Seit vergangener Woche läuft die dritte Staffel von "True Detective". Ein knallharter Ermittler verfolgt einen ebenso mysteriösen wie unheimlichen Fall über eine Zeitspanne von mehr als drei Jahrzehnten. Die neuen Folgen scheinen durchaus das Potenzial zu haben, an die famose erste Staffel anzuknüpfen.
Hätte "Matrix" zwei Fortsetzungen gebraucht? Muss es wirklich immer wieder neue "Star Wars"-Filme geben? War der vierte Teil von "Indiana Jones" tatsächlich nötig? Wohl eher nicht.
Es ist so eine Sache mit Fortsetzungen. Vor allem, wenn das Original ein Meisterwerk war. Denn dann ist die Fallhöhe groß.
Ein solches Meisterwerk war die erste Staffel von "True Detective". Die düstere Story um die beiden Ermittler Rustin Cohle (
Nur ein Jahr später folgte die zweite Staffel, mit
Dies ging sogar so weit, dass Programmchef Michael Lombardo vom auftraggebenden US-Sender HBO sich entschuldigte. Er habe den Drehbuch-Autor und "True Detective"-Schöpfer Nic Pizzolatto gedrängt, auf die erfolgreiche erste Staffel schnell eine zweite folgen zu lassen. Zu schnell, wie sich später zeigte.
Immer noch gute Unterhaltung, aber mit einer sperrigen und komplizierten Handlung versehen, schaffte es die zweite Staffel nicht annähernd aus dem Schatten der ersten.
Der Zeitraum der Handlung erstreckt sich über 35 Jahre
Lange war unklar, ob es überhaupt eine dritte Staffel geben würde. Doch in der letzten Woche ist die Fortsetzung der Fortsetzung nun angelaufen. Und die große Frage ist, an welche Staffel die acht neuen Folgen anschließen können.
Die Handlung ist abermals in sich abgeschlossen, im Mittelpunkt steht diesmal der Detective Wayne Hays (
"Es geschah am 7. November 1980. Ein Freitag. Ich weiß noch, an dem Tag ist Steve McQueen gestorben", erinnert sich Detective Hays im Jahr 1990. Auch zehn Jahre später lässt der Fall den Polizisten nicht los.
Erzählt wird die Handlung nämlich in drei Zeitebenen. Der knapp 30 Jahre alte Hays ermittelt im Jahr 1980, zehn Jahre später wird der Detective zu dem noch immer nicht abgeschlossenen Fall befragt.
Und im Jahr 2015 steht der längst ergraute und in den Ruhestand versetzte Polizist für eine TV-Dokumentation über den mysteriösen Fall Rede und Antwort.
Dass dies funktioniert, ist zum einen den guten Maskenbildnern zu verdanken, zum anderen dem überzeugenden Spiel von Oscar-Preisträger Mahershala Ali, im echten Leben übrigens 44 Jahre alt.
Bedrohliche Atmosphäre in der Provinz
Detective Hays ermittelt in einer düsteren Welt mit reduzierten Farben, Braun- und Grautöne dominieren die Bilder aus der amerikanischen Provinz, der Soundtrack sorgt für eine bedrohliche Stimmung.
Hays befragt die Landbevölkerung, er spricht mit den Eltern und Lehrern der Kinder. Schließlich findet er ein verlassenes Fahrrad, eine Leiche und mysteriöse Strohpuppen, die das ganze Geschehen noch unheimlicher wirken lassen.
Faszinierend ist aber vor allem der Ermittler selbst. Ein harter Mann, der in den ersten eineinhalb Folgen nicht ein einziges Mal lächelt und sich auch im weiteren Verlauf damit schwertut.
Im Vietnamkrieg wurde er als Aufklärer hinter den feindlichen Linien eingesetzt. Man darf vermuten, dass er dort schlimme Dinge gesehen hat. In seiner Freizeit spürt er Wildschweinen nach, Hirsche jagt er mit Pfeil und Bogen, um die Chancengleichheit zu wahren.
Die Vergänglichkeit der Zeit als zentrales Motiv
Anders als in den anderen Staffeln von "True Detective" scheint sein Partner Roland West (Stephen Dorff) zumindest in den ersten beiden Folgen nicht über die Rolle des Sidekicks hinauszukommen.
Alles dreht sich um Detective Hays, dessen Leben in den drei Zeitebenen ausgebreitet wird. Die Serie wird somit auch zu einer Chronik des Lebens des Ermittlers, es geht um Erinnerungen und Vergänglichkeit, generell scheint die Zeit und ihr Fortschreiten eines der Hauptmotive der Staffel zu sein.
Das ist faszinierend und packend zugleich, vom ersten Moment an will man wissen, was mit den Kindern geschehen ist und wie es mit Detective Hays weitergeht.
Ob die dritte Staffel dabei an die großartige erste Staffel von "True Detective" anknüpfen kann, ist nach zwei Folgen noch nicht abschließend zu beantworten. Aber wie es scheint, ist den Serienmachern um Nic Pizzolatto diesmal eine Fortsetzung gelungen, die sich auf den Spuren des übergroßen Vorgängers befindet.
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