Dass Schlagersänger gerne vom Suchen der Liebe singen, ist bekannt. Dass bei Schlagersängern diesbezüglich aber selbst Not am Mann ist, war ein bis dato unterschätztes Phänomen. Nun will RTL diese Not mit "Schlager sucht Liebe" lindern und nach Folge zwei weiß man: So schlimm wie befürchtet ist es nicht.

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Zugegeben, man hätte es ahnen können. Dass das Singen von Liedern wie "Du hast die Haare schön" oder "Ich bin ein Döner" nicht alleine glücklich machen kann, scheint offensichtlich. Doch dass die Not in Sachen Liebe bei Schlagersängern derart groß ist, dass sie damit ins Fernsehen gehen müssen – davon hatte man wirklich keine Ahnung.

Dennoch haben sie es getan und so vereint Sänger und Sängerinnen wie Tim Toupet, Denny Fabian oder Marry nicht nur die Liebe zur Tonerzeugung, sondern auch der Wunsch, mit Hilfe eines Kamerateams von RTL den leeren Platz im heimischen Wohnzimmer zu füllen.

"Schlager sucht Liebe": Auch Schlagersänger brauchen Liebe

Da man es in der Schlagerwelt gerne familiär hat, wird diese Suche seit nun einer Woche unter der sachkundigen Moderation von Beatrice Egli durchgeführt. Alle Nicht-Schlagerfans kennen die Schweizerin vielleicht noch als Gewinnerin von "Deutschland sucht den Superstar", Schlagerfans bestimmt als Interpretin von Liedern wie "Mein Herz" oder "Herz an". Egli hat sich also eine gewisse Kompetenz in Herzensangelegenheiten erarbeitet und darf jetzt für ihre Kollegen auf Partnersuche gehen.

Doch offenbar ist der Schweizerin der Name der Show nicht selbsterklärend genug und so erzählt die 31-Jährige zum Start von Folge zwei zur Sicherheit noch einmal das Grundprinzip: "Herzlich willkommen bei 'Schlager sucht Liebe'. In der vergangenen Woche haben Sie schon einige Schlagersänger und Schlagersängerinnen kennengelernt. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie suchen die große Liebe."

Es reicht den teilnehmenden Schlagersängern und Schlagersängerinnen also offenbar nicht die kleine Liebe, es muss die große werden. Damit die auch gefunden wird, orientiert sich "Schlager sucht Liebe" an ihrem Vorlagengeber "Bauer sucht Frau": Jeder Schlagerstar darf sich aus den Bewerbungen zwei Kandidaten aussuchen, die er gerne näher kennenlernen möchte, den Rest regelt dann die gegenseitige Sympathie beziehungsweise der Terminkalender der Sänger.

"Schlager sucht Liebe": Der Kampf ums Frühstück

In Folge eins ergab sich folgende Konstellation: Tim Toupet suchte sich die alleinerziehende Service-Kauffrau Tanja und Hobby-Partyschlagersängerin Carina alias Carina Crone aus. Denny Fabian entschied sich für Michelle und Saskia, während sich Oliver Frank Brasilianerin Martinha und die geschiedene Nanine zu sich nach Göttingen bestellte.

Schlagersängerin Marry lud die Herren Lars und Tino ein und so gehen die Schlagerbarden in Maximalbesetzung zum vertieften Kennenlernen am Sonntagabend in Folge zwei. Und da werden die erwähnten Herren Lars und Tino mit Frühstücksutensilien zur umworbenen Marry geschickt. Irgendeinen Grund, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen, braucht es ja, ein Frühstücksei hätte die Sängerin ja sicher alleine hinbekommen.

Für die Dramaturgie der Folge hat die Frühstücksidee aber weitreichende Folgen, den die Zu- und Vorbereitung des Essens wird zum Zweikampf stilisiert: Bereitet Tino den Toast besser zu als Lars Besteck verteilen kann? Beatrice Egli jedenfalls nutzt die Chance, um zu beweisen, was sie alles an zweifelhaften Wortspielen von Inka Bause gelernt hat: "Wie nennt man eigentlich Stutenbissigkeit bei Männern? Hengstgerangel?"

"Schlager sucht Liebe": Man kennt sich

Auch bei Tim Toupet wird die Frühstücksidee aufgegriffen, was für Carina völlig okay ist: "Er muss gucken, wie unsere Hausfrauenqualitäten sind." Offenbar merkt man bei RTL aber schnell, dass das ganze Gefrühstücke in eine spannungstechnische Sackgasse führt und so konzentriert man sich lieber auf ein paar Überraschungen. So klärt Denny Fabian Michelle auf, dass er und Saskia sich bereits von verschiedenen Veranstaltungen kennen, auf denen sie gearbeitet haben.

Dort habe sich Saskia Fabian gegenüber aber immer ein wenig distanziert gezeigt. Saskias offizielle Begründung ist, dass sie Berufliches und Privates gerne trennt, dem Kameramann wird sie später aber Folgendes zu Protokoll geben: "Als er mich auf dem Fest immer angequatscht hatte, dachte ich erstmal: Okay, er quatscht mich jetzt an – aber er ist doch schwul."

Doch Saskias Irrglaube sollte nicht ihre einzige Überraschung bleiben: "Ich hab da noch 'ne Kleinigkeit zu erzählen", fängt Saskia an und ihre "Kleinigkeit" ist der Umstand, dass sie seit zwei Jahren im Besitz eines Sohnes ist. Offenbar war "Haben Sie Kinder?" auf dem Bewerbungsbogen kein Pflichtfeld. Saskia wollte ihren Sohn jedenfalls erst im persönlichen Gespräch erwähnen.

Wie "Bauer sucht Frau" - nur weniger Fremdscham

Weitere Überraschungen sollte es in Folge zwei dann nicht mehr geben. Man macht Ausflüge und unterhält sich, trifft die Eltern und unterhält sich, fährt Auto und unterhält sich. Das kennt man natürlich alles aus "Bauer sucht Frau" und auch die restlichen Bilder erinnern an das Original mit Inka Bause.

Viel Gerede, die gleichen Off-Kommentare, die gleichen gestellten Szenen nur mit ein bisschen weniger Zuckerguss. Vor allem aber merkt man, dass die Schlagerstars im Gegensatz zu ihren Kollegen von "Bauer sucht Frau" gewohnt sind, sich vor einer Fernsehöffentlichkeit einigermaßen geschliffen auszudrücken.

Dementsprechend hält sich die Fremdscham im Vergleich zum Original in Grenzen. Das macht aus "Schlager sucht Liebe" immer noch keine große Fernsehkunst und wenn man nicht ständig das Gefühl hätte, dass das Ganze eine kleine Marketingveranstaltung für die Schlagersänger ist, könnte man sagen: Wie "Bauer sucht Frau", nur nicht ganz so schlimm.

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