Als österreichischer Monarch empfing Robert Palfrader von 2007 bis 2010 in "Wir sind Kaiser" Gäste – die sich angesichts seines unverschämten Schmähs vor Lachen mitunter kaum mehr einkriegten. Die achtteilige Reihe "Die Seyffenstein-Chroniken" hält eine umfassende Retrospektive auf die Show.
Er ist und bleibt wohl der Kaiser: Auch wenn Robert Palfrader im März 2010 zum letzten Mal regulär als Robert Heinrich I. Gäste empfing, wurde der im Mai 2007 gestartete Quotenbringer "Wir sind Kaiser" nach den vier Staffeln doch immer wieder mit Spezialsendungen fortgeführt.
Die neue Reihe "Die Seyffenstein-Chroniken" bietet einen umfassenden Rückblick auf die Show – und das auf Länge einer ganz neuen Staffel. Ganze acht Folgen lang werden hier Clips der Satire-Talkshow gezeigt, also ungefähr ein Sechstel der 49 regulären Folgen. Vielleicht ist die Länge der Retrospektive Fortführung des Witzes, wie wenig wir von der Monarchie lassen können.
Audienz bei der Kaiser-Karikatur
Die Sehnsucht nach einem österreichischen Kaiser war jedenfalls Grundpfosten des Konzepts der Sendung: Palfrader spielte Kaiser Robert Heinrich I., der im prunkvollen Großen Festsaal im viel zu nüchtern benannten Haus der Industrie in Wien Gästen eine Audienz gewährte. Er redete wie Franz Joseph in "Sissi", erhöhte und karikierte seine gütige, aber gleichzeitig inkompetente und kindische Kaiserfigur – und ließ seine Gesprächspartner mit seinem unverschämten Witz nur allzu gerne perplex zurück.
Der Rückblick wird nun in einer kleinen Rahmenhandlung von Obersthofmeister Seyffenstein angeregt, der dem Kaiser während der Sendung stets treu als Knallcharge zur Seite stand. Eine Chronik des Kaiser sei wichtig für die Geschichtsschreibung, regt Seyffenstein an, aber Robert Heinrich winkt zunächst ab: "Wir haben keine Chronik, wir san pumperlgsund." Er lässt sich dann aber doch breitschlagen, möchte aber nicht als Krisenkaiser, sondern als "Kaiser der Frauen" in die Geschichte eingehen.
Sägen und Unterwäsche
So drehen sich die Clips der ersten Retrospektive also meist lose um das Thema "Frauen". Gleich zu Beginn sehen wir Moderatorin
Anna F. will den Kaiser küssen ("Ich weiß nicht, wie ein Kaiser schmeckt"),
Die Palfrader-Show
Meist bleibt den Gästen nichts übrig, als Palfrader einfach seine Show abziehen zu lassen und sich zu bemühen, nicht nur kichernd daneben zu sitzen. Köchin Kim Sohyi bringt gesunde Säfte mit, von denen Palfrader einen mit schiefem Gesicht wieder ausspuckt: "Ma, der ist so gut, den heben wir uns auf". Popstar Sasha kriegt sich bei Palfraders Geblödel kaum mehr ein und grinst den ganzen Auftritt von einem Ohr zum anderen. "Und den mögen die Weiber?", fragt Palfrader seinen Helfer ungläubig.
Auch Ina Müller, kaum auf den Mund gefallen, kann angesichts der schrägen Show nur noch lachen – vor allem, als sie in der Rolle der deutschen Bundeskanzlerin einer Karikatur von Werner Feymann anschaffen soll, er solle sein Zimmer aufräumen. Kinderbuchautor Thomas Brezina muss sich angesichts eines "Tom Turbo"-Clips vorwerfen lassen, er würde faul im Büro sitzen und die armen Kinder und das Fahrrad für sich arbeiten lassen.
Der Witz als Fessel
Damit zeigen die ausgewählten Momente natürlich auch, dass es mit dem Talk in dieser Talkshow nicht sehr weit her war. Es ging um Palfraders Kaiser und seine Comedy, der Gast war nur die zweite Geige. Es war angenehme Unterhaltung und manchmal auch treffende Satire, die der begabte und schlagfertige Palfrader hier ablieferte – aber so originell der Überbau war, so schnell wurde der Witz auch zur Fessel. Mitunter wünschte man sich, er würde nach dem kaiserlichen Geplänkel einfach mal normal mit den Leuten reden.
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