einen "gesellschaftlichen Zweck", verteidigte der Harvard-Absolvent das derzeit gängige Geschäftsmodell Goldmans und der meisten anderen Großbanken.
Doch damit nicht genug: In Wahrheit sei dies nichts geringeres als "Gottes Werk". Zwar ist Blankfein sich durchaus über seinen Ruf als Gier-Banker im Klaren. "Die Leute würden jubeln, würde ich mir die Pulsadern aufschneiden", sagt der aus einfachen Verhältnissen stammende Vorstands-Chef.
Er empfiehlt diesen Leuten aber eine andere Sicht auf sich, Goldman und das Bankgeschäft im Allgemeinen: "Wir helfen Unternehmen, sich Kapital zu beschaffen und damit zu wachsen. Diese Unternehmen schaffen Vermögen, was wiederum zu mehr Arbeitsplätzen führt. Das bringt mehr Wachstum und mehr Wohlstand für die Menschen."
Demnach versteht Blankfein auch die Kritik an den jüngsten Milliardengewinnen seiner Bank nicht. Vielmehr sollten diese Anlass zur Freude für die Allgemeinheit sein.
Goldman gehört zu den wenigen Gewinnern der Wirtschaftskrise und schäffelt schon jetzt wieder Milliardengewinne. Jahres-Boni in zweistelliger Millionenhöhe sind für ihre Manager zu erwarten.
Wie die Online-Ausgabe der "FAZ" berichtet, hatte sich die Bank daher in letzter Zeit "offensiv" um eine positive Außendarstellung bemüht. Zum Beispiel habe man keine Gelegenheit ausgelassen zu erwähnen, dass Goldman und seine Mitarbeiter viel Geld für wohltätige Zwecke spenden würden.
Das Interview Blankfeins könnte diesem kolportierten braven Image jetzt einen herben Schlag versetzen, zumal er darin auch für die Zahlung von Millionen-Boni an Bankmanager eintritt. Diese seien überaus wichtig, um die besten Angestellten für sich zu gewinnen. Sie seien außerdem Anreiz und der gerechte Lohn für deren Arbeit: "Ich will ihr Streben nicht begrenzen", argumentiert Blankfein gegen eine Obergrenze für Bonuszahlungen.
Er selbst ist mit rund 70 Millionen Dollar geschätztem Jahreseinkommen der bestverdienende Banker der Wall Street. In diesem Jahr darf Blankfein laut "FAZ" auf Bonuszahlungen in Höhe von rund 20 Millionen Dollar hoffen.
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