Vergiftet und erschlagen: Da wollte offenbar jemand besonders gründlich sein. Maria Hofstätter ermittelt als Kommissarin, an ihrer Seite hat sie einen frühpensionierter Inspektor, gespielt von Josef Hader. Ort des Geschehens ist das beschauliche Mühlviertel, das im neuen ORF-Landkrimi schauerlich sprödes Heimatflair versprüht.
Es sieht fast malerisch aus, wie der Tote auf dem zugefrorenen See liegt – mit dezenter, geradliniger Blutspur vom Ufer aus. Bei der Obduktion soll sich herausstellen, dass er nicht nur erschlagen wurde, sondern auch noch vergiftet. Kommissarin Öller (Maria Hofstätter) von der Kripo Linz wird in ihren Ermittlungen von Frühpensionist Sepp Ahorner (
Regionale Schauderromantik
Mit "Der Tote am Teich" startet der ORF die erste von drei neuen Folgen seiner Landkrimi-Reihe. Die je 90-minütigen Filme sind voneinander unabhängige Geschichten, die Verbrechen in ganz Österreich nachgehen. Nach Niederösterreich, der Steiermark und Vorarlberg ist nun also das Mühlviertel dran.
So kann der Film auch hauptsächlich durch sein Regionalflair punkten. Es ist beinahe eine heimatliche Schauderromantik, die hier aufgefahren wird: Um das beschauliche Dorf hat das Besondere stets einen großen Bogen gemacht. Im schummrigen, verrauchten Wirtshaus trinken jeden Abend dieselben Gestalten so viel, dass sie nur noch nach Hause wanken können. Jeder kennt jeden, Blut ist hier viel dicker als Wasser – und alles, was von außen kommt, wird mit Argwohn betrachtet.
Flache Figuren, altbackene Handlung
Leider ist die Handlung, die sich in diesen schön beobachteten Traditions-Settings abspielt, ebenso altvertraut. Vor allem die Ermittler kämpfen weniger gegen das Verbrechen, sondern vielmehr darum, keine flachen Schablonen zu sein. Kommissarin Öller ist die abgebrühte Ermittlerin, die ihre Befragten stets herausfordernd ansieht und sich nie den Schneid abkaufen lässt. Sepp Ahorner ist der gebrochene Streiter für das Recht – weil seine Familie bei einem Unfall mit Fahrerflucht gestorben ist, ist er zurückgezogen und desillusioniert, aber als Polizist "durch und durch" kann er natürlich dennoch kaum anders, als hartnäckig am Fall dran zu bleiben.
So stereotyp die Figuren sind, so brav werden auch ihre Untersuchungen aufgefädelt. Konfrontationen mit unfreundlichen Verdächtigen, Nachbohren bei Personen, die überraschende Verbindungen zum Fall aufzeigen. Neue Informationen werfen plötzlich ein anderes Licht auf gewisse Umstände. Die Ermittler können mit Bauchgefühl und noch mehr Befragungen jedes Geheimnis ans Tageslicht bringen. Ein Malen-nach-Zahlen-Krimi.
Fallkonstruktion ohne Besonderheiten
Das ist schade, weil das so schaurig trübe Dorfleben eigentlich einen viel morbideren Fall mit wesentlich mehr Biss verdient hätte. Aber jenseits des blutigen Eisstocks, der einst Ahorners verstorbenem Onkel gehörte, vermeidet die Fallkonstruktion jegliche Besonderheiten und traut sich kaum, etwas Zwingendes passieren zu lassen.
Hier und da dürfen die Figuren verschroben sein: Ahorner sucht mit zig aufgestellten Naturkameras einen Elch und wird dafür von den Dorfbewohnern verspottet. Öller muss ihre Katze auf die Ermittlungsreise mitnehmen und quartiert sie bei Ahorner ein, weil ihre Assistentin allergisch ist. Es sind kleine Versuche, aus den Figuren richtige Menschen zu machen, aber sie fruchten nie: Man kriegt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, diese Typen nicht schon viel zu oft gesehen zu haben.
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