Der TV-Sender RTL hat sich von einem langjährigen Reporter getrennt. Nach Angaben des Senders hatte der Mitarbeiter Beiträge so weit verfälscht, dass die journalistische Aufrichtigkeit nicht mehr gegeben war.

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Ein RTL-Reporter hat nach Angaben des Senders in mehreren Fällen TV-Beiträge für den Regionalsender RTL Nord manipuliert.

Ihm seien bewusst verfälschende Eingriffe in seinen Beiträgen nachgewiesen worden, teilte RTL am Freitag mit. Daraufhin habe der Sender die sofortige Trennung von dem Mitarbeiter ausgesprochen.

Manipulation in mindestens sechs Fällen

Der erste Hinweis zu Unstimmigkeiten in den Beiträgen kam demnach von einer Kollegin des Reporters. Nach einer gründlichen Prüfung konnten dem Mann in mindestens sechs weiteren Fällen Manipulationen an Beiträgen nachgewiesen werden.

In einem Beitrag soll der RTL-Mitarbeiter sich etwa in ein Interview mit Lionel Richie geschnitten haben, um den Eindruck zu erwecken, er selbst habe das Interview geführt. Dabei zeigte die Sequenz in ihrer ursprünglichen Form nur den Sänger und stammte aus einer elektronischen Pressemappe.

Nach RTL-Angaben sollen sämtliche Beiträge des Reporters aus den vergangenen Jahren überprüft werden. Außerdem kläre die RTL-Chefredaktion, wie die Anwendung der geltenden Kontrollmechanismen bei der redaktionellen Abnahme von TV-Beiträgen weiter verbessert werden könne.

Die bisher geprüften Beiträge seien zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich dahingehend manipuliert gewesen, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergegeben habe.

"Rote Linien überschritten"

"Damit hat der Reporter ganz bewusst rote Linien des Journalismus überschritten. In logischer Konsequenz haben wir mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit beendet," so Michael Pohl, Programmchef und Geschäftsführer von RTL Nord.

Der Mitarbeiter hat nach Angaben des Senders in persönlichen Gesprächen unter anderem mit RTL-Chefredakteur Michael Wulf versucht, die Vorwürfe zu relativieren.

"Wir vertrauen in die journalistische Aufrichtigkeit unserer Reporter, und unsere Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen sind streng", sagte Wulf laut der Mitteilung. "Dieser Fall zeigt uns jedoch, dass sie nicht völlig fehlerresistent sind. Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern." (dar/dpa)

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