In der österreichischen Filmkomödie "Baumschlager" verkörpert der Kabarettist und Schauspieler Thomas Stipsits einen UN-Soldaten, der mit seinen amourösen Verwicklungen für eine militärische Krise sorgt.
Er ist schon ein wahrer Frauenheld, dieser Werner Baumschlager (gespielt von Thomas Stipsits): Nicht nur, dass er daheim in Österreich seine Frau (Gerti Drassl) beglückt, hat er auch noch bei seinem Job als UN-Soldat am Golan eine Liebschaft mit einer israelischen Soldatin und einer libanesischen Generalstochter.
Als die Geheimnisse des tollpatschigen Frauenverstehers ans Licht kommen, hat er neben der eifersüchtigen Gattin allerdings noch weit größere Probleme - denn plötzlich sind auch noch ein Verbrecher-Clan und die UNO hinter ihm her. Regie bei der schräg-absurden Komödie führt Harald Sicheritz, der mit Filmen wie "Muttertag" den österreichischen Kabarettfilm entscheidend prägte.
Wir haben mit Thomas Stipsits über seine Rolle in "Baumschlager", den Traum, Kino zu machen und die Grenzen von Humor gesprochen – und darüber, warum der 34-Jährige so gar kein Womanizer ist.
Warum hat Werner Baumschlager solch einen Erfolg bei den Damen?
Thomas Stipsits: Die Frauen finden ihn sympathisch, er ist nicht der klassische Womanizer. Hinzu kommt: beide Frauen sehen ihn ihm die Chance, aus ihrem bisherigen Leben hinaus zu kommen. Er ist so etwas wie die Eintrittskarte in ein anderes Leben.
Die Story der jungen Frau aus dem Libanon, die sich unsterblich in den UN-Soldaten verliebt, beruht übrigens auf einer wahren Geschichte. Ich weiß allerdings nicht, wie das dann ausgegangen ist.
Was mögen Sie persönlich an Werner Baumschlager?
Ich finde es sympathisch, dass er so schüchtern ist – das deckt sich in gewisser Weise mit meiner Vita: Wenn meine Frau Kathi mich damals bei unserem Kennenlernen nicht angesprochen hätte, hätte ich das wohl nicht getan.
Wie haben Sie sich kennengelernt?
Wir haben uns in der Roten Bar des Wiener Volkstheaters kennengelernt. Und als ich sie gesehen habe, habe ich mir nur gedacht: "Die ist eigentlich eine Nummer zu groß für mich."
Ich war nie der große Frauenansprecher, da fehlen mir das Talent und die Offenheit. Jetzt habe ich das ja zum Glück nicht mehr nötig.
Was hat Sie überzeugt, am Film mitzumachen?
Harald Sicheritz. Seine Filme wie "Muttertag" und "Poppitz" – das waren meine Filme, Filme die mich geprägt haben. Es war schon ein Jugendtraum von mir, mit ihm zu drehen.
Ich durfte dann bei seiner Komödie "Bad Fucking" mitspielen. Ich habe ihn bis dahin nicht gekannt und war sehr erleichtert, dass am Set die Chemie zwischen uns gestimmt hat.
Außerdem hat mich bei "Baumschlager" die Geschichte interessiert: Dass der eigentlich sehr ernsthafte Konflikt zwischen Israel und dem Libanon auf durchaus humorvolle und mitunter auch absurde Weise thematisiert wird.
Wie sind die Dreharbeiten in Israel verlaufen?
Wir haben viele Szenen an der Grenze zum Libanon gedreht und wurden dabei sehr genau beobachtet. Man wird auch viel kontrolliert. Das ist man, wenn man etwa aus der EU kommt, gar nicht gewohnt.
Die Menschen in Israel leben deshalb auch sehr momentbezogen habe ich den Eindruck. Weil man nie weiß, was der nächste Moment bringt und die Bedrohung eine ganz andere ist.
Hat es auch überraschende Momente gegeben?
Es gibt im Film eine Szene in der ich drei Ziegen auf einen Pick-Up lade. Die Tiere waren mitunter nicht sehr kooperativ und sind regelrecht vor mir geflüchtet.
Da musste man bei jedem neuen Take schauen, was passiert und konnte nichts planen. Ziegen sind wirklich schwierige Filmpartner, ich würde sogar sagen, dass sie echt Diven sind.
"Baumschlager" enthält viel schwarzen Humor. Darf Humor alles?
Nein, nicht alles. Wenn es gegen Minderheiten oder Menschen mit Behinderung geht finde ich das nicht mehr lustig. Das ist dann auch meine persönliche Grenze. "Baumschlager" ist vordergründig ein sehr humorvoller Film, der sich aber mit einem ernsten Thema befasst.
Es wird allerdings nie mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet. Man merkt, dass die Autorin aus Israel kommt und mit den Verhältnissen dort vertraut ist.
Was finden Sie persönlich lustig?
Ich finde absurde Situationen lustig in denen man sich mit den Figuren identifizieren kann, so wie zum Beispiel in dem deutschen Spielfilm "Man spricht Deutsch". Oder auch eine Geschichte, die mir Lukas Resetarits einmal erzählt hat.
Er ist in der Straßenbahn gesessen und ihm gegenüber war ein Ehepaar. Der Mann hat lange und ausgiebig über die französische Außenpolitik gesprochen. Zum Abschluss seines Monologs schaut ihn die Frau an und sagt nur "Du, wir müssen noch das G’selchte zur Tante Hermi bringen …" Deshalb liebe ich es, Personen in der Öffentlichkeit zu beobachten und mir so Inspiration für meine Rollen zu holen.
Sie sind durchs Kabarett bekannt geworden, spielen aber mittlerweile auch viel in Film und Fernsehen. Woran hängt Ihr Herz mehr?
Ich bin schon ein Mann der Bühne, denn dort bekommt man die direkten Reaktionen des Publikums mit. Es war allerdings immer auch ein großer Traum von mir, Film zu machen. Dass ich jetzt mit "Baumschlager" neben der Bühne auch noch meine erste Hauptrolle spielen darf ist also echter Luxus.
Was bedeutet diese erste Hauptrolle für Sie?
Ich bin generell immer sehr gut vorbereitet, so intensiv wie für "Baumschlager" habe ich mich aber noch nie vorbereitet. Man geht mit einer ganz anderen Verantwortung in solch ein Projekt. Ich habe deshalb auch versucht, Werner Baumschlager so darzustellen, dass die Zuschauer ihn trotz seiner ganzen Handlungen nicht unsympathisch finden.
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