Am Sonntagabend startete die bereits neunte Staffel des "Joko Winterscheidt"-Formats "Wer stiehlt mir die Show?". Diesmal mit von der Partie sind die Promis Heike Makatsch, Rea Garvey und Teddy Teclebrhan, der nach einer Schlappe ein Comeback feierte. In der Mitte der Show wähnte man sich für ein paar Minuten in Cupertino.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Joko Winterscheidt trat im dunkelgrauen Anzug und mit schwarzem Rolli vor das Publikum. Als "der beste Joko aller Zeiten", so der Host, der sich auf die neunte Staffel seines Formats "Wer stiehlt mir die Show?" freute und in seiner Textilierung ein wenig an den CEO einer Werbeagentur auf einer Preisverleihung erinnerte. Wer mit seiner Sendung in die neunte Staffel geht, darf sich aber schon mal overdressen. Ins Panel für den neuen Reigen hob die ProSieben-Allzweckwaffe Winterscheid diesmal Schauspielerin Heike Makatsch, Musiker Rea Garvey, Comedian Teddy Teclebrhan sowie Wildcard-Kandidatin Jessica.

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Teddy Teclebrhan ging als Gebrochener

Teddy Teclebrhan ist ein Comebacker. Er nahm bereits in der zweiten "Wer stiehlt mir die Show?"-Staffel teil und war jetzt ganz auf Rehabilitierung programmiert. "Ich bin ja damals gebrochen aus dieser Show raus, deswegen jetzt hier, um mich zusammenzuflicken. Mein Ziel ist es, vier bis fünf Mal die Show zu gewinnen", so der 42-Jährige, dem man das Träumen durchaus gönnte. Auch in dieser Staffel müssen die Protagonisten wieder mehrere Quizrunden gegeneinander spielen, wobei in gewissen Abständen sich immer die Person mit den wenigsten Punkten aus dem Panel zu verabschieden hat. Der Gewinner am Ende aller Runden spielt dann im Finale gegen Winterscheidt. Reüssiert er, darf er die nächste Ausgabe von "Wer stiehlt mir die Show?" moderieren. Tradition ist, dass die Chose mit dem Spiel "Die leichten Fünf" startet, was auch am Sonntagabend nicht anders war. Es galt also zunächst wieder, eher einfache Fragen zu beantworten. Um warmzuwerden gleichsam.

Dass niemand wusste, dass "WC" für "Water Closet" steht und die Kandidaten etwa "Washing Cabin" oder "Wash Closet" als Lösung offerierten, war schon mal die erste Überraschung des Abends. Auch dass Teclebrhan und Garvey, der mit abrasierten Schläfen und Vokuhila antanzte, neben Mephisto keine zweite Figur aus Goethes "Faust I" nennen konnten, darf einen heute noch verwundern. "War da ein Apfel dabei?", wollte Teclebrhan etwa von Winterscheidt wissen. Ausgeglichener wurde die Angelegenheit dann, als es darum ging, bekannte Songs zu erkennen, die eine Gruppe von Leuten aus einer überdimensionalen Panflöte, deren Bässe den Kandidaten einen sanften Seitenscheitel zogen, hevorstießen. Auch Teclebrhan konnte in diesem Spiel punkten, obwohl die pangeflöteten Tracks wie "Rolling in the Deep" (Adele) oder "She's the one" (Robbie Williams) alles andere als leicht zu erkennen waren.

Winterscheidt macht auf "Big Tech"-CEO

Ein wenig in Cupertino oder Redmond wähnte man sich im Spiel "The latest Stift", in dem Winterscheidt Tech-Konzerne wie Apple oder Microsoft aufs Korn nahm und als CEO des Unternehmens WinterscHightech drei innovative Stifte präsentierte, mit denen die Kandidaten schließlich ihre Antworten notieren mussten. Darunter etwa "The Strille", eine Kombination aus Stift und Brille. "Es ist wie Magie. Sie haben die Vorteile einer Brille und nutzen Sie einfach zum Schreiben. Ein innovativer Stift geht nahtlos in den leichten Brillenrahmen ein", inszenierte Winterscheidt das völlig sinnbefreite Ding, um dann auch noch den "The Stylinder" in Szene zu setzen – einen rund eineinhalb Meter hohen Zylinder, an dessen Ende ein ordinärer Stift angebracht war.

Makatsch, die die Frage "Von welcher antiken Metropole heißt es, dass sie auf sieben Hügeln erbaut wurde?" korrekt mit Rom beantwortete, schrieb dann mit dem "Stylinder" auf ihrem Haupt relativ unspektakulär den Namen der italienischen Hauptstadt auf ein Plakat. Na ja! Eh nett, aber auch viel Aufwand für ein simples Frage-und-Antwort-Spiel, nach dem übrigens Wildcard-Kandidatin Jessica das Panel verlassen musste.

Bauerfeind läuft Kandidaten nach

Ungleich unterhaltsamer war die Runde "Völker, hört diese Frage", bei der es den Punkt für die richtige Antwort nur dann gab, wenn auch jemand auf der Straße draußen, den die Kandidaten selbst wählen durften, sie wusste. Moderatorin Katrin Bauerfeind war es, die am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz den passenden Passanten für jenen Studiokandidaten, der als Erster buzzerte, finden musste. Für Rea Garvey hielt Bauerfeind etwa eine junge Dame an, die die Übersetzung "You only live once" von "YOLO" aus dem Ärmel schüttelte.

