Joko Winterscheidt hält sich bei der Moderation von "Wer stiehlt mir die Show?" traditionell ein bisschen zurück. Umso mehr können seine Kandidaten dann mit ihren Einfällen glänzen, sollten sie ihm einmal die Show gestohlen haben. Genau das machte Klaas Heufer-Umlauf am Sonntagabend. Mit Explosionen, einem brennenden Hut – und einem nackten "Magier".

Christian Vock
Eine Kritik
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"Du wirst am Sonntag, so viel sei gespoilert, mit das aufwändigste Opening in der Geschichte von dieser Show haben"‚ verriet Thomas Schmitt bereits im Vorfeld der TV-Ausstrahlung von "Wer stiehlt mir die Show?". Schmitt ist Geschäftsführer von Florida TV, der Produktionsfirma, die hinter "Wer stiehlt mir die Show?" steckt, und plauderte in der neuesten Folge des gemeinsamen Podcasts "Baywatch Berlin" mit Klaas Heufer-Umlauf übers Fernsehshowmachen.

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"Am Ende will man ja doch irgendwie eine Stimmung herstellen und diesen kleinen unerklärlichen Moment, warum man irgendwas toll findet als Zuschauer, treffen. Wenn man da nicht so etwas wie Berufsethos an den Tag legt, dann kann man das auch alles in der Pfeife rauchen, dann macht das auch alles keinen Spaß", erklärte Heufer-Umlauf daraufhin seinen eigenen Antrieb. Das berühmte hehre Ziel also, aber ist Heufer-Umlauf am Sonntagabend und mit seinem "aufwändigsten Opening" diesem Ziel in der neuesten Ausgabe von "Wer stiehlt mir die Show?" näher gekommen?

Zur Erinnerung: Bei der aktuellen Staffel von "Wer stiehlt mir die Show?" spielen Klaas Heufer-Umlauf, Sarah Connor, Lena Meyer-Landrut und diesmal "Normalo"-Kandidat Simon aus Kiel pro Show mehrere Quizrunden gegeneinander. In bestimmten Abständen fliegt der jeweils Punktletzte raus, der Gewinner spielt das Finale gegen Moderator Joko Winterscheidt. Der Gewinn: Die Moderation der nächsten Ausgabe. Am vergangenen Sonntagabend gelang genau dies Heufer-Umlauf nach zwei gescheiterten Versuchen in den Ausgaben zuvor – was zu bereits erwähntem "aufwändigsten Opening" in der Geschichte der Show führte.

Klaas Heufer-Umlauf: "Eine Absage an die Bescheidenheit"

Dort betritt zunächst Moderator Joko Winterscheidt mit einem Zettel in der Hand das Studio. Er solle für Heufer-Umlauf checken, ob das Publikum überhaupt bereit ist für seinen Auftritt. Ist es, und so startet der Countdown, an dessen Ende Heufer-Umlauf singend aus einem Flugzeug springt, um dann im Smoking vermeintlich durch die Studiodecke zu krachen. Heufer-Umlauf steht auf, flirtet mit Kollegen und Publikum, tanzt singend durchs Studio und singt tanzend mit Meyer-Landrut im Glitterregen, während Tänzerinnen um die beiden herumwirbeln.

"Eine Absage an die Bescheidenheit" sei diese, seine Ausgabe, erklärt Heufer-Umlauf, als er das Publikum begrüßt und verspricht "eine Show der Sensationen". Die erste dieser Sensationen kündigt Heufer-Umlauf aber erst einmal nur an: "Ich starte jetzt mal diese Countdown-Uhr", erklärt er und schon läuft am Bildschirmrand eine Uhr von 47 Minuten und 3 Sekunden an rückwärts. "Einen ganz speziellen Gruß aus der Küche", verspricht Heufer-Umlauf am Ende des Countdowns, denn "Quiz war gestern, Quiz mit Sensationen, das ist die Zukunft und die beginnt genau jetzt!"

Keine Sensation, aber doch eine Erwähnung wert, ist hingegen die Tatsache, dass Sarah Connor diesmal wegen einer schweren Erkältung passen muss. Für sie springt Katrin Bauerfeind ein, die normalerweise das Finale moderiert. Doch bevor "die Zukunft beginnt", hat Heufer-Umlauf Winterscheidts Studioband in "The Sensationals" umbenannt und das Publikum vorab gebeten, sich "sensationell anzuziehen". Außerdem steht neben Heufer-Umlauf ein "Sensationsbuzzer". Wenn der gedrückt wird, sollen die Zuschauer eine "Instant-Party" feiern und ein paar Sekunden tun, "was der Rhythmus in ihrem Körper befiehlt".

