- Im Internet flirten? Heutzutage normal.
- Doch nicht hinter jedem Profil steckt der Charmeur oder die Verführerin, mit der Verliebte glauben zu kommunizieren.
- In "Ilka Bessin - Liebesbetrügern auf der Spur" besuchte die Komikerin Betrogene und stellt den Tätern in Zusammenarbeit mit der Kripo Fallen.
Etwas Kopfschütteln bleibt nicht aus beim Ansehen der VOX-Reportage "
Wer ein bisschen Herz und Empathie hat, dürfte jedoch auch Mitgefühl mit den Betrogenen empfunden haben - nicht zuletzt, weil die sonst vor allem als Komikerin bekannte Ilka Bessin (50) einfühlsam durch die Sendung führte und offen zugab, selbst schon mal einem sogenannten "Love Scammer" auf den Leim gegangen zu sein.
Eine einzelne Dame wurde um 770.000 Euro betrogen
Insofern ging ihr die Geschichte von Heidi K. sichtlich nahe: Die Mutter von vier Kindern hatte auf der Social-Media-Plattform TikTok - vermeintlich - eine Nachricht von Schlagerstar
Typisch für die Opfer von Liebesbetrügern: "Emotionale Einsamkeit in der Partnerschaft" sei etwas, was die meisten Betroffenen eine, stellte Kiki H. (61) fest, die sich bei Romance Scambaiter Deutschland engagiert, einer von Helga Grotheer gegründeten Plattform, die Täterinnen und Täter zur Strecke bringen möchte. Besonders "die Coronazeit" habe "sehr viele neue Geschichten geliefert", berichtete die 62-Jährige, die einst selbst Erfahrungen mit Liebesbetrug gemacht hatte. Innerhalb einer Woche habe sie mal von einer Betrugsgesamtsumme von 1,7 Millionen Euro erfahren - eine einzelne Dame hatte gar 770.000 Euro verloren!
Opfer trennte sich für falschen "Ben Zucker" vom Mann
So viel Geld war es bei Heidi K. nicht, Dramatisches erlebte sie dennoch: Über Wochen manipulierte der angebliche "Ben Zucker" die verheiratete Frau psychisch derart, dass sie schließlich Gefühle für ihn entwickelte und sich sogar von ihrem Mann trennte. Immer wieder aufkeimende Zweifel konnte er ihr ausreden, und irgendwann hoffte sie so sehr auf ein Treffen, dass sie sogar bereit war, im Laufe der nächsten Monate an die 40.000 Euro für "Sicherheitsgebühren", "Zuschüssen fürs Album" etc. zu zahlen.
Der Mechanismus hinter einem solchen Prozess lässt sich am besten mit einer Sucht vergleichen: Opfer werden gezielt und so raffiniert abhängig gemacht, dass die Vernunft immer mehr in den Hintergrund tritt. Selbst nachdem der Betrug auf der Hand liegt, können manche nicht aufhören, den Kontakt zu halten, so sehr sehnen sie sich nach der nächsten Nachricht, dem nächsten Kompliment ...
Geldbotin wird in Falle gelockt und festgenommen
Heidi schaffte es - anders als viele, die sich aus Scham nicht trauen - irgendwann zur Polizei zu gehen. Und nicht nur das: Sie spielte sogar, unterstützt von den Romance-Scambaiter-Ladys und Securitymännern, den Lockvogel bei einer Geldübergabe. Sobald sie den Umschlag - in dem lediglich Papierbündel steckten - übergeben hatte, informierte Helga die Polizei, die Botin wurde festgenommen.
Während diese sich ahnungslos gab, war eine andere Botin - hier spielte Kiki den Lockvogel - selbst Opfer, glaubte, im Auftrag von US-Schauspieler Gerard Butler (52) zu handeln. Keine Ausnahme: "Wir haben auch schon George Clooney gehabt", erzählte Helga. Das Schlimme: Die Haupttäter und -täterinnen sind meist nicht zu fassen, sitzen sie doch in der Regel in Afrika oder Osteuropa, normalerweise handele es sich um "gewerbsmäßige und bandenmäßige Betrugsdelikte", so Volker Püttner vom Polizeipräsidium Bayreuth.
Betrugsdelikte, bei denen es um so viel mehr geht als Geld. Sie sei "innerlich zerbrochen", beschrieb es Heidi K. Psychotherapeut Sven Steffes-Holländer bestätigte, dass ein solches Erlebnis, "Erkrankungen wie Depressionen" zur Folge haben könne, "auch soziale Phobien, also Ängste im persönlichen Kontakt bis hin zu: Ich kann zutiefst traumatisiert sein durch ein solches Erlebnis." Wichtig, aber schwer sei, sich selbst die eigene Naivität zu verzeihen. Bleibt zu hoffen, dass die Sendung wenigstens bewirkt, was sich Betrüger-Jägerin Helga wünscht, nämlich dass wir alle "ein bisschen sensibler mit Opfern umgehen".
(tsch) © 1&1 Mail & Media/teleschau
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.