Drei kurze Fragen - drei lange Antworten. Benedict Cumberbatch im Interview über Alan Turing und seinen neuen Film "The Imitation Game".

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Sie machen sich für die Rechte von Homosexuellen stark - war das einer der Gründe, weshalb Sie die Rolle von Alan Turin übernehmen wollten?

Benedict Cumberbatch: Nein, das war nicht speziell der Grund. Ich habe mich entschlossen, die Rolle zu spielen, weil ich davon überzeugt bin, dass seine Geschichte, seine individuelle Geschichte, abgesehen von den Randproblematiken, wichtig ist. Er hat für seinen Beitrag für die Welt und sein tragisches Ende bisher viel zu wenig Anerkennung erfahren. Und die Idee eines Films ist es ja, eine Geschichte für ein größeres Publikum interessant zu machen. Turing war ein - vergleicht man es mit dem, was er erreicht hat - ein völlig unterschätzter Mensch.

Dass er eine Schwulenikone geworden ist, ist natürlich auch sehr wichtig. Er hat in einer Ära mit schlimmen Vorurteilen gelebt. Aber es ging nicht nur darum, dass er schwul war, sondern auch darum, dass er sein Schicksal akzeptiert und damit seine eigene Natur einfach zugelassen hat. Und das ist einer der Gründe, weshalb er ein Held war.

Haben Sie irgendetwas von Turing gelernt?

Ich habe viel von Turing gelernt. Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Er war der Vater der modernen Computerwissenschaft. Er hat durch seine Arbeit mit Algorithmen, die noch heute bei modernen Suchmaschinen wie Google verwendet wird, im Zweiten Weltkrieg den Enigma-Code geknackt, die Nazis besiegt und damit einem Land Demokratie gebracht, das sich später von ihm abgewandt und ihn bestraft hat.

Alles, was ich von ihm gelernt habe, hat allerdings weniger mit diesen Schlagzeilen zu tun, sondern mehr mit seinem Wert als Individuum. Dinge, die ich als Schauspieler über ihn persönlich gelernt habe, sind zum Beispiel, dass er witzig war, manchmal zwar unabsichtlich, meistens aber absichtlich; dass er jemand war, der im Team arbeiten konnte; der nicht autistisch war oder Asperger-Syndrom hatte. Seine Unterschiede zu anderen Menschen waren aus den äußeren Umständen geboren.

Er ist wirklich eine Inspiration. Es ist traurig, dass er noch immer ein Symbol für Verfolgung und Vorurteile in einer Ära ist, die scheinbar schon lang vergangen und in Wahrheit noch nicht einmal hundert Jahre her ist - und auch heute noch Einfluss hat.

Sie gelten als ein Favorit auf den Oscar in der Kategorie "Männlicher Hauptdarsteller". Haben Sie schon eine Dankesrede vorbereitet?

Nein, natürlich nicht. Es ist sehr schmeichelhaft, dass der Film überhaupt Aufmerksamkeit bekommt. Und wenn meine Leistung dazu beiträgt, ist das natürlich toll. Wie schon gesagt, für mich ist es sehr wichtig, dass Turings Geschichte ein breites Publikum erreicht. Das freut mich wirklich für ihn. Und es ist natürlich eine schöne Bestätigung für die Arbeit, die wir geleistet haben. Im Wesentlichen heißt es doch, dass so mehr Menschen den Film sehen und das ist gut.

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