"Schlag den Star" wird zu "Schnarcht der Star" - eigentlich hat die Sendung das Potenzial für eine große Abendshow am Samstag - genau wie der Bruder "Schlag den Raab". Doch so wie bei der Folge mit Simone Thomalla und Fernanda Brandão darf es nicht laufen. Es müsste sich einiges ändern. Vor allem, wenn Stefan Raab Ende des Jahres geht und eine Menge freien Sendeplatz hinterlässt.
Der erste Schock über den TV-Ausstieg von Stefan Raab zum Jahresende dürfte bei Pro Sieben inzwischen verdaut sein. Und man kann sich vorstellen, dass es seitdem rundgeht bei den Programmplanern des Senders. Bis Dezember ist es noch ein Weilchen hin. Da man beim Fernsehen aber gerne etwas länger im Voraus plant und so ein Ersatz für eine Samstagabendshow nicht mal eben in fünf Minuten produziert wird, sind die Programmverantwortlichen sicher einigermaßen auf Betriebstemperatur.
Was liegt angesichts des Termindrucks näher, als sich nach bereits bestehenden Formaten umzusehen? Zum Beispiel "Schlag den Star". Der kleine Bruder von "Schlag den
Blamage? "Der Wendler war schon da"
Grund genug also, sich in der Realität noch einmal zu anzuschauen, was auf dem Papier so gut aussieht.
Bleibt also noch der Wettkampf. Sie ahnen es: Hier kommen die Probleme zwei und drei. Als Raab 2006 die Liveshow "Schlag den Raab" aus dem Hut zauberte, traf er genau ins Schwarze. Ein unbekannter Kandidat trat gegen Raab an und zockte in einer mehrstündigen Sendung um einen Riesenhaufen Geld. Das war neu, das war gut, das war spannend. So spannend, dass die Zuschauer sogar beim Jo-Jo spielen mitfieberten.
"Schlag den Star" hat all das nicht: Es ist nicht live, es geht nicht um einen Riesenhaufen Geld, und die Spiele sind an Langeweile kaum zu überbieten. Wenn Fernanda Brandão während eines Spiels sagt: "Man kann sich gar nicht blamieren, der Wendler war schon da", dann ist das witzig. Wenn es aber das einzig Erwähnenswerte des Abends bleibt, dann stimmt etwas nicht mit der Show.
Der "Psycho-Krieg" der Sophia Thomalla
Zum Beispiel die Teilnehmer-Konstellation. Die hatte nämlich so viel Feuer wie ein nasses Knäckebrot. Sophia Thomalla versprach vorab einen "Psycho-Krieg". Während der Show lagen sich die Gegnerinnen dann nach jedem Spiel in den Armen, es wurde Beifall geklatscht und der Gegnerin der Popo getätschelt. Verbissener Wettkampf geht anders, "Psycho-Krieg" auch. Wenn schon den Spielerinnen egal ist, wer gewinnt, warum sollte es dann den Zuschauer interessieren?
Ein Problem ist das deshalb, weil man sich als Zuschauer veralbert vorkommt. Weil die von Pro Sieben das alles ernst meinen, aber alles nur ein Witz ist. Wie man so etwas als Witz verkauft, das zeigt Pro Sieben im Anschluss bei den "Crash-Games". Das ist zwar auch eine Nonsens-Duell-Show, aber wenigstens in Vollendung. Da wird alles und jeder auf die Schippe genommen und keine Spannung herbeikommentiert.
Es muss sich einiges ändern bei "Schlag den Star"
Sollte man sich dafür entscheiden, "Schlag den Star" als große Samstagabendshow auszubauen, dann muss sich einiges ändern. Es müssen richtige Stars her, die mit dem gleichen Ehrgeiz dabei sind, wie Raab es mal war. Pro Sieben muss ordentlich Geld in die Hand nehmen und sich neue und aufwendige Spiele überlegen. Und es braucht einen witzigen Moderator und eine Liveatmosphäre, bei der Zuschauer und Macher nicht wissen, was auf sie zukommt. Es sind ein paar Schrauben, an denen Pro Sieben drehen sollte. Aber wenn sie es tun, kann "Schlag den Star" genauso gut funktionieren wie das Vorbild "Schlag den Raab".
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.