Traditionell zum Muttertag läuft wieder die gleichnamige Satire von Alfred Dorfer und Roland Düringer im ORF. Wer glaubt, damit schon über den österreichischen Kultfilm Bescheid zu wissen, darf sich hier eines Besseren belehren lassen: Wir präsentieren Detailwissen, mit dem man quasi überall als Experte auftreten kann.
Mit der Satire "Muttertag" nahmen die Kabarettisten Dorfer und Düringer das Kleinbürgertum aufs Korn und schufen einen veritablen Kultklassiker – wobei unsere Filmgeschichte an Kult nicht gerade arm ist. Begeben wir uns ausgehend von "Muttertag" mit Blick nach vorne, zurück und zur Seite auf einen Streifzug: Film ab für ein garantiert überraschendes Angeberwissen zum österreichischen Film!
Die Mütter des Grauens
Als Dorfer und Düringer Promotion für "Muttertag" machten, waren sie pünktlich zum Muttertag in der skurrilen TV-Show Montevideo zu Gast. In der wüst improvisierten Sendung mit Oliver Baier durften die beiden einer Oma-Rockergang namens "Mutti und die Mütter des Grauens" Gedichte aufsagen. Regie bei dieser Anarcho-Show führte der junge Stefan Ruzowitzky – richtig, genau der, dessen Drama "Die Fälscher" 2007 den Oscar gewann.
Was wissen die Experten schon?
Karl Markovics, der die Hauptrolle in "Die Fälscher" spielte, gehört zu den namhaftesten österreichischen Schauspielern. Dass aus ihm ein preisgekrönter Darsteller werden sollte, war aber nicht von vornherein klar: Bei der Aufnahmeprüfung für das Max-Reinhardt-Seminar fiel Markovics durch.
Graf Bobby bei Max Reinhardt
Trotz dieser Fehleinschätzung liest sich die Absolventenliste der altehrwürdigen Schauspielschule beeindruckend: Unter anderem zählen Christoph Waltz, O.W. Fischer, Birgit Minichmayr und Christiane Hörbiger dazu. Eher heiter mutet dagegen an, dass auch
Peter Alexander verdirbt die Jugend
Wo wir gerade beim guten alten Grafen sind: Der zweite Teil dieser harmlosen Schlagerfilmreihe, "Das süße Leben des Grafen Bobby", sorgte 1962 für ernste Debatten – und zwar hinsichtlich der Tauglichkeit für Jugendliche unter 16 Jahren. Die "Freiwillige Selbstkontrolle" fand Anstoß an einer Szene, in der Alexander den Rat erhält, er solle sich zu einer nebenan im Bett liegenden Frau gesellen und seinen Charme spielen lassen. Erst nach Kürzung dieser Sequenz wurde die Freigabe ab 12 erteilt.
Gunther Philipp in der Psychiatrie
Der Herr, der diesen Ratschlag erteilt, wird von Gunther Philipp gespielt, der in 19 Filmen an der Seite von Alexander herumalberte. Wer Philipp nur als Grimassenschneider kennt, dürfte sich über seine sonstige Biographie immens wundern: Er hielt 14 Jahre lang den österreichischen Rekord im 100-Meter-Brustschwimmen, war Rennfahrer, Autor und sogar Psychologe. Es muss merkwürdig gewesen sein, den Mann, der einst mit Peter Alexander "Schick die Weiber auf den Mond" sang, bei der Arbeit an der Wiener Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie zu sehen.
Franz Antels treue Absatzschuhe
Noch mehr Filme drehte Philipp mit Franz Antel, dem Dinosaurier des österreichischen Unterhaltungsfilms. Antel führte Regie bei der Hans-Moser-Komödie "Hallo Dienstmann" und inszenierte Karl Merkatz als Bockerer. Dazwischen drehte er aber Sexklamotten mit schönen Titeln wie Frau "Wirtin bläst auch gern Trompete". "Auch ein schlechter Ruf verpflichtet", sagte Antel: Um seinen Ruf als Frauenheld zu sichern, nahm er Schuhe mit hohen Absätzen mit auf Reisen und stellte diese vor die Hotelzimmertür.
Die Männer hinter Muttertag liegen in Führung
Seinen Geburtstag, den 28. Juni, teilt sich Antel mit dem Regisseur Niki List – allerdings mit 43 Jahren Abstand. List schaffte 1986 mit der Krimiparodie "Müllers Büro" einen sensationellen Erfolg: Bis 1998 galt der Film mit seinen 441.000 Zuschauern als österreichischer Film mit den meisten Besuchern seit 1982 (vorher wurde nicht gezählt). Dann kam das "Muttertag"-Gespann Roland Düringer und Harald Sicheritz mit der Hausbau-Groteske "Hinterholz 8", die mit über 600.000 Besuchern Lists Büro auf den zweiten Platz verwies. Vier Jahre später schoben die beiden den List-Film nochmal um einen Platz nach unten – mit der Urlaubssatire "Poppitz", die ganze 17 Besucher mehr als Müllers Büro zählen konnte.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.