Noch ein Tier-"Tatort". Schon in "Schau mich an" aus München spielte die menschliche Reaktion auf Verbrechen an Tieren kürzlich eine zentrale Rolle. Dieses Mal ist sie der Ausgangspunkt: Ist der Mord an einem Schimpansen dasselbe wie der Mord an einem Menschen? Tessa Ott (Carol Schuler) sagt ja: Schimpansen gehören nicht ohne Grund zur Familie der Menschenaffen, Mensch und Affe teilen 99 Prozent ihrer DNA.
Auch dem Tierpfleger des Zürcher Zoos kommen Tränen, nachdem er einen Schimpansen mit Kampfspuren tot im Gehege gefunden hat. Aber sowohl Tessas Kollegin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) als auch Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) winken ab: Formaljuristisch handele es sich um Sachbeschädigung, die Mordkommission sei somit nicht zuständig.
Tod durch Nagelpistole
Natürlich ignoriert Tessa die Einwände, und natürlich stellt sich bald heraus, dass der Affenmord in Zusammenhang steht mit einer hundertprozentig menschlichen Leiche, die am nächsten Tag gefunden wird. Ermordet mit einer Nagelpistole. Weil die praktischerweise gerade auf einer Baustelle herumlag, an der das Opfer pfeifend vorbeiging. Im Gegensatz zu den Ermittlerinnen durfte das Fernsehpublikum dem Mord beiwohnen. Kein schöner Tod. Allerdings verendet der Mörder kurz darauf selbst. In einer Toilettenschüssel. Und auch er ist nicht das letzte Opfer in diesem "Tatort".
Es herrschte Vollmond in Zürich in dieser Nacht, und vielleicht deshalb ist alles ein bisschen anders in "Von Affen und Menschen". Ein übernächtigter "Tatort" sozusagen, wie seine Ermittlerinnen. Die konnten mondbedingt nicht schlafen und müssen sich nun mit Zwillingsschwestern (Sarah Viktoria Frick in einer Doppelrolle) herumschlagen. Die eine ist bald auch tot und die andere eine Bankerin. Ott und Grandjean ist aber nicht klar, wer wer ist. Betrügerinnen sind/waren sie jedenfalls beide, die eine schien eine psychopathische Mörderin, die andere betrog mit Zahlen.
In jedem Fall ist die Überlebende der beiden Schwestern eine wichtige Zeugin. Sie wird nicht nur von der Polizei, sondern auch von einem geschädigten Bankkunden gejagt. Max Loosli (Michael von Burg) stolpert allerdings ziemlich überfordert durch seinen Rachefeldzug. Er muss das Geiselnehmen erst noch üben und fesselt sich versehentlich selbst an einen Stuhl.
Anita Wegenast übt derweil Dankesreden vor dem Spiegel und tänzelt durch die Gänge. Weil ihr ein Platz am Bundesgericht in Aussicht gestellt wurde. Eitelkeit und Gier lassen die Staatsanwältin fast den klaren Kopf verlieren, der zur Auflösung dieses Falles dringend nötig sein wird.
Ein Affentheater in Zürich
Ein "Tatort" voller Menschen also, die sich wie Affen benehmen. Selbst wenn Affen so etwas nie tun würden. Soviel zur gemeinsamen DNA.
Regisseur Michael Schaerer inszeniert die Geschichte von Stefan Brunner und Lorenz Langenegger mit viel Tempo und den tollen Bildern, die ein Handlungsstrang im Zoo erwarten lässt (Kamera: Gabriel Sandru). Richtig schlecht ist der Krimi also nicht, weil die Bildsprache des Zürcher "Tatort" und seine Ermittlerinnen - wie eigentlich immer - überzeugen. Vor allem Rachel Braunschweig als karrierewilde Staatsanwältin Wegenast tänzelt in "Affen und Menschen" alle an die Wand.
Aber richtig gut ist die Folge auch nicht, weil sie irgendwann ihr Tempo verliert und das Slapstickhafte, Skurrile sich in einem eher abstrusen statt absurden Erzählknoten verheddern. Wäre es nicht so ein billiges Wortspiel, könnte man sagen: "Von Affen und Menschen" ist ein bisschen zu affig.
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