Die fünfte Folge der ATV-Abnehmshow weckt unangenehme Erinnerungen an die Schulzeit – zumindest dann, wenn man von einem unerbittlichen Sportlehrer um den Platz gehetzt wurde. Die Fernseh-Sklaventreiber haben gleich mehrere Opfer.
Die aktuelle Folge von "Der Speck muss weg" widmet sich einer der wohl unbeliebtesten Berufsgruppen der Welt. Nein, die Rede ist nicht von Politikern oder Versicherungsvertretern. Viel schlimmer: Es geht um den Sportlehrer.
Feldwebel Frank
"Auf geht's! A bissl geht no! Hopp, hopp! Nur nicht schlappmachen!", hört man Trainer Christopher Frank auch schon im zackigen Feldwebelton bellen, während sein Opfer Ines den Berg heraufkeuchen muss. "Komm! Geht scho! Nicht stehenbleiben!"
Man wusste ja schon zu Schulzeiten nicht, was aggressiver macht. Sind es die ununterbrochenen Anfeuerungsrufe, dank der die komplette lautstark Umgebung darüber informiert bleibt, dass man konditionsmäßig nicht auf der Höhe ist? Oder ist es die frustrierende Tatsache, dass man selber auf dem letzten Lungenviertel dahinröchelt, während der Angeber vorne offenbar beim Dauerlauf genug Luft hat, permanent herumzuplärren?
"Du kannst mich auf dem Weg nach oben verfluchen", erlaubt Schinder Frank seiner Schülerin – aber die hätte es bestimmt so oder so gemacht. Irgendwo auf der Sportlehrerschule gibt es wohl ein Seminar darüber, wie man Mordgelüste weckt, um ungeahnte Energien freizusetzen.
Oben sind Sklaventreiber und Opfer wieder gute Freunde: Sie genießen den Ausblick auf Wien und umarmen sich. Es ist Franks Glück, dass Ines keine Reserven mehr hat – sie würde den Fitness-Coach wahrscheinlich packen und über das Geländer in den Abgrund werfen.
Richard hungert sich reich
Doch bei einem Opfer bleibt es nicht - Franks Kollege Christopher Wolf sucht seinen Schützling Richard auf. Der hatte zwar angefangenem zu trainieren, aber plötzlich keine Zeit mehr, sich zum Sport zu verabreden - und brach den Kontakt mit den Abnehm-Coaches dann ganz ab. Der Verdacht drängt sich auf, dass er an keiner engeren Beziehung mit ihnen interessiert ist.
Schließlich kann der Wolf im schlanken Pelz den Abtrünnigen doch noch konfrontieren. Richard hat einen neuen Job und findet deswegen keine Zeit zum Trainieren – und außerdem hat er befürchtet, ohnehin nur von seinen Trainern beschimpft zu werden, wenn er keine Abnehmerfolge vorzuweisen hat.
Aber Wolf will Richard gar nicht bestrafen, sondern belohnen: Er stellt ihm (wie auch schon den anderen Kandidaten der Show) hübsche Geldsummen für jedes verlorene Kilo in Aussicht. Und weil der Sportunwillige immerhin ein Kilo unter seinem Startgewicht liegt, kriegt er auch prompt einen Geldsack dafür.
Wieso bieten eigentlich die Sportlehrer an der Schule nie Geld für Leistungen an? Immerhin kann man doch quer durch die Geschichte sehen, wie besonnen und vernünftig der Mensch bei Aussicht auf Reichtum reagiert hat. Auch Abnehmen macht mit Mammon mehr Spaß – was sollte schon schiefgehen, wenn man für etwas mehr Geld noch etwas mehr hungern soll?
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