Im ORF-Krimi "Die Toten von Salzburg" spielen Florian Teichtmeister und Michael Fitz zwei sehr unterschiedliche Kommissare im Grenzgebiet von Salzburg. Unterstützt werden sie von Newcomerin Fanny Krausz. Wir haben mit den drei Hauptdarstellern und mit Regisseur Erhard Riedlsperger über gute Krimis und ein Leben im Rollstuhl gesprochen.
Als im Gebiet der deutsch-österreichischen Grenze bei Salzburg eine Leiche gefunden wird, müssen die bayrische und die österreichische Polizei zwangsläufig zusammenarbeiten. Das schmeckt weder dem jungen Salzburger Major Palfinger (Florian Teichtmeister), der seit einem Unfall auf den Rollstuhl angewiesen ist, noch dem bayerischen Hauptkommissar Mur (
Bei der Salzburger Premiere des Films sprachen wir mit Florian Teichtmeister, Michael Fitz, Fanny Krausz und Regisseur und Autor Erhard Riedlsperger, über gute Krimis, Reibereien zwischen Deutschland und Österreich, den Dreh in Salzburg und die Vorbereitung auf eine Rolle im Rollstuhl.
Was macht einen guten Krimi aus?
Michael Fitz: Wenn ich das wüsste, würde ich selber welche schreiben (lacht). Hier bei diesem Krimi kann man's sehen: die gute Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit und Krimigeschehen.
Fanny Krausz: Spannung und ein nicht vorhersehbares Ende. Viel mehr kann ich nicht sagen, sonst verrate ich zu viel. (lacht).
Erhard Riedlsperger: Wenn man einen jungen, dynamischen Ermittler im Rollstuhl hat und einen alten, grantigen Bayern, dann entwickelt sich Humor. Das war uns wichtig - wir wollten nicht so einen düsteren Krimi, sondern etwas machen, was Gehalt hat, aber sich von den vielen anderen Krimiformaten unterscheidet.
Herr Teichtmeister, Herr Fitz, zwischen den beiden Kommissaren gibt es ja ordentliche Reibereien!
Florian Teichtmeister: Wenn man sich hinter der Kamera gut versteht, kann man sich vor der Kamera noch herrlicher duellieren. Michael Fitz war vom ersten Moment an ein fantastischer Kollege … und vor der Kamera eine wahnsinnige Nervensäge (lacht).
Michael Fitz: Ich find's immer ganz wichtig, wenn man so ein Figurenpaar spielt, dass man einen guten Draht zueinander hat. Dann kann man das auch sehr authentisch machen. Ich kann nur jemanden glaubwürdig hassen, wenn ich ihn mag – sonst ist das aufgesetzt.
Bei Kommissar Mur ist es dieses typische Platzhirsch-Ding. "Ich weiß, wie es geht, ich bin der Erfahrene, und ich lasse mir von einem jüngeren Kollegen – noch dazu einem, der im Rollstuhl sitzt – nicht erzählen, wie's geht." Man merkt dann am Schluss: Es ist da schon eine Hochachtung vor dem anderen – aber das will natürlich keiner zugeben.
Sind Sie nicht die eigentliche Kommissarin im Film, Frau Krausz?
Krausz: (lacht) Ja, versteckt … ich gehöre auf jeden Fall dazu. Ich trage schon einiges dazu bei, glaube aber nicht, dass der Fall nur durch mich gelöst wird.
Herr Teichtmeister, wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Teichtmeister: Es gibt ein bestimmtes Programm, das man Menschen zukommen lässt, die nach einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Davon habe ich mir ein paar Übungen angeschaut, und dann habe ich die Produktion gebeten, mir einen Rollstuhl zur Verfügung zu stellen. Den hatte ich drei Wochen bei mir zu Hause und habe versucht, mich damit anzufreunden.
Ich habe mich dann mit dem Rollstuhl durch Wien bewegt – diese Erfahrung hat mir die Augen geöffnet. Es gibt so viele Dinge, die ich da erst kapiert habe. Die ganze Diskussion um Barrierefreiheit kann man erst führen, wenn man weiß, was es heißt, sich auf diesen vier Rädern durch die Welt zu bewegen.