Heufer-Umlauf brennt der Hut

So weit die Rahmenbedingungen und dann sollte es losgehen mit den versprochenen Sensationen. Die obligatorische erste Runde, "die leichten Fünf" dichtet Heufer-Umlauf wenig sensationell in "die sensationell leichten Fünf" um, sonst bleibt alles gleich. Auch das nächste Spiel "die faulste Band der Welt" ist nur wenig sensationeller. Die Studioband spielt Songs erst ganz langsam, um dann schneller zu werden und die Kandidaten erraten dann den Songtitel. So weit, so unsensationell, beim nächsten Spiel hat Heufer-Umlauf dann aber ein Ass im Ärmel – beziehungsweise auf dem Kopf.

Der Moderator setzt sich einen Sombrero auf, der auf Knopfdruck anfängt, zu brennen. Warum? "Jetzt werde ich mit diesem brennenden Hut die Regeln erklären und schon ist es witzig und 'ne Sensation." Das mag für den brennenden Hut gelten, das anschließende Quiz ist dann nicht wirklich von einem nicht-sensationellen zu unterscheiden. Auch nicht, als Heufer-Umlauf den Hut mit einem Feuerlöscher löscht, als es ihm zu heiß unter der Krempe wird. Bis hierhin also viel Budenzauber, aber noch keine Sensation.

Die kommt aber, als der Countdown abgelaufen ist. "Es wird was Verstörendes sein", verspricht Heufer-Umlauf und lässt den vermeintlichen Illusionisten "Detlef Flame" an einem brennenden Seil unter die Studiodecke ziehen, angeblich, damit dieser sich befreit, bevor das Seil reißt. Doch Heufer-Umlauf hat anderes vor. Auf Anweisung des Moderators saust plötzlich die Hose des Illusionisten herunter und lässt diesen so "unten ohne" in der Luft baumeln. Und mit "unten ohne" ist tatsächlich "unten ohne" gemeint.

Winterscheidt holt sich seine Show zurück

Das Publikum johlt, ob aus Amüsement oder der angesprochenen Verstörung. "Ich muss gleich anfangen zu heulen", versucht Lena Meyer-Landrut ihren Gemütszustand zu beschreiben, während der noch immer nackt baumelnde "Illusionist" von der Decke geholt wird. Man mag diese Situation witzig finden oder nicht, aber wenn Joko Winterscheidt seine Show als Preis ausschreibt, gibt er dem Gewinner damit eben immer auch den Raum, damit zu machen, was er möchte. Es ist das Einzigartige an Winterscheidts Show, dass er seinen siegreichen Gästen die Möglichkeit gibt, der Show ihren ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.

Und genau das macht Heufer-Umlauf am Sonntagabend, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein nackter Mann, der von der Decke hängt, ist eben der Humor von Heufer-Umlauf, wie man ihn aus vielen seiner anderen Shows kennt, und solche Momente gibt es einige am Sonntagabend – wenn auch in der angezogenen Version. So müssen Winterscheidt und Co. einmal Quizfragen beantworten, dürfen dabei aber nicht auf Explosionen im Hintergrund reagieren, ein anderes Mal können sie den Buzzer nur auslösen, indem sie eine spezielle Aufgabe lösen.

Das ist mal spannend, mal kurios, mal witzig und immer unterhaltsam, nur eines ist es nicht: sensationell. Vielleicht hätte sich Heufer-Umlauf nicht das Motto "Sensation" aussuchen sollen, denn wenn man Sensationen verspricht – egal, ob ironisch gemeint oder nicht – dann muss man auch Sensationen liefern und nicht nur witzige Einfälle. Definitiv keine Sensationen, sondern eine "ganz normale" Ausgabe wird es am kommenden Sonntag geben, denn Joko Winterscheidt holt sich seine Show diesmal von Heufer-Umlauf zurück. Der setzt sich nach der Niederlage noch einmal im Bademantel ans Klavier und spielt Udo Jürgens' "Zehn nach elf". Auch keine Sensation, aber einfach ein schöner Moment. Und das reicht ja manchmal auch.

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