Heute Abend startet die bereits elfte Staffel der Erfolgsserie "The Big Bang Theory". Im Anschluss zeigt ProSieben das Prequel "Young Sheldon". Das erzählt zwar die Kindheit von Geek-König Sheldon Cooper, ist aber als Serie dennoch erwachsener.
Wen ProSieben erst einmal in sein Portfolio geschlossen hat, den lässt der Sender so schnell nicht mehr gehen: "How I Met Your Mother", "Two and a Half Men" oder "Die Simpsons" laufen seit Jahren gefühlte 24 Stunden am Tag.
Auch "The Big Bang Theory" ist inzwischen Teil der erfolgreichen Comedy-Dauerläufer aus Unterföhring. Seit 2007 gehört die Sitcom um die beiden Physiker Leonard und Sheldon, die in einer Geek-WG zusammenleben, zur Sender-Identität. Heute Abend schickt ProSieben nun den Ableger "Young Sheldon" ins Programm, der die Vorgeschichte von Sheldon Cooper erzählt.
Bereits in "The Big Bang Theory" nimmt Sheldon eine besondere Stellung ein. Während die anderen Außenseiter wenigstens noch mit einem halben Bein in der Realität stehen, bewegt sich Sheldon in einer ganz eigenen Welt. Das alleine macht ihn schon für ein Prequel interessant, was auch Sheldon-Darsteller Jim Parsons erkannte und "Big Bang Theory"-Erfinder Chuck Lorre auf die Idee eines Spin-offs brachte.
Sheldon Cooper: allein und glücklich
Nun hätte es sich Lorre recht einfach machen können und bei seinem neuesten Werk einfach die Erfolgsformel wiederholen können. Das tut er bisweilen auch, schließlich kann er die Figur des Sheldon ja nicht neu erfinden. Dennoch ist "Young Sheldon" anders.
So wird - anders als bei der "Big Bang Theory" - "Young Sheldon" nicht vor Live-Publikum gedreht, sondern vom erwachsenen Sheldon aus der Ich-Perspektive erzählt. Sheldon erhält also diesmal keine Gelächter-Unterstützung aus dem Zuschauersaal und muss auch ohne seine Geek-Freunde Leonard, Howard und Raj auskommen.
Einzige Hilfe oder vielmehr Verständnis, erfährt der kleine Sheldon von seiner religiösen Mutter: "Meine Mom war mein christlicher Ritter". Aber Mütter müssen ihre Kinder eben auch lieben: "Es ist alles in Ordnung mit ihm." Ansonsten ist Klein-"Shelly" in "Young Sheldon" ganz alleine mit der Welt – oder die Welt alleine mit ihm.
Für den neunjährigen Sheldon ist dieses "Alleinstellungsmerkmal" - zumindest theoretisch - aber eher Segen als Fluch, wie er gleich zu Beginn erklärt: "Als ich herausfand, dass ich mithilfe eines Zuges das erste Newtonsche Gesetz beweisen konnte, 'Ein Körper bleibt in Ruhe oder in gleichförmiger geradliniger Bewegung solange die Summe der auf ihn wirkenden Kräfte Null ist', fühlte ich mich wie Neil Armstrong auf dem Mond: allein und glücklich."
Mit dem großen Bruder in einer Klasse
Mit dem Alleinsein ist es in der ersten Folge aber schnell vorbei, denn der kleine Sheldon (Iain Armitage) erlebt dort seinen ersten Tag auf der örtlichen Highschool und der ist für alle Beteiligten eine Zumutung. Während Klein-Sheldon mit seiner Intelligenz die Lehrerschaft und seine Mitschüler gegen sich aufbringt, ist sein fünf Jahre älterer Bruder frustriert, weil er nun mit Sheldon in einer Klasse sitzt.
Und so kämpft sich die Familie Cooper durch eine Welt, die ihren Sohn genauso wenig versteht wie er sie. Das alles macht "Young Sheldon" weniger zur klassischen Sitcom, sondern vielmehr zu einer echten Dramedy-Serie mit einem steten melancholischen Unterton.
Dementsprechend darf der Zuschauer heute Abend auch kein Gag-Feuerwerk erwarten, sondern begleitet Sheldon auf eine amüsant-tragische Forschungsreise durch dessen Welt: "Jane Goodall musste nach Afrika gehen, um Affen zu studieren. Ich musste mich nur an den Familienesstisch setzen."
"Young Sheldon": jünger, aber erwachsener
Dass er Comedy kann, hat "Young Sheldon"-Erfinder Chuck Lorre inzwischen ausreichend unter Beweis gestellt. So war er neben der "Big Bang Theory" unter anderem mit den Sitcoms "Mom", "Two and a Half Men" oder "Dharma & Greg" für Serien verantwortlich, in denen es immer wieder zwischen Normal- und Anderssein knirscht.
Bei "Young Sheldon" sind es die Zweikämpfe zwischen Ehrlichkeit und Höflichkeit, Wissenschaft und Religion, Hochbegabung und Durchschnitt. Anders als bei der "Big Bang Theory" macht Lorre diese Duelle aber nicht zum reinen Mittel für den nächsten Gag, sondern hat immer auch die tragische Seite im Blick. Das macht die Serie vielleicht weniger witzig, aber dafür ein bisschen erwachsener.
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