Weil "Du gewinnst hier nicht die Million", die Show von Stefan Raab, nicht so recht läuft, setzt der Host nun auf zwei Promi-Ausgaben. Dabei düpiert und tadelt der 58-Jährige, der sich selbst permanent gut und so wahnsinnig vielseitig findet, seine Kontrahenten in einer Tour. Dass Raabs Eigenlob so ganz ohne Ironie daherkommt, ist halt schon peinlich.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Heute ist Promi-Special. Der Promi bin ich übrigens ich." So eröffnet Stefan Raab am Mittwochabend quasi die erste von zwei Promi-Ausgaben seiner Show "Du gewinnst hier nicht die Million" (DGHNDM). So ganz Unrecht hat der 58-Jährige damit natürlich nicht, aber man muss seinen Gästen, von denen man sich erhofft, dass sie dabei helfen, die eigene Show am Leben zu halten, ja nicht gleich zu Beginn eine reinwürgen.

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Zur Erinnerung: Nach einer mäßig erfolgreichen Zeit beim eigenen Streaming-Portal hob der Sender RTL Raabs Format ins lineare Programm. Aber auch dort kommt DGHNDM so gar nicht in die Gänge, weshalb Raab jetzt zweimal hintereinander übliche Verdächtige bemüht.

Promis müssen es offenbar richten

Zum ersten Promi-Special lud Raab Model und Schauspielerin Larissa Marolt, Musiker und DSDS-Gewinner Luca Hänni, Ex-Handballer Michael "Mimi" Kraus, Musiker und Raab-Dauerkontrahenten Joey Kelly sowie den deutschen Reality-TV-Darsteller Paul Janke ein. Vor dem Hintergrund, dass bei DGHNDM in den letzten Wochen stets nur so rund eine Million Menschen vor der Kiste saßen, sollen es die vermeintlich Prominenten für Raab nun ein bisschen richten.

Schade ist schon mal, dass Raab auf den Stand-up-Part verzichtet – für viele in den letzten Monaten noch der beste, weil natürlich witzigste Teil des Formats. Anstatt die Teilnehmer würfeln zu lassen, wer so nach und nach gegen Raab spielen darf, wird dies auch in den Promi-Ausgaben durch extrem diffizile Qualifikationsfragen á la "Welches Organ filtert das Blut?" oder "Der wievielte Fall ist der Genitiv in der deutschen Grammatik?" entschieden, was im Laufe des Abends sich noch als sehr ermüdend herausstellen wird. Aber ganz klar: Beim Würfeln können sich die Promis so schlecht blamieren!

Raab setzt zunächst auf Trashtalk

Sehr wohl funktioniert das in den Spielrunden. Hier lässt Raab seine Kontrahenten am Mittwochabend in einer Tour alt aussehen, was natürlich vor allem daran liegt, dass Raabs alte, erfahrene Händchen bei Einsätzen dieser Art natürlich kein bisschen mehr zittern. Und dennoch: Nach jedem Spiel triumphiert der 58-Jährige so, als hätte er eben sein Abitur bestanden oder den 100-Meter-Weltrekord von Usain Bolt torpediert.

Paul Janke, Larissa Marolt, Joey Kelly, Mimi Kraus und Luca Hänni
Paul Janke, Larissa Marolt, Joey Kelly, Mimi Kraus und Luca Hänni beim "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab - Promi Special". © RTL / Raab Entertainment / Julia Feldhagen

Gegen Joey Kelly geht an diesem Abend auch der Trashtalk los. "Jetzt wird er ganz hektisch. Dabei muss man einfach nur denken", sagt er über seinen Kontrahenten während eines todlangweiligen Spiels, bei dem der Musiker die richtige Technik nicht findet.

Auch Mimi Kraus wird in seiner Zeit im Zentrum des Geschehens nach Strich und Faden verarscht. "Du hast einen ganz besonderen Titel, weshalb ich ein bisschen neidisch bin. Du warst im Jahr 2000 der 'Bravo'-Boy des Jahres. Wie scheiße ist das denn?", ätzt Raab, der das Kraftpaket danach beim Spiel "Lattlschießen", in dem Zahlen mit Eisstöcken weggeschoben werden müssen, besiegt. Auch danach schreitet Raab mit extrem breiter Brust wieder zur Quali-Bank, um die verbliebenen Promis nach den Atmungsorganen von Fischen sowie Namen von Cocktails zu fragen. Beim ebenso völlig unspannenden Geschicklichkeitsspiel "Doppelangel" beginnt Raab, der ob seiner ruhigen Händchen wieder am Gewinnen ist und währenddessen sein Selbstbewusstsein füttert, auch noch seine Vielseitigkeit zu preisen.

"Ich sag mal so: Es ist gut, wenn man vielseitig ist", lobt sich Raab, um gleich weiter zu dozieren: "Das ist tatsächlich eine abhandengekommene Fähigkeit in Deutschland." Ihm zufolge gebe es immer mehr Leute, die eine spezielle Sache besonders gut könnten, aber dafür eben nichts anderes. "Viele Sachen mittelmäßig zu können, ist besser als nur eine Sache und den Rest schlecht", lässt uns Raab, der nun den dritten Promi "wegmacht", wie es die Stimme aus dem Off formuliert, jetzt wissen.

Selbstherrlicher Raab gibt schlaue Tipps

Natürlich wird auch Larissa erniedrigt. Weil sie nicht so gut darin ist, einen Tischtennisball so oft wie möglich auf einer Tischplatte auftitschen und danach in einem kleinen Wasserbecken enden zu lassen, muss sie sich vom Meister aller Spiele natürlich etwas anhören. "Larissa, kleiner Tipp: Wenn einer etwas besser macht als der andere, versuch mal zu analysieren, woran das liegt", so der selbstherrliche Raab, der sich da vermutlich bereits darauf freut, seinen Freunden zu erzählen, wie klar und deutlich er dieses Ösi-Model in der so wichtigen Disziplin des Tischtennisballauftitschens letztlich besiegt hat.

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Auch Paul Janke muss dann noch mit Raab Spielchen spielen. Der 43-Jährige ist der Erste an diesem Abend, der ein Spiel gegen den ja so breit aufgestellten und vielseitigen Raab gewinnen kann. Nach einer Quizfrage, deren Antwort Janke nicht kennt, ist schließlich auch für ihn Schluss. Der "Ur-Bachelor" darf aber als einziger an diesem Abend 1.000 Euro mit nach Hause nehmen. Das ist nicht viel Schmerzensgeld, aber immerhin! Nächsten Mittwoch folgt ein zweites Promi-Special, bei dem neben Mimi Kraus, der nochmal kommen darf, beispielsweise der Akrobat René Casselly sowie Schauspieler und Sänger Tom Beck mit von der Partie sein werden.