Sie waren ja dann sehr versiert mit dem Rollstuhl – man sieht im Film, wie sie damit den Berg hinunterdüsen. Lernt man das schnell, kostet das Überwindung?
Teichtmeister: Es war schon eine große Überwindung, einen Rollstuhlfahrer zu spielen. Ich habe einige Freunde, die im Rollstuhl sitzen und dadurch habe ich keine Berührungsängste.
Aber das Training … ich habe Blutzoll gezahlt (lacht). Ich habe mich natürlich überschätzt – und bin dann wirklich auf die Fresse gefallen. Aber jeder Rollstuhlfahrer, mit dem ich gesprochen habe, sagt: Tja, da muss man durch, das haben wir alle hinter uns. Als ich denen das erzählt habe, haben sie mich eher ausgelacht und gesagt, das ist nicht mal ein richtiger Rollstuhlunfall, den ich da gebaut habe.
Frau Krausz, hatten Sie Erfahrungen im Umgang mit Rollstuhlfahrern?
Krausz: Natürlich hat man Erfahrungen im Alltag, aber prinzipiell geht es einfach um einen offenen Zugang. Dann ergibt sich ein normaler Umgang eigentlich von selbst. Der sollte einfach auf Augenhöhe stattfinden – das ist das, worum es geht.
Herr Fitz, Sie sind ja als Deutscher in einer österreichischen Produktion …
Fitz: … ganz allein, völlig einsam und alleingelassen bin ich der einzige Deutsche! (schmunzelt) Ich musste mich echt durchsetzen. Die Sprache habe ich relativ schnell angenommen, man hört aber wahrscheinlich immer noch, dass ich ein Bayer bin. Das lässt sich gar nicht vermeiden.
Das Spannungsverhältnis wird natürlich gerne vor allem in Salzburg und in der Traunsteiner Gegend überhöht. Die tun so: Da ist die Grenze und danach ist alles anders. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass das verwischt und ineinanderläuft wie an allen Ländergrenzen, die ja willkürlich gezogen sind.
Teichtmeister: Man hat mich mal gefragt, was die Unterschiede sind zwischen den Bayern und den Österreichern – und ich sage immer: Ich glaube, es gibt so wenig Unterschiede zwischen uns, dass wir ganz bemüht sind, Unterschiede zu finden und zu betonen.
Frau Krausz, Sie sind Wienerin, haben aber auch die deutsche Staatsbürgerschaft – was irgendwie zu dieser Rolle passt, die so als Puffer zwischen den beiden Kommissaren funktioniert.
Krausz: (lacht) Das stimmt, ich bin da total aufgegangen mittendrin. Es ist natürlich immer eine Herausforderung, wenn man bestimmte Regionalitäten vertritt. Da gibt es viel vorzubereiten und viel, womit man sich befassen kann. Das gibt immer schön Futter für eine Rolle.
Herr Riedlsperger, Sie sind ja in Hallein geboren – aber Sie haben bislang nie in Salzburg gedreht?
Riedlsperger: Ich war wirklich weit, weit unterwegs: Südafrika, Russland, England, Argentinien – nach Salzburg habe ich es nie geschafft. Jetzt zum ersten Mal – und ich muss zugeben, es war sehr ungewohnt, nach dem Drehtag nach Hause zu kommen. Ich würde es gerne wieder machen.
Haben Sie die ganzen Locations ausgesucht, mit dem "Salzburg-Blick"?
Riedlsperger: Mit den Locations hatte ich's ein bisschen einfacher, die meisten kannte ich natürlich. Schwierig war, die Genehmigungen zu bekommen. Dass wir am Kapuzinerkloster drehen konnten, das war ein Gnadengesuch – kein Location Scout kann versprechen, dass man dort drehen kann. Genauso ist es mit dem Festspielhaus oder anderen Locations wie dem Café Bazar, wo wir einfach riesiges Glück hatten. Das ist nicht selbstverständlich. Ein großes Dankeschön an die Salzburger, die haben da bravourös mitgeholfen.
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