Das Kasperltheater geht weiter: In der zweiten Folge von "'Mörtel' for President" begleitete das ATV-Team den offiziellen Präsidentschaftskandidaten auf seiner Wahlkampftour in Innsbruck, in Wien und bei vielen, vielen Shopping-Touren und Ehestreits. Ein weiterer Versuch die politischen Inhalte von Richard Lugner zwischen Tratsch und Klatsch zu finden.
Auf den gewohnten Fremdschämeffekt der
"Ich muss heute meiner Frau den Marsch blasen, weil sie mir ihn sonst eh immer blast (sic!)." Was folgte, war betretenes Schweigen. Hie und da ein paar mitleidig schmunzelnde Gesichter von Menschen, die geduldig auf das Fan-Fotoshooting im Anschluss warteten. Wahrscheinlich der eigentliche Grund, warum die meisten von ihnen gekommen waren.
Wobei: 1998 hat Lugner in Tirol am besten abgeschnitten. Womöglich kommen seine Sager doch an? Zum Beispiel wenn "Mörtel" reklamiert: "Österreich ist eine demokratische Republik. Das Recht geht vom Volk aus, nicht vom Präsidenten." Oder ganz selbstkritisch: "Unser schönes Österreich soll schön bleiben, ohne die Gesichter von Cathy und Lugner."
Selbst Cathy rührte, trotz erheblicher Verspätung, auf der wenige Quadratmeter großen Bühne kräftig die Werbetrommel für ihren Mann. "Er hat acht Firmen aufgebaut und ist ein absoluter Wirtschaftsversteher." Na, wenn das kein Argument ist.
Pamela Anderson als Vorbild
Zurück in Wien musste die Politik erst einmal hintanstehen. Denn wenn
Immerhin ist die ehemalige Baywatchnixe viel interessanter und ein willkommener Anlass für Cathy, sich so richtig aufzudonnern. Gilt das amerikanische Busenwunder doch ihr Vorbild Nummer 1.
Frau Lugner weiß eben, wo man sich Tipps für das spätere Dasein als First Lady holt. Und als solche wäre sie wohl auch die erste österreichische Präsidentengattin, die auf dem amerikanischen Playboy-Cover zu sehen sein würde. Auch wenn dieser Traum aufgrund des Einwands von Gatte Richard derzeit auf Eis liegen muss.
Vielleicht sollte sich Cathy ohnehin besser Tipps für eine funktionierende Ehe denn für halbnackte Tatsachen holen. Weil das mit der Harmonie, ist bei den Lugners so eine Sache, die nicht und nicht funktionieren will.
Aber man soll aus der Not eine Tugend machen und so versuchen wir eine politische Analyse aus eine der Aussagen von Herrn Lugner zu stricken. Was also meint der 83-Jährige, wenn er sagt: "Ich will keinen bösen Drachen zu Hause, wir müssen friedlich miteinander verkehren. Man darf nicht immer in Opposition gehen. Nur so funktioniert es." Ist da jemand konfliktscheu?
Lugner wird zum Taxifahrer
Dann könnte es schwierig werden, den politischen Mediator zu spielen, der er als Präsident zum Teil sein müsste. Eines kann man dem Baumeister zumindest nicht vorwerfen: mangelnden Einsatz.
Als ihn seine Fahrer im Stich lassen, die seine Unterstützer kostenlos zum Magistrat fahren sollten, springt der rüstige Unternehmer einfach selbst in sein Privatauto und fährt vier seiner Fans persönlich hin. Gelohnt hat es sich. Seine 6.000 Unterschriften hat er immerhin bekommen.
Oder liegt es womöglich an der seriösen Kleidung des Herrn Lugner? Der achtet in letzter Zeit nämlich penibel auf die Wahl seiner Anzüge und nimmt die Ratschläge von seinem Politberater ernst.
Anders hingegen Cathy, die möchte nämlich, dass ihr Mann aussieht "wie 60, nicht wie 83." Und wenn man schon dabei ist, geht man natürlich ebenfalls shoppen.
Resultat des Vormittags im 1. Wiener Bezirk: 6.000 Euro verjubelt und einen kleinen Einblick in "Mörtels" Frauenverständnis in der Politik bekommen.
Der Lugner meint nämlich wirklich: "Attraktive Frauen an der Seite von Staatsoberhäuptern sind wichtig. Das interessiert die Leute und die Medien. Die wollen was sehen und erleben. Die Politik interessiert sie weniger."
Lugner setzt auf Rapmusik
Vielleicht ist diese Einstellung der Grund, warum Lugner lieber mit privaten Eskapaden von sich reden macht denn mit politischen Statements. Von Diskussionen und Versöhnungen gibt es in "'Mörtel' for president" nämlich mehr als genug. Fast schon zu viele, um nicht an geskriptete Inhalte zu denken.
Aber wenn Cathy in ein heißes Bunny-Kostüm schlüpft, aus dem ihre Brüste quellen, und man die beiden ungleichen Turteltauben am Donaukanal ihren Sekt schlürfen sieht, ist die Quote wieder stabil.
Besonders gilt das, wenn Lugner unter die Rapper geht. Ein Wahlkampfsong musste schließlich her. Das machen Politiker mit Hang zum Geltungsdrang in Österreich schließlich so.
Und wer weiß, vielleicht sind seine Messages gesungen besser verdaulich: "Für Österreich will ich das Beste, der Lugner hat eine weiße Weste. Meinen Wahlkampf zahl ich selber, ist doch klar, man nennt mich schon Donald Trump from Austria." Ob das mit der Chart-Platzierung was wird?
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.