"Sing meinen Song" ist ja ohnehin schon die Kuschel-Wohlfühl-Musiksendung im deutschen Fernsehen. So lieb gehabt wie dort, wird nirgends. Und weil aus Liebhaben manchmal sogar eine Freundschaft wird, präsentierte Gastgeber Mark Forster an seinem Abend einen alten Bekannten und neuen Freund als Überraschungsgast. Notwendig war das aber nicht.
Wenn der Begriff "steile Karriere" auf jemanden zutrifft, dann wohl auf
Und wenn man erst einmal einen Hit hatte und die Maschinerie läuft, folgen weitere Hits, Sprecherrollen, Auszeichnungen, TV-Shows, die obligatorische Mitgliedschaft in einer Gesangswettbewerbsjury und irgendwann sitzt man als Gastgeber auf der "Sing meinen Song"-Couch.
"Mehr Erfolg geht gar nicht", nennt
Popstar dank Jakobsweg
Natürlich dürften hohe Verkaufszahlen und Medienpräsenz nicht hinderlich sein, wenn man als Musiker zu "Sing meinen Song" eingeladen werden möchte. Ebenso wenig der Umstand, dass man gerade auf Tour ist oder ein neues Album veröffentlicht hat. Sei's drum.
Das Schöne an "Sing meinen Song" - zieht man einmal die nervige Lobhudelei ab - ist aber, dass das plötzlich egal ist, wenn die Musiker erst einmal ins Plaudern geraten.
Dann erfährt man nämlich als Zuschauer das, was man vom Lebenslauf und den Verkaufszahlen nicht ablesen kann: die Geschichten hinter der Musik.
Auch wenn das natürlich immer nur das ist, was die Musiker auch erzählen wollen: Für nette Anekdoten am Lagerfeuer reicht das allemal. Und davon hatte auch Mark Forster an seinem Abend einige zu bieten.
Zum Beispiel, die von seiner Wanderung auf dem Jakobsweg. "Das hat mein Leben verändert", erzählt Forster, denn in diesen zwei Monaten beschloss er, nach seiner Rückkehr zu versuchen, Musiker zu werden.
Zu den netten Anekdoten gehört auch, dass er auf seinem Handy eine Liste mit Songtiteln hat, zu denen er noch die Lieder schreiben möchte. Oder dass die Idee zu "Kogong" entgegen mancher Vermutung nicht aus "Dirty Dancing" stammt, sondern Forster erst im Nachhinein auf die Szene aus dem Tanzfilm aufmerksam gemacht wurde.
Mark Forsters "oberamtliche Chefüberraschung"
Und dann ist da natürlich noch die Geschichte, wie es zu Forsters neuer Single "Like a Lion" kam und die geht so: Nach der vergangenen "Sing meinen Song"-Staffel blieb Forster noch ein bisschen in Südafrika und traf dort ein paar Bauarbeiter, die er fragte: "How are you?" Und als die Arbeiter antworteten "Strong like a lion", war der Titel für den Song geboren.
Da Löwen aber Rudeltiere sind, hat Forster gleich seinen Freund und Kollegen Gentlemen, der auch bei besagter Staffel dabei war, gefragt, ob er nicht den Chorus singen würde.
Und wie es eben so unter Freunden ist, hat der Ja gesagt und steht also nun zur Verblüffung der anderen als Überraschungsgast mit Forster auf der "Sing meinen Song"-Bühne.
"Ich hab 'ne oberamtliche Chefüberraschung aus dem Hut gezaubert", erzählt Forster über seinen Coup mit einem kleinen Augenzwinkern. Ganz so oberamtlich überraschend war die Überraschung für den Zuschauer dann zwar nicht - schließlich wurde der Gentleman-Auftritt von Vox schon vorher angekündigt. Die Anekdote zum Song wird dadurch aber nicht weniger unterhaltsam.
Ob es die "Chefüberraschung" am Ende tatsächlich wert war,
Hält man dem musikalischen Mehrwert einmal den Aufwand, das Geld, die Zeit und CO2-Emissionen entgegen, muss man das in der Tat kritisch sehen.
Von Winnweiler zu "Sing meinen Song"
Aber Gentleman hin, Gentleman her: Die Interpretationen der anderen Musiker dürfen deshalb natürlich nicht unter den Tisch fallen.
Leslie Clio schnappt sich Forsters erste Single "Auf dem Weg", mit der er die Jakobsweg-Episode verarbeitet. Johannes Strate arrangiert für "Bauch und Kopf" eine intime Gitarren-Session und Mary Roos macht aus "Zu dir (Weit weg)" eine Bossa-Nova-Nummer.
Der sonst so lampenfieberfreie Marian Gold wird vor seiner Interpretation von "Wir sind groß" tatsächlich nervös, Rea Garvey wagt sich an den Kooperationssong von Forster und Felix Jaehn "Stimme" und singt ihn auf Deutsch und Judith Holofernes kitzelt in ihrer Version von "Kogong" das Gefühl des Songs noch ein bisschen mehr heraus.
Und da wir gerade beim Herauskitzeln sind: "Der Weg von Winnweiler zu einem Ort wie hier war für mich unvorstellbar weit", erzählt Mark Forster gleich zu Beginn seines Abends und gibt über seine späte Berufung preis: "Ich hab' mich sehr glücklich geschätzt, dass es dann doch noch geklappt hat, dass ich mit Ende 20 ein Album rausbringen darf. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das noch klappt."
Dafür hat er es im Anschluss doch ganz ordentlich gemacht.
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