Was geht im Kopf eines Kindes vor? Diese Frage haben sich unzählige Eltern weltweit sicher schon mehr als einmal gestellt. Das Trickfilm-Studio Pixar beantwortet sie in "Alles steht Kopf" auf unvergleichliche, originelle und unfassbar berührende Art und Weise.

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Riley ist ein ganz normales elfjähriges Mädchen: Sie liebt ihre Eltern, hat eine beste Freundin, macht gerne Sport - der größte Teil ihres Lebens ist von Freude bestimmt. Und das im ganz wörtlichen Sinne: Denn der größte Teil der Handlung von "Alles steht Kopf" spielt in Rileys Gehirn, wo Freude das Sagen hat. Sie ist die erste Emotion, die im Kopf des Mädchens bei der Geburt zum Leben erweckt wurde. In der Zwischenzeit hat sie mit Angst, Wut, Ekel und Kummer zwar vier Mitbewohner bekommen, aber weil alle nur Rileys Bestes wollen, steht meistens Freude an den Kontrollknöpfen.

Das ändert sich aber schlagartig, als Rileys Vater einen neuen Job in einer fremden Stadt annimmt und die Familie umziehen muss. Freude versucht zwar mit aller Kraft, Riley gut durch den Tag zu steuern, aber besonders Kummer mischt sich immer wieder entscheidend ein und sorgt dafür, dass die eigentlich fröhliche Riley zu einer niedergeschlagenen Außenseiterin wird. Zum großen Knall kommt es, als Freude und Kummer bei einem Streit aus der Schaltzentrale stürzen und in den Untiefen von Rileys Unterbewusstsein verschwinden. Wenn sie es nicht rechtzeitig zurückschaffen, drohen Angst, Wut und Ekel Rileys Leben mitten in eine Katastrophe zu steuern.

Die Geschichte von "Alles steht Kopf" hört sich an, als hätte ein Psychologie-Student zu viel LSD geschluckt. Aber Pixar hat es wieder einmal geschafft, einen Film zu drehen, der mehr ist als nur seichte Trickfilm-Unterhaltung. Produzent Jonas Rivera erzählt im Interview: "Wir haben uns gefreut, einen lustigen Film mit witzigen Charakteren zu machen. Erst als wir schon weit fortgeschritten waren, haben wir gemerkt, dass wir hier einen Ton treffen, der tiefer geht, mit dem sich die Leute identifizieren können. Jeder hat oder hatte ein Kind – oder war selbst ein Kind – und kann sich dadurch in der Geschichte wiedererkennen."

Dafür haben Rivera und Regisseur Pete Docter ausführlich recherchiert, mit Neurologen, Psychologen und anderen Wissenschaftlern gesprochen. Der Film sollte Kinder unterhalten und Erwachsenen eine Geschichte erzählen, die sie amüsiert und gleichzeitig fordert. Und das gelingt ihnen mit "Alles steht Kopf" so gut, wie es oft eben nur Pixar hinbekommt. Während Kinder sich vor allem über die bunte Welt mit den witzigen Charakteren freuen werden, dürfen die Erwachsenen über Witze über das Langzeitgedächtnis, das Unterbewusstsein oder Déjà-vus lachen. Zwei ziemlich anarchische Putzleute im Erinnerungsspeicher zum Beispiel machen sich einen Spaß daraus, einen Werbe-Jingle zu den unpassendsten Momenten wieder ins Bewusstsein zu spülen. So als würde ein fieser Filmkritiker hier die ersten Zeilen des Refrains von Helene Fischers "Atemlos" zitieren, damit der Leser die Melodie nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Regisseur Pete Docter fasst das so zusammen: "Wir versuchen gute Filme zu machen, ohne darüber nachzudenken, welche Zielgruppe sich das wohl anschauen wird. Aber während wir daran arbeiten, bemühen wir uns schon, das so zu machen, dass er allen Altersgruppen gefallen kann. Mal brauchen wir dafür als Ausgleich eine Slapstick-Szene, mal einen etwas hintergründigen Witz, den Kinder nicht unbedingt verstehen."

Mit "Alles steht Kopf" findet Pixar nach ein paar netten, aber irgendwie enttäuschenden Filmen wieder zu alter Form zurück. Der Film bringt seine Zuschauer im einen Moment zum Lachen, während er sie im nächsten zu Tränen rührt. Da hat beim Anschauen ganz eindeutig Freude die Kontrolle über die Schaltzentrale.

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