Im ORF/ZDF-Krimi "Die Toten von Salzburg" prallen Gegensätze aufeinander: Bayern und Salzburg, ein junger Kommissar im Rollstuhl und ein älterer Einzelgänger. Ansätze sind da, aber die richtig guten Ideen bleiben aus.
Der junge Major Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) hat einen neuen Mordfall. Um an die Leiche heranzukommen, muss er sich jedoch recht anstrengen: Er sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl und kann sich nur mühsam über den Waldboden bewegen.
Dem Leichenbeschauer am Tatort dämmert nur langsam, dass es sich bei dem Rollstuhlfahrer um den ermittelnden Salzburger Kriminalkommissar handelt.
Weil der Tote an einer Stelle im Wald liegt, die zwar österreichischer Boden ist, aber nur über Bayern zu erreichen ist, ermittelt auch die Traunsteiner Polizei. Deren Kommissar Hubert Mur (
Als er merkt, dass es sich um den Kollegen aus Salzburg handelt, fragt er kopfschüttelnd den Leichenbeschauer: "Der Rollmops ist euer Neuer?"
Zwei Kommissare im Streit
Man merkt: Die beiden Kommissare werden es nicht leicht haben miteinander. Vor allem Mur ist ohnehin schon ein ungeduldiger Einzelgänger, der wenig Lust hat, sich mit einem Österreicher im Rollstuhl abzugeben.
Die beiden Kriminalisten frotzeln, wann immer sie aufeinander treffen, und behindern sich eigentlich mehr in den gegenseitigen Ermittlungen, als dass sie sich helfen.
Der Fall erweist sich aber nicht nur wegen der persönlichen Spannungen als harte Nuss. Der Presse wird erklärt, dass der Tote bei einem Jagdunfall gestorben sei – was sich gefesselt, geknebelt und ohne Gewehr als schwierig herausstellen dürfte.
Und die Zahl der möglichen Täter ist lang: Darunter befinden sich zum Beispiel die Ehefrau des Toten, von der er sich scheiden lassen wollte, und die vielen Geschädigten, die bei seinen Anlagebetrügereien eine Menge Geld verloren haben.
Salzburg schön in Szene gesetzt
"Die Toten von Salzburg" punktet mit dem unverbrauchten Schauplatz Salzburg. Der ursprünglich als Salzburger SOKO-Ableger geplante Krimi setzt die Stadt effektiv in Szene, fängt Festung und Festspielhaus ebenso ansehnlich ein wie Kapuzinerkloster und Kapitelplatz.
Überhaupt haben die Macher ein gutes Auge für Schauplätze – zum Beispiel, wenn der Obduktionssaal einmal kein unangenehmes Kellerloch ist, sondern ein moderner, heller Raum mit Blick über die Stadt.
Sichtliches Vergnügen haben Florian Teichtmeister und Michael Fitz, die beiden Kommissare, an ihren kleinen Wortgefechten.
Fitz darf als grantiger Bayer eine unverschämte Anmerkung nach der anderen loswerden und seine Umwelt herrlich respektlos behandeln.
Teichtmeister kann seine komödiantische Seite vor allem in solchen Szenen ausspielen, wo Menschen mit dem Umstand kämpfen, dass der unscheinbare Mann im Rollstuhl der Leiter einer Mordermittlung sein soll.
Zu brave Krimi-Kost
Letztlich ist "Die Toten von Salzburg" aber viel zu brave Krimikost. Alles bleibt hübsch ordentlich in dem Schema, das man von hunderten von anderen Krimis kennt: Leichenfund, origineller Kommissar (oder kauziges Duo), Berge von Verdächtigen, intensive Verhöre, Obduktion, kurze Action, vermeintliche Auflösung des Falls, richtige Auflösung.
Von den Verdächtigen ist wie gewohnt einer so immens verdächtig, dass er es unmöglich sein kann – während der Täter freilich dann die Person ist, die irgendwie übrig bleibt.
Drolliger Humor und Ernsthaftigkeit
Auch die Inszenierung der deutsch-österreichischen Koproduktion bleibt im Handelsüblichen verhaftet. Look, Kamera, Musik – alles handwerklich in Ordnung, aber nie aus der Masse herausstechend. Dasselbe gilt wie die Mixtur aus drolligem Humor und kriminalistischer Ernsthaftigkeit.
Dass "Die Toten von Salzburg" mehr mit putzigen Typen als mit komplexen Figuren beschäftigt ist, merkt man immer wieder an Kleinigkeiten – zum Beispiel, wenn der Hofrat Palfinger zurechtweist, er solle "nicht immer so renitent" sein, obwohl er ihn nur eine Szene zuvor kennengelernt hat.
Vor allem Florian Teichtmeister, der den Rollstuhlfahrer Peter Palfinger mit sichtlichem Eifer und vergnüglichem Witz verkörpert, hätte mehr Tiefgang in der Geschichte verdient.
Leider bietet das Drehbuch auch für seine Figur zu wenig Fleisch: Szene um Szene folgt dieselbe Konstellation, in der ihn jemand entweder völlig unterschätzt oder von oben herab behandelt, weil er im Rollstuhl sitzt.
Dass Menschen meist bemüht sind, so einen Umstand gar nicht anzusprechen und sich stattdessen gern betont korrekt und freundlich geben, kommt den Skriptschreibern nicht in den Sinn.
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