Sie galt als sichere Kandidatin für das große Finale, flog aber plötzlich doch noch raus. Bei "Austria's Next Topmodel" schaffte es Mia Sabathy nur auf Platz drei. Im Interview spricht Mia über die Entscheidungen der Jury, ihre Erfahrungen mit der Show und ihren persönlichen Gewinn.

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Mia Sabathy zuckt fröhlich mit den Schultern: "Dass ich nicht unter den Top zwei bin, war für mich auch nicht das Ende der Welt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass man mir alles weggenommen hat". Dann lacht sie: "Papis hat so geheult!"

Eine Staffel lang hatte sich Mia zu einer der Favoritinnen der Puls-4-Show "Austria's Next Topmodel" entwickelt. Trotz starker Fotos, professioneller Arbeitshaltung und ihres wandelbaren Typs wählte sie die Jury noch vor dem Live-Finale überraschenderweise raus.

Mia ist zufrieden

"Top drei – da darf ich mich eh nicht beschweren", winkt Mia ab und nippt an einer Tasse Tee, bevor sie weiter ausholt. "Ganz ehrlich, die meiste Zeit hätte ich nicht gedacht, dass ich so weit komme. Katja hätte es meiner Meinung nach viel mehr verdient als ich, ins Finale zu kommen."

Auch Tassilo hätte nach Mias Ansicht weiterkommen sollen: "Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für die Jury, dass sie ihn rausgeschmissen haben."

Wenn man sich mit Mia unterhält, merkt man, dass sie kein bisschen anders wirkt als in der Serie. Sie ist gut gelaunt, witzelt, untermalt ihre Ausführungen mit kleinen Grimassen. Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus. Kein Wunder, dass sie zu den beliebtesten Kandidatinnen gehörte.

Mit dem Lob ihrer Konkurrenten ist sie noch nicht fertig: "Ich finde schon, dass Fabian und Angelina viel besser sind, was High Fashion angeht. Die haben das Gesicht dazu. Angelina schaut beim Frühstück, wenn sie ihr Müsli isst, genauso wie beim Shooting."

Nachvollziehbar waren die Entscheidung der Jury und die Handhabung des Finales trotzdem nicht für sie. Sie spricht jetzt noch schneller. "Die Hong-Kong-Wochen waren für mich der Höhenflug. Ich konnte da viel machen, was für mich ein Model ausmacht – dass man sich selber zurechtfindet, dass man mit Menschen umgehen kann, dass man sie freundlich behandelt, egal, welche Sprache sie sprechen. Aber ich hatte das Gefühl, das war dann relativ egal für die Finalentscheidung."

"Ich bin eine richtig typische Streberin"

Mit 13 hat Mia angefangen zu modeln, mit 20 war das Thema eigentlich schon fast wieder durch. Ein Jahr später wurde sie beim Einkaufen angesprochen, bei der Sendung mitzumachen, und hat dreimal abgelehnt.

"Als sie mich zum Interview eingeladen haben, habe ich denen gesagt: Mit mir kann man echt nichts im Fernsehen anfangen". Sie schüttelt den Kopf, als wäre der Gedanke absurd, sie in eine Modelshow zu holen. "Ich hab' noch nie jemanden wie mich im Fernsehen gesehen. Ich bin so eine richtig typische asiatische Streberin. Ich spiele Flöte im Konservatorium!"

Nebenbei studiert Mia: Transkulturelle Kommunikation (Deutsch, Englisch, Französisch) und Sinologie (Chinesisch, Japanisch). Und sie war als Tutorin und in der Studienvertretung tätig. "Ich hab' sogar Prüfungen besucht während der Dreharbeiten", lässt sie durchblicken, während sie begeistert von ihrem Studium erzählt. Man würde im typischen Model-Interview wohl nicht erwarten, dass über das Kommunikationsmodell nach Friedemann Schulz von Thun gesprochen wird.

