• In der ZDF-Reihe "Besseresser" guckt Koch und Produktentwickler Sebastian Lege hinter die Kulissen der Lebensmittel- und Gastronomiebranche.
  • Am Dienstagabend im Visier: die Tricks der Asia-Restaurants.
  • Leges Fazit: billig, vorgefertigt, trickreich und aufs Tierwohl gepfiffen.
Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der Gang "zum Chinesen" oder "zum Asiaten" verspricht dem Restaurantsuchenden wie dem Mittagspause-Machenden so einiges: mehr Abwechslung als der tägliche Döner, mehr Freude als das trostlose Leberwurst-Brot zu Hause und selbst das Hühnchen süß-sauer hat definitiv mehr Gemüse als eine Currywurst.

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Und wer auf Tiere in seinem Essen keinen Wert legt, findet in einem Asia-Restaurant ohnehin mehr Auswahl als in einer gut-bürgerlichen Gaststätte. Also alles prima, oder?

Was will "ZDFbesseresser"?

Herausfinden, ob bei Asia-Restaurants wirklich alles prima ist. Sebastian Leges Mission ist, die Tricks der Lebensmittel- und Gastronomiebranche offenzulegen. In der Ausgabe zuvor hat er etwa die Tricks der Süßigkeitenhersteller aufgedeckt, nun sind Asia-Restaurants an der Reihe und in einer Woche folgen dann die Tricks deutscher Restaurants.

Doch auch wenn Lege eine Mission hat, geht der Film von Juri Höhne nicht missionarisch vor, sondern legt lediglich offen. Entscheiden muss dann der Verbraucher selbst.

Wie geht Sebastian Lege dabei vor?

Selbst ist der Essenstester: Sebastian Leges Grundprinzip ist, nicht nur auf die Zutatenliste zu gucken, sondern Produkte und Gerichte nachzukochen. Das macht es für den Zuschauer sehr anschaulich. Und so köchelt Lege in dieser Folge Frühlingsrollen, Pekingente oder Sweet-Chili-Soße und lässt seine Gerichte von einem Studiopublikum probieren.

Gleichzeitig lässt Filmemacher Juri Höhne Experten wie Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin e. V. zu Wort kommen. Und weil Leges Aufklärungsarbeit noch ein bisschen mehr Beweiskraft bekommen soll, nimmt das Reportage-Team immer wieder Stichproben in Asia-Restaurants.

Die Tricks aus der Reportage im Überblick

1. Mit der Frage "Haben Sie sich schon mal überlegt, wie die gemacht werden?" führt Sebastian Lege in den "Teig-Trick" ein und mit "die" sind Krabbenchips gemeint. Über den Inhalt lüftet die Off-Sprecherin gleich das erste Geheimnis: "Echtes Krabbenfleisch steckt nicht drin. Nur etwas Krabbenschale." "Der Rest ist Stärke, Glutamat, Salz, Gewürze, fertig." Durch das Erhitzen in der Fritteuse legen die Chip-Rohlinge dann deutlich an Volumen zu. Das ergebe am Ende eine satte Marge von 500 Prozent, erklärt die Off-Sprecherin.

Der Teig-Trick funktioniere aber noch bei einem anderen beliebten Produkt: der Frühlingsrolle. Lege "baut" eine Frühlingsrolle aus Wasser, Weizenmehl, Salz, Milcheiweiß, Öl und Stärke nach. Hinzu kommen noch die Zusatzstoffe Maltodextrin und Ascorbinsäure. In die Füllung kommt klein gehäckseltes Gemüse – und Glutamat. Glasnudeln in der Füllung reduzieren dabei den Gemüseanteil. Fazit der Sprecherin: "Wenig Füllung, viel außen rum – das ist der Teigtrick."

2. Etwas anders gelagert ist der Fall beim "Billig-Boxen-Trick". Viele Asia-Restaurants bieten Speisen in einer Box an, gerne unter zehn Euro. Der Trick sei laut Reportage dabei, dass der Großteil des Inhalts aus Nudeln besteht. Bei einer Stichprobe kommen hier folgende durchschnittliche Mengen heraus: 10 Gramm Möhre, 11 Gramm Lauch, 31 Gramm Sprossen, 80 Gramm Huhn, 350 Gramm Nudeln.

Beim "Billig-Boxen-Trick" gibt es aber laut Reportage noch einen Trick im Trick. Denn der Grund, warum das Fleisch in diesen Boxen so butterzart ist, sei die Marinade aus Natron, Salz, Glutamat und Sojasoße. Das Natron zersetze die Eiweiße an der Oberfläche und das macht das Fleisch eben so zart. Das Resümee der Sprecherin zum "Billig-Boxen-Trick": "Billigste Zutaten in Sekundenschnelle zusammengefügt – fertig ist die Asia-Nudel-Box." Verkauft werde die Box für das Drei- bis Vierfache des Wareneinsatzes.

