Wochenlang haben die Kandidaten von "Der Speck muss weg" geschwitzt, geflucht und gehungert, heute stellen sie sich dem Tag der Abrechnung: Im Finale der Show werden sie für ihre Mühen belohnt und gefeiert. Mehr Happy End geht kaum - vor allem für die Macher.

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Es war eine harte Zeit, die die Freiwilligen in der ATV-Abnehmshow "Der Speck muss weg" durchstehen mussten. Nicht nur, dass sie ihre überflüssigen Pfunde loswerden sollten - sie mussten nebenbei auch noch die hypermotivierten Sportlehreransprachen der Coaches aushalten und sich auf Steinzeitreise in Sachen Ernährung begeben.

Nicht alle Kandidaten haben das geschafft, aber davon lässt sich die Sendung die gute Laune im Finale nun wirklich nicht verderben: Der abtrünnige Richard und die unmotivierte Janine wurden schon in den vorigen Folgen abgefrühstückt, heute sind die Sieger an der Reihe.

Die werden für ihren letzten Fernsehauftritt noch einmal ordentlich herausgeputzt. Gegen den betriebenen Aufwand wirken die alljährlichen Opernball-Vorbereitungen von Richard Lugner fast beiläufig: neue Klamotten, Limousinen, Freudentränen, Umarmungen, Luxus, eigene Stylisten, Blasmusik, komplett angekarrte Familien. "Das wird etwas dauern", meint Coach Wolf vor dem Makeover von Ines, aber niemand merkt, dass es zur Ankündigung charmantere Sätze gäbe.

Werbung für die Coaches

So werden sie alle belohnt für ihren Einsatz: eine hat zwanzig Kilo abgenommen, die nächste dreißig, für jedes verlorene Kilo gibt es Geldsäcke. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch alle Ärzte ohne Fernsehteam im Haus ihren Patienten solche monetären Anreize bieten: Geld sorgt schließlich stets dafür, dass der Mensch rational handelt.

Aber eigentlich ist es nur fair, dass die Teilnehmer ein wenig abkassieren können: Immerhin haben sie ja brav an einer Dauerwerbesendung für die Dienste des Ernährungs- und Trainingsunternehmens C&C Systems mitgewirkt. Das ist die Firma der beiden Coaches Wolf & Frank, die hier ihren Schützlingen mit unendlicher Fürsorge gleich auch ihre hauseigenen Produkte angedreht haben.

Überhaupt verkaufen die zwei Abnehmhelden nicht nur Proteinshakes mit ihrem eigenen Konterfei, sondern retten nebenbei auch noch Leben: Bei den Untersuchungen zum Gewichtsverlust stieß der Doktor bei Kandidat Bernie prompt auf eine Leukämie-Erkrankung - deren erfolgreiche Behandlung jetzt als Verdienst der Sendung verkauft wird. Ein noch größerer Verdienst wäre es vielleicht gewesen, dem kranken Mann etwas Privatsphäre zu lassen.

Der Speck must go on

Letztlich macht das Finale von "Der Speck muss weg" hauptsächlich üppig Werbung für sich selber: Wir sehen Erfolgsgeschichten am laufenden Band, aufgelöste Menschen jubilieren über ihr von Grund auf verändertes Leben. Man fragt sich, ob die Zuseher zum Abnehmen motiviert werden sollen, oder zur Teilnahme an weiteren Staffeln der Show.

Wer stattdessen nach dem achtwöchigen Diätprogramm einfach nur Lust auf ein Schnitzel und ein kühles Bier gekriegt hat, darf sich auf nächste Woche freuen: Da zeigt ATV auf demselben Programmplatz passenderweise die nächste Staffel von "Wirt sucht Frau". Endlich wieder vernünftig essen!

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