"Irre sind männlich" soll an den Erfolg von "Fack ju Göte" anknüpfen und die Massen ins Kino locken. In einzelnen Sequenzen wirkt es, als hätten sich die Macher ziemlich schamlos bei amerikanischen Serien wie "How I Met Your Mother" bedient. Grund genug, bei Regisseur Anno Saul mal nachzufragen, wie er das sieht.
Herr Saul, der Titel Ihres Films "Irre sind männlich" ist eigentlich nicht ganz korrekt. Die Frauen sind hier ja auch nicht ganz sauber.
Anno Saul: Das ist richtig. Die Frauen sind nicht ganz sauber, aber unsere Jungs sind richtig gestört. Ihre manipulative Art ist schon grenzwertig.
Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie gerne in ein fast fertiges Projekt einsteigen, wenn Ihnen der Stoff sehr gut gefällt. Bei "Irre sind männlich" lief es so – was hat Ihnen denn daran so gut gefallen?
Ich fand die Grundidee, im Therapiemilieu - vor allem in der Familienaufstellung - eine Beziehungskomödie spielen zu lassen, sehr gut. Ich habe selbst auch schon eine Familienaufstellung gemacht. Diese Art finde ich ein tolles Mittel, etwas über seine Herkunft und seine Identität zu erfahren. Gleichzeitig ist die ganze Sprache, dieses sektenhafte Reden etwas, das dazu einlädt, dass man sich mal richtig drüber lustig macht.
Nun ist der ganze Film ja eigentlich eher eine Warnung davor, so eine Art von Therapie zu machen, indem er sie sehr ins Lächerliche zieht.
Da kann ich nicht zustimmen. Ich denke, dass alle unsere Charaktere im Laufe des Films einen Sprung nach vorne machen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Das hat nicht immer direkt etwas mit der Therapie zu tun, aber die Rolle von
Die Art der Therapeuten aber schon eher …
Die Therapeuten eher, ja. Wir wollen aber nicht die Therapie lächerlich machen. Wir erklären sie im Grunde ja sogar.
Wenn Sie sagen, dass Sie das selbst gemacht haben – war Ihnen dieses Thema dann auch persönlich wichtig?
Es gab keine Verbindung zwischen meiner Erfahrung und dem Kinofilm. Wir haben bei meinem letzten Film - "Die Tür" mit Jessica Schwarz und Mads Mikkelsen - in der Drehbuchphase eine Familienaufstellung der Figuren gemacht. Das hat uns Erkenntnisse gebracht, die uns für den Film geholfen haben. Und jetzt kamen die Produzenten mit diesem Buch um die Ecke – ich habe das gelesen und fand es sehr komisch.
Wie wurde Ihnen das Buch denn angepriesen?
Sie haben es angekündigt mit dem Satz: "Das ist die Geschichte von zwei Jungs, die in Therapien gehen, um dort Frauen aufzureißen, weil sie das Gefühl haben, dass es dort besonders leicht geht." Was wir dann noch ausgebaut haben, ist, dass sie sich dauernd in Situationen befinden, in denen das Aufreißen wirklich anstrengend wird. Die Erfahrung aus den ersten Vorführungen ist, dass Frauen darauf sehr positiv reagieren.
Es ist also eher ein Frauenfilm?
Es ist den Reaktionen nach zu urteilen eher ein Frauenfilm, ja.
Bei Ihrem Film "Wo ist Fred?" sagten Sie in einem Interview, "Verrückt nach Mary" von den Farrelly-Brüdern wäre ein großes stilistisches Vorbild gewesen. Gab es bei "Irre sind männlich" auch ein explizites Vorbild?
Ein bisschen "How I Met Your Mother", aber ich suche mir bestimmte Stoffe bewusst, weil ich ein Problem mit Political Correctness habe. Und das verbindet mich mit den Farrelly-Brüdern – die natürlich hundertmal genialer sind als ich. Dieses Draufklopfen auf alles, was politcally correct ist und es wieder auf das Zwischenmenschlich-Individuelle zu bringen, wo sich zeigt, ob man respektvoll miteinander umgeht oder nicht.
Weil Sie "How I Met Your Mother" gesagt haben: Da ist die Parallele der Figur, die Milan Peschel spielt, zu Barney Stinson ja extrem auffällig.
Das lässt sich nicht leugnen, ja.
Wenn man böse sein will, dann kann man auch sagen, dass vieles einfach zusammengeklaut ist. Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen Plagiat und Hommage?
Ich könnte jetzt keine einzelnen Szenen sagen, die eins zu eins übernommen sind. Es ist sicher von der Rolle inspiriert, aber in dem Moment, in dem Milan Peschel das spielt, da wird das ein eigener Charakter, der sich schon noch von Barney Stinson unterscheidet – und dann ist es für mich eine Hommage. Ich bin auch kein Regisseur, der darauf besteht, dass alles so bleibt wie beim Vorbild. Die Rollen ändern sich beim Spielen durch die Schauspieler ohnehin noch mal.
Glauben Sie, dass Sie mit einer der Hauptfiguren im echten Leben befreundet sein könnten?
(Lacht) Mit der Figur von Peri Baumeister wäre ich sicher befreundet, mit der Figur von Marie Bäumer wäre ich definitiv wahnsinnig gut befreundet. Ich habe viele Freundinnen, die diesem Charakter sehr ähnlich sind. Die Figur von Fahri Yardim ist mir ein bisschen zu grüblerisch. Ich habe zwar auch eine melancholische Seite, aber das Lustige liegt mir doch mehr.
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