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3. Der "Baukasten-Trick" verspricht, aus wenig viel zu machen. Die Basis des Tricks: Mit fünf "Proteinquellen" aus Huhn, Schwein oder Tofu, dem generell eingesetzten Gemüse, verschiedenen Soßen und diversen Beilagen lassen sich sehr viele verschiedene Gerichte auf die Karte zaubern. In einer Stichprobe kommt Lege im Schnitt auf 128 verschiedene Positionen. Der Trick im Trick: die eingesetzten Lebensmittel kämen fix und fertig aus der Tiefkühltruhe, die Soßen seien Kanisterware im XXL-Format. Das mache Asia-Restaurants wegen des günstigen Wareneinsatzes und der niedrigen Personalkosten so billig.

Der Trick im Trick: Die Soßen aus der Lebensmittelindustrie sind extrem günstig, wie Lege beim Nachbau einer Sweet-Chili-Soße erklärt: "Das sind nur ein paar Zutaten. Aber die Hauptzutat: Wasser und das nicht wenig." Zweite Hauptzutat sei Zucker, dazu kämen noch Chili und Knoblauch fürs Aroma sowie Salz, Säureregulator und Bindemittel, erklärt die Sprecherin. "Aromatisierte Wassersoße mit Chiliaroma" müsse so eine Sweet-Chili-Soße laut Lege eigentlich heißen.

4. Die Knusprigkeit einer echten "Pekingente" hinzubekommen, ist ein vergleichsweise aufwändiger Prozess. Doch auch hier gibt es eine Abkürzung, den "Knusper-Trick". Los geht es mit dem Preis der Ente. Die kommt aus einer günstigen Fertigpackung und "das geht auf Kosten der Tiere", sagt die Off-Sprecherin. Bis zu 15 Jahre alt könne eine Ente in der Natur werden, stattdessen sei "Turbozüchtung in Ställen" die Realität. Die Enten-Mäster in Deutschland, Polen oder Ungarn würden von den Großeinkäufern in Deutschland "so halb am Verhungern gehalten, um die Preise schön tief zu halten", erklärt Friedrich Mülln von der Nichtregierungsorganisation (NGO) Soko Tierschutz.

"Turbogemästetes Fleisch hat dadurch nicht die gleiche Qualität", erläutert die Off-Sprecherin. Wie das Fleisch trotzdem zart und knusprig schmeckt, zeigt Sebastian Lege. Mit billigen, aber vielen Zutaten und Glutamat wird die Ente sprühmariniert mit Wasserdampf gegart, (in Fernost an Fließbändern) entbeint, mit Mehl und Stärke eingepinselt und "fertig ist unsere Turbo-Pekingente", sagt Lege. "Knusprige Haut überdeckt im Zweifel auch den Geschmack von schlechtem Fleisch", ergänzt die Sprecherin.

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Was bedeutet das alles?

Es ist kein schönes Bild, das Sebastian Lege von Asia-Restaurants zeichnet, vor allem, wenn man mehr will als einen billigen und schnellen Happen für die Mittagspause. Aber woher weiß man, welches Asia-Restaurant so arbeitet? Sebastian Leges Team hat immer wieder Stichproben von zehn Asia-Restaurants genommen, statistisch hat das aber natürlich nur wenig Aussagekraft. Und Sätze wie "Vieles spricht dafür, dass hier Tiefgekühltes aus Fernost verkauft wurde" sind eben nur Vermutungen.

Bei der Kritik am Zutatenverhältnis in einer Nudel-Box fehlt zudem eine Einordnung. Denn wer in einem italienischen Restaurant Spaghetti mit Tomatensoße bestellt, wird nicht nur nicht überrascht, sondern sogar froh sein, dass das Verhältnis hier eindeutig zugunsten der Nudeln ausfällt. Ja, das ist ein hinkender Vergleich, aber die Aussage ist: Lege hätte beim Billig-Boxen-Beispiel sagen können, welches Verhältnis angemessen wäre.

Für einen Realitätscheck hat die Reportage aber trotzdem ein paar Handreichungen. "Stehen mehr als 30 Gerichte auf der Karte, ist das ein Zeichen für die Baukasten-Methode. Das heißt auch: In diesen Restaurants kommt wahrscheinlich Tiefgekühltes auf die Teller", erklärt beispielsweise die Off-Sprecherin. Außerdem gibt sie den Hinweis, dass Restaurant-Gäste, anders als im Supermarkt, auf der Speisekarte nicht sehen können, woher die Produkte stammen oder aus welcher Haltungsform. Einen Hinweis auf die Qualität der Lebensmittel, das zeigt die Reportage eindeutig, gibt es aber immer: den Preis.

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