Alles hat ein Ende. Auch - ob man es glaubt oder nicht - das Kasperltheater rund um Richard Lugners Präsidentschaftskandidatur.
Vier Wochen lang hat der Sender ATV den rüstigen Baumeister auf seinem qualvollen Weg zu den 6.000 Unterstützungsstimmen begleitet. Beim Wahlkampf in Wien, beim Boxtraining, bei peinlichen Auseinandersetzungen (hauptsächlich dabei eigentlich), bei Ausflügen zum Beauty-Doc, in den Zoo und in Landdiscos. Letztere standen in der jüngsten Sendung am Dienstag auf dem Programm.
Lugner: "Ich wollte das gar nicht machen"
"Ich bin niemand für die Disco, ich geh lieber in die Edenbar", sagt der 83-Jährige vor der Kulisse einer Landdisco. Fast schon ein bisschen beleidigt sieht er aus – und mitgenommen. Ist ja auch schon 1 Uhr Früh. "Ich wollte das gar nicht machen, sie hat mir das eingebrockt." Was, die Disco? Nein, der Unternehmer spricht von seinen politischen Ambitionen. "Jetzt werde ich womöglich Präsident, nur weil sie das will."
Klingt ein bisschen nach aufgesetzter Verzweiflung, wenn man sich seine Auftritte in den aktuellen Vorwahl-Shows ansieht. Doch an jenem Abend lässt man ihm das glatt durchgehen. An den grölenden Discobesuchern beißt sich der Mörtel die Zähne aus. Politische Messages – sofern es die denn gibt – ziehen da nicht.
"Selfies, Selfies, Selfies"
Dabei müsste gerade seine Cathy die Bedürfnisse des Discopublikums gut kennen? Fehlanzeige: "Ich gehe eigentlich nicht mehr in die Disco, ich schaue mir lieber Opern an." Aha, die Zauberflöte. Und warum dann doch eine nächtliche Tanzstadel-Tour, an der schon gestandene Landeshauptmänner gescheitert sind? Die Cathy hat die Antwort: "Naja, vielleicht denkt sich jemand, die hat einen schönen kurzen Rock an, jetzt bekommen sie meine Stimme."
In der Politik kommt es eben auf schlagkräftige Argumente an. Nur der
Wesentlich bessere Karten hat er da bei seinem Ausflug in den Wiener Prater, wo er – diesmal ohne weibliche Begleitung – munter drauflos plaudert und sich durch eine einfache Geste eine Wählerstimme sichert: Er teilt sein Bier mit einem Tischnachbarn, der bereits auf dem Trockenen sitzt. Ein Argument.
Cathy riskiert eine zu große Lippe
Apropos Argumente: Vielleicht hat das Möchtegern-Präsidentenpaar die 6.000 Stimmen doch nur wegen Cathys schönen Lippen bekommen. Die lässt sich diese nämlich ständig bei ihrem Schönheitsdoktor aufpeppen, der an dem Hang zur Künstlichkeit seiner Kundin selbst schon zerbricht: "Mir ist es wichtig, dass es niemand erkennt. Die Lippen sind schon jetzt sehr groß." Und auch Cathys Mutter fragt: "Für wat machst du sowat?"
Vielleicht für die Quote, liebe Mama von Cathy. Das sagt diese ja schließlich selbst: "Es sehen Millionen Leute diese Sendung, die wissen das jetzt." Gut, an alle Millionen da draußen: Cathy hat die Lippen schön.
"Ihre Meinung interessiert mich wenig"
Einer dieser Millionen hat es übrigens gewagt, Cathy im Zuge einer Wahlkampfveranstaltung in Wien mit ihrem Ausraster am Opernball zu konfrontieren, den er - völlig überraschend - als "peinlich" bezeichnete. Die staatsfrauische Reaktion der Blondine? "Das ist Ihre Meinung, die interessiert mich reichlich wenig. Vielleicht müssen Sie erst etwas dazulernen."
Die gleiche Reaktion folgt auf die Kritik, Herr Lugner hätte einfach zu wenig politische Erfahrung. Volksnah geht anders. Spannend, dass Richard Lugner trotz seiner Ehefrau nun im Präsidenschaftswahlkampf mitmischen darf.
"Verschwind mit dem Glumpert"
Übrigens, für jene, die die viele Politik in der Show nicht interessiert: die Lugners haben einen neuen Hund. Den dritten mittlerweile.
Warum das wichtig ist? Weil nach den ganzen - überhaupt nicht inszenierten - Streitereien und Versöhnungen, der wohl schönste Satz der Serie gefallen ist, gesprochen von Richard Lugner persönlich.
Ein Satz, eigentlich an den Mini-Hund gerichtet, der nicht passender für den Abschluss dieser Serie sein könnte: "Verschwind’ mit dem Glumpert".
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