In unteren Geldregionen greift Günther Jauch seinen Kandidaten in der Regel unter die Arme, wenn sie ein Brett vor dem Kopf haben. Warum auch immer: Dem sympathischen Justizvollzugsbeamten Christof Reuter verweigerte der Moderator, der sich am Montagabend zunächst generell miesepetrig präsentierte, die Hilfe. Der zweifache Vater musste mit 500 Euro die Heimreise antreten. Erst Nina Beckers toller Gesang hob die Laune des "Grumpy old Quizmaster".

Eine Kritik
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In den Sozialen Medien war man verwundert. "Schön zu sehen, dass wir beim 'Blitzableiter' alle gemeinsam rausgeflogen wären", war dort etwa zu lesen. "Dass Jauch aber auch nicht ein bisschen geholfen hat! Mega unsympathisch", stand an anderer Stelle. Und in der Tat: Günther Jauch schien am Montag tatsächlich mürrisch, denn er ließ den sympathischen Justizvollzugsbeamten und zweifachen Vater Christof Reuter kommentarlos untergehen.

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Kommentarlos deshalb, weil er der an sich in dieser Phase einer Spielrunde stets hilfsbereite Moderator dem 49-Jährigen, der ganz offensichtlich nervös war und den bis dahin immer erst späte Geistesblitze von der Leitung runtersteigen hatten lassen, nicht einmal einen Joker nahelegte. Konkret ging's um diese Frage für 1.000 Euro:

Wobei kann es sich laut Duden auch um eine Person handeln?

  • A: Rauchmelder
  • B: Feuerlöscher
  • C: Blitzableiter
  • D: Sprinkleranlage

"Der Feuerlöscher löscht Feuer. Eine Person, die Blitze ableitet, kenn ich nicht. Gut, ich kenne Personen, die Rauch melden, aber das ist ja ein bisschen Banane. Deswegen würde ich beim Feuerlöscher bleiben - Antwort B", referierte der deutlich angespannte Justizvollzugsbeamte in der Gegend herum. Jauch blieb stumm, die Antwort wurde eingeloggt.

"Nein, es ist nicht der Feuerlöscher. Wenn man an jemanden seine Wut, seine Aggression ableitet, dann sagt man: 'Ich musste hier wieder den Blitzableiter spielen'", klärte der Moderator anschließend strohtrocken auf. "Puh, Günni ist aber heut auch nicht mit seinem besten Fuß aufgestanden, oder? Bislang bisschen weirde Sendung", wunderte sich jemand auf Twitter.

Günther Jauch grantig, Kandidat grantig

Gymnasiallehrer Robert Köhler wollte es danach besser machen. Jauch offenbar nicht. So schob er dem 31-Jährigen aus Overath etwa ein mäßig freundliches "Das war aber eine sehr mühsame Geburt" rüber, nachdem dieser nicht gleich gewusst hatte, dass man Florenz - analog zum Spitznamen einer deutschen Landeshauptstadt - auch als "Arno-Dresden" bezeichnen könnte.

Schlechte Laune ist ansteckend, denn jetzt wurde auch Jauchs Gegenüber zunehmend unentspannter: "Puh, was sind denn das für Fragen?", zeterte der Pädagoge plötzlich. Doch mühsam ernährt sich bekanntlich das Eichhörnchen, und so wollte Jauch für bereits 64.000 Euro dies hier von Köhler wissen:

Was brachte es Presseberichten zufolge in der zweiten Januarhälfte bei eBay auf einen durchschnittlichen Verkaufserlös von 529 Euro?

  • A: Pokémon-Sammelkarten
  • B: Kelly-Family-CDs
  • C: 500-Euro-Scheine
  • D: Corona-Schnelltests

Köhler ging nur kurz in sich, warf dann aber ein lakonisches "Das war's!" aus, um mit 32.000 Euro die Heimreise anzutreten. "Wir sind gerade umgezogen und das wurde teurer als ursprünglich geplant. Meine Frau ist zudem schwanger. Da kann man dann das Geld schon ganz gut gebrauchen", so der Lehrer am Ende seines Auftritts. Wegen des Ausgabestopps vor zwei Jahren, waren es tatsächlich die 500-Euro-Scheine, die einen Verkaufserlös von 529 Euro brachten.

Jauch: "Schönste Stimme, die wir hier je hatten"

Vielleicht hätte der Justizvollzugsbeamte am Beginn der Sendung Verdis Gefangenenchor "Va, pensiero" darbieten sollen. Denn erst als die dritte Kandidatin, Gymnasiallehrerin Nina Becker, ein formidables "Largo" aus der Oper "Xerxes" von Georg Friedrich Händel zum Besten gab, streifte Jauch an diesem Abend endlich den "Grumpy old Man" ab.

"Wahnsinn! Warum Mathe, warum Biologie, warum nicht Musik?", so der nun besser Gelaunte zur Kandidatin, die, wie sie gestand, auch eine klassische Gesangsaubildung genossen hatte. "Das war so in 21 Jahren von WWM die schönste Stimme, die wir hier je hatten", so der Moderator weiter. Aber nicht nur mit den Stimmbändern wusste die sympathische Becker umzugehen. Auch in Jauchs Fragenparcours machte sie eine gute Figur. Mitunter auch in Kooperation mit dem Ehemann, so geschehen bei der Frage für 16.000 Euro:

Was haben die drei einwohnerreichsten Städte Österreichs gemeinsam?

  • A: liegen an der Donau
  • B: Name aus vier Buchstaben
  • C: heißen wie ihr Bundesland
  • D: Olympia-Austragungsorte

"Mir würde Wien und Graz einfallen - die hätten natürlich vier Buchstaben. Aber da hab ich den perfekten Joker, weil mein Mann ist Erdkundelehrer", offenbarte Becker, die auch tatsächlich zum Hörer griff. "Linz vielleicht noch", antwortete der Gemahl, der die Antworten C und D ausschließen konnte, als seine Frau Wien und Graz erwähnte. Goldkehlchen Becker präsentierte sich dann auch als Zockerin höchster Güte und ließ, obwohl keineswegs sicher, Antwort B einloggen, was Jauch mit 16.000 Euro belohnte sowie mit "Schöne Teamarbeit" kommentierte.

1.500. "Wer wird Millionär"-Folge am Donnerstag

Danach war auch für die zweifache Mutter aus Eitorf in Nordrhein-Westfalen Schluss. "Herr Jauch, das ist mir zu riskant. Ich nehm die 16.000 Euro und geh", meinte sie zum Moderator, nachdem dieser von ihr wissen hatte wollen, worum es seit einiger Zeit häufig gehe, wenn Lösungen für das "Problem der letzten Meile" diskutiert würden (Richtige Antwort: Um die Zustellung von Paketen). Wofür sie Geld ausgeben wird, wusste Becker noch nicht. Eine Möglichkeit: ein Pferd für die Tochter.

Am Ende der letzten regulären "Wer wird Millionär?"-Ausgabe schaffte es noch Kioskverkäuferin Cornelia Schubert in die Mitte zum Moderator. Sie steht derzeit bei 16.000 Euro, darf aber erst wieder nach der Sommerpause ran. Zuvor gibt's aber am kommenden Donnerstag die 1.500. Ausgabe von "Wer wird Millionär?". "Es gebe viele Überraschungen, hat man mir gesagt", so Jauch, dem selbst nicht verraten wurde, wer zur Jubiläumsausgabe kommen und was passieren wird.

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