Ob Markus Lanz jemals damit gerechnet hat, eines Tages so viel Aufmerksamkeit zu bekommen? Zumindest deren Ausformung und Ausdauer dürften ihn überrascht haben. Denn die riesige Aufmerksamkeit hat in seinem Fall nichts Gutes zu bedeuten: Nachdem in der vergangenen Woche das allgemeine "Lanz-Bashing" mit einer Online-Petition seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, steht die "Wetten, dass..?"-Ausgabe am Samstagabend besonders unter Beobachtung. Droht Markus Lanz sogar das Karriere-Aus?
Nein. Auch nach der ersten "Wetten, dass..?"-Ausstrahlung des neuen Jahres bleibt alles wie es ist: die Kritiker reißen
Man kann darüber streiten, ob Lanz ein geeigneter Moderator für "Wetten, dass..?" und seine Talkrunde ist oder nicht. Dass das Interview mit Sarah Wagenknecht "nicht optimal ablief" hat er inzwischen selbst eingesehen und sich dafür entschuldigt. Doch die Diskussion um die Fehler des Moderators ist einseitig, die Kritik nicht konstruktiv – "Lanz-Bashing" ist einfach groß in Mode. Es ist spaßig zu lesen, was der Lanz wieder alles falsch gemacht hat - nachdem man seine Sendung zuvor gesehen hat. Ist das paradox? Ja, ist es.
Man kann darauf wetten, dass das ZDF weiter an dem umstrittenen Moderator festhalten wird – selbst wenn er am Samstagabend zielsicher in jedes Fettnäpfchen tritt. Online-Petition hin oder her. Denn jede PR ist gute PR, besagt eine alte Marketing-Weisheit. Demzufolge kann dem Format nichts Besseres passieren, als leidenschaftlich diskutiert zu werden – wenn auch einseitig. Nur bei katastrophal schlechten Quoten würde der Sender den Gnadenschuss erwägen, doch das war 2013 mit durchschnittlich 7,5 Millionen "Wetten, dass..?"-Zuschauern nicht der Fall. Dass an diesem Samstagabend niemand einschalten wird, ist – dank der Aufregung um die Online-Petition – besonders unwahrscheinlich.
Es bleibt also alles beim Alten. Erst Fleischerbeil, dann Aufsammeln und Festhalten. Wer Markus Lanz tatsächlich auf der finalen Schlachtbank sehen will, der sollten vor allem eines sein: konsequent. Einfach mal der Versuchung widerstehen, "Wetten, dass..?" einzuschalten und zwanghaft nach neuen Belegen dafür zu suchen, dass es der Lanz einfach nicht bringt. Warum gleich zu einem wertvollen Mittel der Demokratie greifen, wenn es doch so viel einfacher geht?
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.