Ein rund 50-Jähriger, der sich zunächst mit Händen und Füßen geweigert hatte, mitzumachen, war, als ihm Bauerfeind 100 Euro für die korrekte Antwort in die Hand drückte, im Nachhinein doch froh über die kleine Nötigung. Er konnte die Redewendung "Besser den Spatz in der Hand…" mit "…als die Taube auf dem Dach" komplettieren. Selbst Bauerfeinds Kameramann musste bei diesem Spiel ran, obwohl er so gar nicht wollte. Mit der richtigen Antwort musste er vor einem Millionenpublikum auch zugeben, den einstigen Pornostar Gina Wild, dessen "Künstler"-Nachname gefragt war, zu kennen. "Wenn du drauf stehst, auf so Filme, ist okay, Bro", brachte Teclebrhan den ohnehin schon sehr unangenehm Berührten in eine noch unangenehmere Situation. "Ich kenn ihn seit fünfzehn Jahren, er hasst diese Situation gerade maximal", lachte Winterscheid, der dann noch witzelte, dass Chris die 100 Euro sowieso zurückgeben müsse.

Teclebrhan muss das Studio verlassen

Etwas langatmig wurde es dann im Spiel "Das perfekte Quiz", in dem alle Kandidaten alle vier Fragen korrekt beantworten mussten. War nur eine davon falsch, wurde das Spiel ganz von vorne begonnen – inklusive des opulenten Intros mit Eurovisionshymne, dem tanzenden Winterscheidt, allen bereits beantworteten Fragen sowie der Runde Champagner, die dazwischen serviert wurde. Dass das auch punktemäßig wenig Sinn ergab, da am Ende ja alle im Panel sämtliche Fragen richtig beantwortet haben werden, kam einem auch erst während des Spiels. Im Studio wurde dies aber gar nicht groß verhandelt. Durchgespielt wurde diese Runde erst im vierten Anlauf. Nach dem nächsten Spiel war es dann Teclebrhan, der abrauschen musste und am Ende seines "Walk of Shame", den die "Wer stiehlt mir die Show?"-Loser traditionell gehen müssen, ebenso wie Vorgängerin Jessica in einem veritablen Albtraum landete – nämlich in einer (inszenierten) Ausgabe von "Sommerhaus der Stars".

Erstmals wurde am Sonntagabend statt dem an sich traditionellen Prompter-Spiel in "Wer stiehlt mir die Show?" ein Halbfinale absolviert. Das Spiel, in dem Makatsch und Garvey gegeneinander anzutreten hatten, hieß "Ich lass mich von dir entscheiden". Es mussten Fragen beantwortet werden, wobei es für jeden der beiden zu entscheiden galt, was der Gegner gewinnen oder verlieren soll. Die gesetzten Punkte werden dann dem Gegner gutgeschrieben, wenn er die Frage richtig beantwortet, oder abgezogen, wenn nicht. Beide wussten beispielsweise, dass Quecksilber bei Raumtemperatur flüssig wird und der Song "You're the one that I want" durch den Film "Grease" bekannt wurde, aber nur Garvey hatte parat, dass Superman ein Außerirdischer ist und Juri Gagarin der erste Mensch im Weltall war. Makatsch musste gehen, und Garvey durfte gegen Winterscheidt um die Moderation der nächsten Ausgabe spielen.

Das Finale: Garvey versus Winterscheidt

Wer die smarten Finalregeln noch nicht kennt: Der Winterscheidt-Herausforderer bekommt nur für jede korrekte Antwort, Winterscheidt zunächst immer automatisch einen Punkt – egal, wie dessen Antwort, die er nicht aufdecken muss, auch ausfällt! Will Garvey den Abend für sich entscheiden, muss er seine als Finalvorteil erspielte Münze setzen. Und zwar dann, wenn er denkt, Winterscheidt würde die Antwort nicht wissen. Setzt er, muss auch Winterscheidt seine Antwort aufdecken. Ist sie falsch, bekommt er den Punkt nicht und Garvey darf die Münze behalten, ist sie korrekt, hat Garvey, der sich am Sonntagabend nur eine Münze erspielte (die anderen beiden gingen an Makatsch), verloren.

Winterscheidt ging rasch in Führung, da Garvey die Hauptstadt von Chile nicht einfiel. Dass auch Winterscheidt keine Ahnung hatte, dass der Junge aus dem Film "E.T. – der Außerirdische", der 1982 in die Kinos kam, "Elliot" hieß, konnte sich Garvey nicht vorstellen, weshalb er keine Münze investierte.

"Wie viele Punkte hat man im Bowling, wenn einem ein perfektes Spiel gelungen ist?", wollte Bauerfeind, die auch dieses Mal für die Moderation des Finales verantwortlich zeichnete, von den beiden Finalisten wissen. Garvey musste raten und traf mit seinen 300 Punkten aber voll ins Schwarze. Er setzte seine Münze und erwischte Winterscheidt, der 360 auf sein Pad schrieb. Der Musiker ertappte den Host dann gleich noch ein zweites Mal, da dieser nicht wusste, dass es Andy Warhol war, der den Ausdruck "15 Minutes of Fame" geprägt hatte. Obwohl Garvey insgesamt nur eine Münze hatte, machte er es mit dem Ausgleich zum 3:3 im Finale noch einmal spannend. Am Ende reichte es dann aber doch nicht, und Winterscheidt machte das Rennen. Der 46-Jährige wird auch nächste Woche sein Format "Wer stiehlt mir die Show?" moderieren.