Das Arbeitsmarktservice Wien reagiert auf Beschwerden von Arbeitsuchenden und streicht eine Reihe von Sinnlos-Kursen. Stattdessen kommt ein neues Angebot.
Englischkurse für einen Mann, der Jahre in New York verbracht hat, oder ein Bewerbungstraining für einen Augustin-Verkäufer jenseits der 60: Damit soll jetzt Schluss sein. Das Wiener AMS hat auf Beschwerden von Arbeitslosen reagiert und seine "Aktivierungskurse" gestrichen. Ab November gibt es stattdessen individuell wählbare Kursbausteine.
Drei dieser "Aktivierungsprogramme" gibt es beim AMS derzeit: "Rasch zum Job", "Neu starten" und "ACE - Aktivierung, Coaching, EDV". Wer dazu verpflichtet wird und sie nicht besucht, muss um sein Arbeitslosengeld fürchten.
"Obwohl diese Aktivierungskurse nur ein Fünftel unseres Angebots ausmachen, konzentriert sich hier die Kritik von Teilnehmern und Medien", sagte Petra Draxl, Geschäftsführerin des Wiener AMS, am Montagabend auf einer Pressekonferenz. Rund 300 Beschwerden seien 2012 eingegangen, etwa die Hälfte davon berechtigt. "Derzeit haben wir eine sehr starre Logik im Ablauf, deshalb wollen wir diesen Bereich auf völlig neue Füße stellen - Inhalt und Niveau müssen einfach passen."
Künftig sollen Arbeitsuchende selbst entscheiden können, welche Workshops sie besuchen und wie sie ihre bis zu sechs Wochen dauernde Aktivierungsphase aufteilen möchten. So will man beim Wiener AMS verhindern, dass Menschen Kurse belegen, die sie schon absolviert haben oder die für sie sinnlos sind.
Die Auswahl des neuen Angebots soll möglichst breit sein: vom Bewerbungsunterlagen-Check über Gespräch- und Stimmtraining bis hin zu Präsentationstechniken oder dem Umgang mit Absagen. Es trägt den Arbeitstitel "AMS Jobwerkstatt - Personalberatung". "Wir wollen mit etwa 20 verschiedenen Bausteinen beginnen", sagte Winfried Göschl, stellvertretender Geschäftsführer des AMS Wien.
Sprachkurs und Computerführerschein verschwinden indes nicht aus dem AMS-Angebot: Sie gehen komplett im Qualifizierungsweg auf, der unverändert bestehen bleibt. Statt 27.000 Menschen, die 2012 Aktivierungskurse absolviert haben, werden nur 16.000 ins neue Programm aufgenommen. Grundsätzlich wäre Platz für 24.000 Arbeitslose. Das Budget bleibt gleich: 16 Millionen Euro stehen für die neue Jobwerkstatt zur Verfügung. (ank)
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