Die Corona-Pandemie treibt Einzelhändler vieler Länder in die Pleite. Amazon profitiert dagegen vom Onlinehandelsboom und stellt schlagartig 100.000 neue Mitarbeiter ein. Jeff Bezos macht nun 10 Milliarden Dollar in 10 Tagen.
Amazon geht es dieser Corona-Tage nicht gut. Es geht dem Onlinegiganten spektakulär prächtig. Die Geschäfte boomen wie noch nie, das Unternehmen will auf einen Schlag 100.000 neue Mitarbeiter einstellen. Und je düsterer die Pandemie-Nachrichten werden, desto heller leuchtet das Amazon-Smile-Logo.
Seit dem 12. März, als US-Präsident
Lieferdienste wie Amazon sind die Gewinner der Stunde
Finanziell am zweitbesten geht es dieser Tage Bezos‘ geschiedener Frau MacKenzie Bezos. Sie ist in den vergangenen 10 Tagen um knapp 4 Milliarden Euro reicher geworden. Die Scheidung nach 25 Jahren Ehe brachte ihr jede Menge Amazon-Aktien ein – und die überstehen die Coronakrise besser als Gold.
Denn Amazon profitiert von der Pandemie nicht aus spekulativen Gründen. Es ist das Kerngeschäft des Onlinehändlers, das derzeit boomt wie nie zuvor. Millionen Menschen in Quarantäne entdecken oder intensivieren das Onlineshoppen. Während Einzelhändler mit geschlossenen Läden massenhaft der Pleite entgegentreiben, startet Amazon richtig durch. Der Konzern liefert alles frei Haus, kontaktlos und virenfrei.
Sogar die weltgrößte Biosupermarktkette, Whole Foods, hat Amazon mitsamt 91.000 Mitarbeitern und einem monatlichen Milliardenumsatz inzwischen übernommen. Der Lieferservice von Whole Foods wird seit Monaten schon mächtig ausgebaut, nun in der Coronakrise explodiert das Geschäft geradezu. Kontaktfreie Lieferdienste sind die Gewinner der Stunde. Und mit jedem Nudelkauf vom heimischen Sessel aus wird Jeff Bezos nun ein paar Cent reicher.
Amazons Siegeszug ist ungebrochen
Amazon hätte seinen globalen Siegeszug gewiss auch ohne die Coronakrise fortgesetzt. Doch nun vollzieht sich die Expansion wie im Zeitraffer.
280,5 Milliarden Dollar hat Amazon 2019 weltweit umgesetzt. Das bedeutet eine Steigerung von 20 Prozent in einem Jahr, 58 Prozent in zwei Jahren. Während Amazon 2015 noch einen Verlust von 241 Millionen machte, steht 2019 ein Gewinn von über 11,6 Milliarden Dollar in den Büchern.
Wachstumstreiber sind dabei neben dem klassischen Online-Versandhandel vor allem das Cloud-Geschäft. Schon über 20 Prozent des Konzerngewinns fallen auf diese Sparte – Tendenz steigend. Obwohl Microsoft und Google auch kräftig investieren, bleibt Amazon Marktführer auf dem wichtigen Zukunftsmarkt. Und was brauchen die Menschen in einer Pandemie? Richtig – mehr Speicherplatz für Homeoffice-Arbeiten, Filmstreams und Kommunikation.
Die Welt braucht Unterhaltung
Auch der "Prime"-Service, der Filme und Serien zig-millionenfach in die Wohnzimmer bringt, meldete bei Ausbruch des Coronavirus schon über 150 Millionen zahlende Kunden. Auch diese Sparte profitiert nun von der Pandemie besonders. Immer mehr Menschen sind in Quarantänen und Zwangsisolationen gefangen und vertreiben sich ihre Zeit mit Amazon Prime. Der Konzern profitiert also doppelt und dreifach von der Pandemie.
Doch nun breitet sich das Virus so stark aus, dass auch immer mehr Mitarbeiter und Paketzusteller sich anstecken und erkranken. Für sie legt der Konzern nun einen "Amazon Relief Fund" (Amazon-Linderungs-Fonds) auf. Damit soll Paketboten und anderen Mitarbeitern geholfen werden, sofern sie positiv auf das Coronavirus getestet oder an COVID-19 erkrankt sind.
Den eigenen US-Mitarbeitern wird im Fall einer Erkrankung nun mit großer Geste eine zweiwöchige Lohnfortzahlung gewährt – hierzulande eine Selbstverständlichkeit auch ohne Pandemie. Der "Linderungs-Fonds" hat ein Gesamtvolumen von spärlichen 25 Millionen Dollar. Das hat Bezos in einer halben Stunde verdient.
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