Ihr Background hat ihr aber tatsächlich während der Show geholfen, meint sie. "Ich rege mich wirklich selten auf. Wenn irgendwas schiefläuft in der Kommunikation zwischen Leuten, hab' ich immer tausend Erklärungen dafür." Sie lacht: "Wenn sich Leute gestritten haben, hab' ich immer gesagt: Die meint es nicht so. Und manchmal war die Antwort: 'Doch, die meint es so! Manche Leute sind Arschlöcher, Mia, du verstehst das einfach nicht!'"

Gute Laune gegen böse Worte

In der Serie war Mia durchweg die, die gute Laune und positive Stimmung verbreitete, aber dennoch war sie über die zusammengeschnittenen Folgen erstaunt. "So nehme ich mich selber gar nicht wahr. Ich bin oft total mies drauf und völlig übermüdet". Sie spricht von ihrem "resting bitchface" – so nennt man das, wenn jemand mit entspannten Gesichtszügen ungewollt bitterböse dreinschaut. Zur Demonstration senkt sie die Augenbrauen - es sieht kein bisschen böse aus.

Ihre fröhliche Art war Anlass für einige Stänkereien zwischen den Models – die Mia erst Monate nach den Aufzeichnungen im Fernsehen sah. "Es ist sehr verwirrend", gesteht sie. "Im echten Leben kommt es nicht vor, dass du etwas erlebst, und Monate später sieht du, was da gesagt wurde. Du denkst dir: Soll mich das jetzt verletzen? Es ist danach so viel Schönes passiert."

Die Kandidaten haben eine Whatsapp-Gruppe, in der sie sich darüber austauschen, was sie Gemeines über die anderen gesagt haben. "Da wird viel aufgearbeitet in dieser Psychotherapie", witzelt Mia, aber ihr Blick bleibt diesmal ernst.

"Ich bin extrem naiv und blauäugig da reingegangen", meint sie - das Format "Austria's Next Topmodel" habe sie vorher nicht gekannt. "Ein, zwei Tage vor dem ersten Drehtag habe ich mir die erste Sendung angeschaut – ich schaue mir sowas auch normalerweise gar nicht an!"

Mias persönlicher Gewinn

Mia redet oft von den Shootings, den Fotografen, den netten Leuten – aber immer wieder ist auch herauszuhören, dass sie aus der Serie abgesehen vom Karriereschub auch einen ganz persönlichen Gewinn ziehen konnte. "Es hat mich auf jeden Fall abgehärtet, es hat mich sehr viel mutiger und dreister gemacht", erklärt sie. "Ich war früher extrem zurückhaltend. Ich hätte mich nie getraut, auf jemanden zuzugehen und zu sagen: Hallo, lass uns zusammen arbeiten!"

Auch diese Selbstwahrnehmung überrascht angesichts der extrovertierten Person, die man so viele Wochen lang im Fernsehen sehen konnte. "Ich war früher immer die erste, die gesagt hat: Nein, nein, ich verzichte drauf, nimm du nur", führt sie aus. Erst mit der Sendung hat sich das geändert: "Ich habe gelernt, man darf sich nicht zu sehr unter seinem Wert verkaufen, man darf nicht zu zurückhaltend sein. Ich habe viel Scheu und Hemmung abgeworfen, und das finde ich extrem befreiend."

Seit kurzem ist Mia auch bei Wiener Models unter Vertrag und kann sich über zahlreiche Aufträge freuen. Nebenbei kümmert sie sich um eine andere Leidenschaft: Ihre Social-Media-Präsenz auszubauen, unter anderem mit einem eigenen YouTube-Kanal. Während einer kurzen Gesprächspause zeigt sie ihr Handy. In den letzten paar Stunden sind 2401 neue Nachrichten eingegangen. Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat, YouTube und das ganze Paket. Sie will alles beantworten.

"Ich finde, verloren hat man nur, wenn man nichts daraus gemacht hat", lautet ihr Resümee zu "Austria's Next Topmodel". Zum Interviewabschluss spendiert sie eine so herzliche Umarmung, als hätte sie einen langjährigen Freund getroffen. Dann rennt sie rückwärts beinahe einen Kellner über den Haufen und muss über sich selber lachen. Kein Zweifel: Mia ist die heimliche Gewinnerin von "Austria's Next Topmodel".

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