Die achtteilige ATV-Reality-Show "Der Speck muss weg" begleitet mehrere übergewichtige Kandidaten, die gerne abnehmen wollen. So viele Tipps und Anregungen zum Gewichtsverlust laden natürlich zum Mitmachen ein – unser bequemer Autor macht den Test.

Eine Glosse

Meine Freundin äußerte am Abend eines arbeitsreichen Tages einmal den Wunsch, sie hätte gerne mehr von mir – also habe ich sieben Kilo zugenommen. Um wieder rank und schlank zu werden, hilft sicherlich die Abnehm-Show "Der Speck muss weg". Wie sagte schon Heinz Erhardt? "Es darf kein Äußerstes geben, zu dem wir nicht entschlossen wären."

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Der Speck muss weg: Michael muss zum Fitness-Check.
Michael muss zum Fitness-Check. © ATV

Die Sendung ist ganz nach meinem Geschmack gestaltet: Ich sehe Schnitzel und Pommes und Kartoffeln und Fischstäbchen und Wurstbrote und Nutella und Burger. Hungrig fasse ich den Plan, gleich nach der Show die Küche zu stürmen.

Aber halt: Neben dem Essen stehen da aus einem mir unerfindlichen Grund Experten herum, die erläutern, warum man das alles gar nicht essen darf. "Zucker", "ungesund", "gefährlich" sagen die dünnen Männer da unentwegt. Ich beschließe, mich gleich nach dem Essen eingehend damit zu befassen.

Proteine vom Arzt

Zum Glück scheint das alles halb so wild zu sein: Der sympathische Altrocker Bernhard, der eine Proteinshake-Diät verpasst bekommen hat, erzählt, wie diszipliniert er sich daran hält.

"Fleisch und Gemüse ess' ich schon", sagt er, "und hin und wieder eine Wurstsemmel". Neulich Abend dachte er sich, er geht auf ein Bier, und hat sich spontan umentschlossen: "Na, i geh glei auf an Rausch."

Bernhard, dessen Gesundheitszustand etwas angeschlagen ist, nimmt natürlich unter ärztlicher Aufsicht ab. Der Proteinshake, den er zu sich nehmen muss, trägt das Konterfei seines strahlenden Erfolgsdoktors – vielleicht, damit er auch in seiner Abwesenheit dessen Siegeslächeln als Motivation verspürt.

Vielleicht hilft das ja. Ich suche also meinen Hausarzt auf – ein lieber alter Mann, der sich nie merken kann, ob wir uns duzen oder siezen. Allerdings hat er überhaupt keine Proteinshakes aus einer eigenen Firma. "Interessenskonflikt", murmelte er noch. Als konfliktscheuer Mensch habe ich die Praxis dann doch lieber wieder verlassen.

Vor den Kilos wegrennen

Der Speck muss weg: Richard will auf jeden Fall abnehmen.
Richard will auf jeden Fall abnehmen. © ATV

Angeblich soll ja auch Bewegung helfen beim Abnehmen. Sagen die Experten. Ihren Kandidaten Michael zerren sie also prompt zum Dauerlauf durch den Park. Muss das sein? Reicht es nicht, dass ich tagtäglich im Hamsterrad meiner Karriere renne?

Zum Glück sind die Salzburger Parks sehr klein: Selbst im Schritttempo ist man in drei Minuten am anderen Ende. Ach so, da soll man mehrere Runden laufen? Wohl wahnsinnig geworden?

Prompt fällt mir ein, was ich im Sportunterricht meiner Schulzeit gelernt habe: Je weiter man beim Ausdauerlauf vom Sportlehrer wegläuft, desto weniger merkt er, wenn man hinter Bäumen und Hecken eine längere Auszeit nimmt.

Der Steinzeit-Kühlschrank

Ich befürchte, das wird so nichts – und die Sendung ist schon zur Hälfte um! Dankenswerterweise ist der nächste Abnehm-Ansatz nicht weit: Ein Experte für Paleo-Ernährung erklärt mir und allen anderen Abnehmwilligen vorm TV-Gerät, dass ich nur das essen darf, was die Steinzeitmenschen auch schon hatten. Brot und Nudeln sind also vom Speiseplan gestrichen.

Gleich mal in den Kühlschrank schauen, was den Steinzeittest besteht. Schinken: Hervorragend! Speck: Fantastisch! Aber was ist mit der Milch? Hat der Steinzeitmensch schon Kühe ausgequetscht?

Der Paleo-Experte prangert in der Küche eines Kandidaten die vielen Plastikverpackungen an. Aber keine Bange: Die habe ich schon als Kind nie mitgegessen.

Fällt eigentlich auch der 2012 abgelaufene Schokopudding unter die Steinzeit-Regel? Jetzt nimmt der Mann dem armen Übergewichtigen sogar die Milchschnitte weg!

Plötzlich erfahre ich, dass die Kandidaten bei "Der Speck muss weg" für jedes verlorene Kilo Geld gewinnen können. Ach so: Dann ist das ja kein Wunder, dass die abnehmen, während ich mit meinem, oh ja, Hungerlohn hier scheitere.

Größer wäre die Motivation für die Leute sicher nur, wenn sie für jedes zurückgekommene Pfund dem Sender etwas zahlen müssten.

In der Vorschau auf die nächste Folge sehe ich ein üppiges Nudelgericht. Zeit fürs Abendessen.

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