Man möchte meinen, es gibt nichts mehr über Richard Lugners Präsidentenwahlkampf zu berichten, das in den vergangenen Wochen nicht auf irgendeinem Kanal schon breitgetreten worden wäre. Doch da hat man die Rechnung ohne ATV gemacht.

Eine Glosse

Auch wenn es noch so seicht wirkt, ATV versteht es aus jeder Mücke eine Story zu machen. So auch im dritten Teil der Reality-Show "Mörtel for president".

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Wahlk(r)ampf in Wien

Neue politische Inhalte in Richard Lugners Wahlkampf sucht man in der Show vergebens, kann sich aber an Organisationshoppalas erheitern. Da hetzt der arme "Mörtel" zum Viktor-Adler-Markt, wofür er auch fleißig Werbung gemacht hat, und dann ist niemand seines Teams anwesend – immerhin aber ein paar Fans.

Als man nach stressigen Minuten doch zueinander findet, folgt eine heftige Diskussion coram publico. Und bevor es dann zu bunt wird, spielt einfach die Kappelle drüber. Musik funktioniert eben immer.

Richard Lugners Kommentar: "Das ist so ein Scheiß." Wahre Worte. Aber irgendein As haben die Lugners noch immer im Ärmel und so marschiert man kurzer Hand gemeinsam mit der Kapelle in Richtung Viktor-Adler-Markt.

Dort bekommen sie zum Glück ein paar Unterstützer, die prompt zum Magistrat eskortiert werden. Problem: die Konkurrenz schläft nicht. Und die haben dem "Mörtel" einfach die Leute abgeworben. Sapperlot, findet der und meint: "Das ist Demokratie. Wer an der Macht ist, der verdrängt die anderen."

Seilspringen: "Das ist ein weiblicher Sport"

Damit man sich das nächste Mal gegen so eine Dreistigkeit wehren kann, marschiert das Ehepaar Lugner kurzer Hand ins Boxstudio.

Mit feschem pinken Polo steigt der 83-Jährige in den Ring, nachdem es mit dem Aufwärmen eher schlecht als recht klappt. Aber natürlich hat der Präsident in spe eine Erklärung parat, warum es mit dem Seilspringen nicht klappt: "Das ist ein weiblicher Sport."

Faustkampf mit den Präsidentschaftskandidaten

Dafür klappt es dann beim Boxen um so besser, ersetzt er den Boxsack doch einfach mit den imaginären Gesichtern seiner Kontrahenten.

Und die sollten eine handgreifliche Auseinandersetzung mit dem Baumeister eher meiden, denn was dann Cathy abseits des Rings ausplaudert, lässt erschaudern: "Man glaubt es kaum, aber der Richard hat noch viel Kraft. Ich trage oft blaue Flecken davon."

Aha, etwa Gewalt im Hause Lugner? Keineswegs. "Von den Rangeleien auf der Couch", versichert Cathy. Dem "Mörtel" gefällt es aber, dass er gegen seine Ehefrau in den Ring steigen darf. So viel Gelächter hat man von dem fitten Senior schon länger nicht mehr gehört.

Diskussionen, Diskussionen, Diskussionen

Bevor es dann doch zu interessant wird, gibt es schnell noch das übrig gebliebene Filmmaterial der letzten Male: der Frühling kommt, also muss der Garten neu gemacht werden. Außerdem steht die neue Küche auch in den Startlöchern. Beides fordert viel Aufmerksamkeit von Cathy. Und Nerven des Herrn Lugner. Natürlich funktioniert das Ganze nicht ohne Diskussionen. Und selbst "Mörtel" scheint sich langsam zu fragen: "Wieso geht das nicht ohne Streit?" Lieber Herr Lugner, als Medienprofi müssten Sie es doch wissen: alles für die Quote.

Richard Lugners Ehemann

Deswegen lieber zurück zur Politik – und zu den Fettnäpchen, die Lugner bekanntlich nie auslässt. So auch beim Besuch des ägyptischen Botschafters in der Lugner City.

Statt auf einen Dolmetscher zu setzen, wurschtelt er sich mit seinen rudimentären Englischkenntnissen durch den Dialog. Und begeht dabei jenen Fehler, den schon der ehemalige Landeshauptmann Kärntens, Gerhard Dörfler, einst bei einem Besuch des Dalai Lama gemacht hat: Er verwechselt die Begriffe "husband" und "wife" - und macht aus Cathy kurzerhand seinen Ehemann.

Immerhin gibt Lugner zu: "My english is very bad." Das hindert ihn aber nicht daran, dem geduldigen Botschafter von seinen Ägyptenreisen zu erzählen.

Dieser, ganz alte Diplomatenschule eben, lächelt milde und überlässt dem Lugner City-Besitzer im Anschluss zumindest seine Visitenkarte. Seine Meinung zum Präsidentschaftsanwärter: "Herr Lugner hat sicherlich viel Erfahrung in seinen Bereichen." Ja, die Diplomaten wissen wie man die Dinge auf den Punkt bringt.

"Putzen Sie die Zähne?"

Weniger Glatteisgefahr besteht da bei der Wahlkampfstation Salzburg. Zwar steht man im Stau, verläuft sich in der Innenstadt, aber dann stehen sie doch da – die Lugner-Fans.

Mit dabei ist auch wieder die Blaskapelle. Die Inhalte: nichts Neues. Dafür bekommt Lugner die Frage der Fragen gestellt: "Putzen Sie die Zähne?"

Für die wissbegierige Dame anscheinend ein erhebliches Ausschlusskriterium. Habe der Van der Bellen, wie sie sagt, doch so schlechte Beißer. Gut zu wissen, wie manche ihre Wahlentscheidung treffen.

Wer kann, der kann

Und dann ist da noch das neue Wahlkampfvideo, das - wohl auf Wunsch des neuen Wahlkampfleiters Lugner - ganz professionell im eigenen Studio gedreht wird. Blöd nur, dass der Lugner zu Mittag scheinbar etwas zu viel Bier genossen hat.

Außerdem platzt dann auch noch die Ehefrau in den Dreh. So kann man nicht arbeiten.

Eine Botschaft gibt es am Ende doch noch: "Yes, we can". Innovativ.

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