Ab dem 23. Oktober ist es wieder soweit: Die Viennale verwandelt Wien in eine Cineasten-Hochburg. Im Festival-Programm finden sich zahlreiche Highlights der aktuellen Filmkunst. Hier stellen wir Ihnen einige ausgewählte Werke vor und erklären, was diese Filmperlen so sehenswert macht.
"Amour Fou"
Worum es geht: Im Jahr 1811 begeht der deutsche Dichter und Dramatiker Heinrich von Kleist Selbstmord. Für diese Tat suchte er eine Begleitung und wurde in der todkranken Henriette Vogel fündig. Dieser historische Fall ist die Bühne, auf der die übersteigerte, romantische Idee des Doppelselbstmordes zu einer Groteske wird.
Warum Sie ihn nicht verpassen sollten: Für richtige Festival-Gänger ist der Eröffnungsfilm Pflicht, der nach seiner Weltpremiere in Cannes seine Österreich-Premiere auf der Viennale hat. Mit dieser österreichisch-deutsch-luxemburgischen Co-Produktion stellt die Wiener Regisseurin Jessica Hausner nach ihrem Pilger-Film "Lourdes" (2009) wieder ihr großes Können und Gespür für leise Töne unter Beweis.
Wem der Film gefallen könnte: Das ist etwas für Zuschauer, die gern über die Ambivalenz der Liebe diskutieren und deutschsprachiges Kino zu schätzen wissen.
"Clouds Of Sils Maria"
Worum es geht: Natürlich kann es nur zu Konflikten führen, wenn eine alternde Diva (
Warum Sie ihn nicht verpassen sollten: Hier kann Kirsten Steward endlich wieder beweisen, dass sie bereits zu den ganz großen Charakter-Darstellerinnen gehört und deutlich mehr kann, als in der "Twilight"-Serie von ihr verlangt wurde. Aber auch die restliche Besetzung trägt ihren Teil zu dieser dichten und melancholischen Milieu-Studie bei.
Wem der Film gefallen könnte: Für alle, die Hollywood gern durch eine europäische (in diesem Fall: französische) Brille betrachten möchten und sich über den Fokus auf weibliche Filmfiguren freuen.
"Mambo Cool"
Worum es geht: Drogen, Dealer, Prostituierte und die Leidenschaft für den Mambo – was nach einem kruden Südamerika-Gangerstreifen klingt, entpuppt sich als eigenwilliger Kunstfilm. In nur 60 Minuten entwickelt dieses Werk eine eigene Welt und eigenwillige Dynamik.
Warum Sie ihn nicht verpassen sollten: Die Kombination von philosophischen Gesprächen, hochstilisierten Bildern und einem exotischen Setting ist einer der ungewöhnlicheren Filmperlen des diesjährigen Festivals. Eine seltene Gelegenheit einen solches Werk auf der Leinwand zu sehen.
Wem der Film gefallen könnte: Genau das Richtige, wenn Sie sich für lateinamerikanisches Kino und Filme abseits der Mainstream-Erzählweise interessieren und sich auf filmische Experimente einlassen können.
"We Come As Friends"
Worum es geht: Die neokolonialistische Ausbeutung von Dritte-Welt-Ländern wird exemplarisch am Beispiel des Sudan gezeigt – das Filmteam dokumentiert den Raubbau an Menschen und Umwelt in Afrikas größtem Land, das sich zu dieser Zeit gespalten hat.
Warum Sie ihn nicht verpassen sollten: Regisseur Hubert Sauper wurde 2006 bereits für seine Afrika-Dokumentation "Darwin's Nightmare" für den Oscar nominiert und mehrfach ausgezeichnet. Hier begibt er sich wieder auf eine ebenso sehenswerte wie beunruhigende Reise.
Wem der Film gefallen könnte: Wer gern mutige Filmemacher begleitet und sich nicht vor der ungemütlichen Wahrheit scheut, kommt voll auf seine Kosten.
"Turist"
Worum es geht: Eine Familie sieht das nahende Ende kommen: Am winterlichen Urlaubsort löst sich eine Lawine. Während Mutter Ebba sich um die Kinder kümmert, flieht Vater Tom auf eigene Faust. Obwohl der Schnee keine Opfer fordert, steht die Familie nun einer ganz anderen Katastrophe gegenüber.
Warum Sie ihn nicht verpassen sollten: Der skandinavische Film widmet sich mit einer äußerst geschickten Wendung den Fragestellungen: Entspricht das Rollenbild vom Mann als Beschützer der Familie noch der Realität? Falls nicht - muss eine moderne Familie daran scheitern?
Wem der Film gefallen könnte: Für Fans von (Familien-)Dramen, die nicht deprimieren wollen, sondern neugierig machen und bei aller Tiefgründigkeit gut unterhalten.
P.S. Es müssen nicht immer die neuen Filme sein: Unter den Specials ist die Retrospektive "A Dangerous Method – Ein Tribute an den Schauspieler Viggo Mortensen" besonders empfehlenswert.
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