Am Sonntag ist auf Kabel Eins die zweite Staffel von "Die Schrebergärtner - Säen, mähen und Trophäen". gestartet. Die Doku-Soap setzt auf das bewährte Rezept, eigenwillige Menschen in alltäglichen Situationen zu zeigen. Damit dürfte das Format letztlich aber nur Genre-Fans begeistern.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Seit 2011 ist "Möhrchen-Patrick" Riesengemüse-Züchter. In seinem Schrebergarten in Thüringen pflanzt er Zucchini, Kartoffeln, Chilischoten und natürlich Karotten an, mit denen er Meisterschaften gewonnen und Rekorde gebrochen hat. Die Pokale in seinem Gartenhaus belegen das eindrucksvoll.

Nun steht mal wieder ein Wettkampf an. Da Patrick die Jury auch mit akkuratem Auftreten beeindrucken will, bricht er zu seinem jährlichen Friseurbesuch auf. "Hallöchen, das Möhrchen ist da", begrüßt Patrick den Figaro, dann fallen die Haare. Wenig später fährt sich der Gemüsezüchter in Zeitlupe durch die gestutzte Matte, während Prince "You sexy Motherfucker" singt.

Doku-Soaps wie "Die Schrebergärtner - Säen, mähen und Trophäen", die exzentrische Typen in alltäglichen Situationen zeigen, gibt es viele. Die Erzählerstimme aus dem Off kommentiert das Geschehen mal spöttisch, mal mit einer Portion Ironie, die ständig wechselnde musikalische Untermalung trägt zur skurrilen Stimmung bei. Auch das ist von anderen Formaten bekannt.

Kabel eins spendierte den Schrebergärtnern eine zweite Staffel

Das Alleinstellungsmerkmal der Show ist das Schrebergarten-Milieu, das beim Publikum offenbar so gut ankommt, dass Kabel Eins nach der Premiere im vergangenen Jahr am Sonntag die zweite Staffel mit vier neuen Folgen anlaufen ließ.

Mit dabei sind schon bekannte Schrebergärtnerinnen und -gärtner sowie einige neue Gesichter. Ihre Geschichten werden im schnellen Wechsel erzählt, was ein weiteres Merkmal des Dokutainments ist. Da sind zum Beispiel Dennis und Matze, die sich im Gegensatz zu "Möhrchen-Patrick" zweimal in der Woche die Frisur in Form bringen lassen.

Die beiden sind die "Schreber-Streber", sie stehen vor der Aufgabe, die Klärgrube unter ihrem Gartenhäuschen leerpumpen zu müssen. Während sie die Fäkalienpumpe zu ihrer Parzelle schieben, läuft "Highway to Hell" von ACDC.

"Päuschen-Martin" und "VfL-Jesus" wollen für Ordnung sorgen

In Bochum folgt die Schrebergarten-Doku "Päuschen-Martin", der seinen Spitznamen den regelmäßig eingelegten Kaffeepausen verdankt. Martins bester Freund ist der "VfL-Jesus" Thomas, der ein großer Fan des örtlichen Bundesligisten ist, jeden Satz mit "oder watt" beendet und eine Frisur trägt, die mit etwas Fantasie an Rod Stewart erinnert. Die beiden wollen ihr Gartenhäuschen aufräumen, ihre Bequemlichkeit steht ihnen dabei allerdings im Weg.

Das Ehepaar Angie und Mike aus Duisburg streitet währenddessen die ganze Zeit und bescheinigt sich gegenseitig, "ein bisschen einen an der Haube" zu haben. Ihr Ziel ist es, einen Pizzaofen zu bauen, doch schon der Besuch im Baumarkt bringt einige Probleme mit sich.

"Sheriff Baumann" patrouilliert durch die Schrebergärten

Und dann ist da noch Michael, 60 Jahre alt und 1. Vorsitzender eines Schrebergartenvereins in der Nähe des Leipziger Völkerschlachtdenkmals. Als "Sheriff Baumann" patrouilliert er über das Gelände. Er kontrolliert die Höhe der Hecken, legt höchsten Wert auf Sauberkeit und hasst es, wenn nicht alles seine Ordnung hat.

"Sonst werd'sch fuchsch", sagt er in feinstem Sächsisch. Gleich mehrere Kleingärtner haben in der ersten Folge der zweiten Staffel ihre Wasserhähne nicht richtig zugedreht, der Sheriff hat also Grund genug, fuchsig zu werden. Dutzende Anrufe tätigt er, bis nirgendwo mehr auch nur ein Tropfen Wasser vergeudet wird.

Wer Doku-Soaps mag, wird auch die Schrebergärtner mögen

Wirklich viel mehr passiert in den knapp zwei Stunden Sendezeit von "Die Schrebergärtner" am Sonntagabend nicht. Dafür werden jede Menge Klischees bedient. Der spießige Platzwart, das schicke Camper-Pärchen, das streitende Ehepaar, die Ruhrpott-Originale und der etwas nerdige Riesengemüse-Züchter, der am Ende stolz einen Rekord-Kürbis präsentiert.

Ähnliche Geschichten kennt man von anderen Doku-Soaps, wie "Schwiegertochter gesucht", "Frauentausch" oder "Yes we camp!", das am Sonntag direkt im Anschluss auf Kabel Eins läuft, zur Genüge. Wer diese Formate, deren Geschichten und Tonfall mag, wird auch von "Die Schrebergärtner - Säen, mähen und Trophäen" gut unterhalten werden. Alle anderen können sich das Einschalten getrost sparen.

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