Die Innovation? Ein veritabler Wahnsinn. Die Forderung? Ebenso. Für ihren außergewöhnlichen Elektro-Rollstuhl, der über jeden Untergrund cruist und selbst steile Treppen überwindet, wollen drei Schweizer die Portemonnaies der Investoren um satte fünf Millionen Euro erleichtern. Eine Currywurst im Glas gab’s da schon ungleich günstiger. "Wurschttiger" Marco Peters begehrte von den "Löwen" lediglich 49.000 Euro für 49 Prozent der Anteile. Die bekam er auch.
Bevor drei Eidgenossen am Montagabend die finanziell potenten "Löwen" um erstaunliche fünf Millionen baten, ging es in der "Höhle der Löwen" um die Wurscht. Marco Peters, Unternehmer aus Duisburg, hat seine Currywurst haltbar gemacht und hinter Glas platziert.
"Es geht für uns um alles oder nichts. Mit Beginn der Pandemie haben wir nahezu 100 Prozent unserer Einnahmen verloren. Wir mussten etwas ändern und haben alles auf eine Karte beziehungsweise auf dieses Glas gesetzt", lässt der Unternehmer, der vor der Coronakrise auf Festivals und anderen Großveranstaltungen seine prämierte Currywurst im Foodtruck offerierte, die Investoren-Crew wissen.
Bewegter Dümmel zu "Original Duisburger Currywurst" : "Ich reich dir die Hand"
Peters wollte von den Investoren für seine "Original Duisburger Currywurst" im Glas die vier Monate ungekühlt haltbar ist, lediglich 49.000 Euro für unglaubliche 49 Prozent Anteile am Unternehmen. Die "Löwen" waren von der Idee, aber auch vom Geschmack der Currywurst begeistert.
Dümmel, passionierter Currywurst-Vernichter, ließ nichts anbrennen: "Deine Geschichte bewegt mich. Du machst uns ein Angebot, das so unglaublich ist, und bist so ehrlich dabei. Ich reich dir die Hand, sag dir, dass ich gerne dein Partner wäre, und gebe dir die 49.000 Euro für die 49 Prozent", so der hungrige "Löwe". Peters, der seit Pandemie-Beginn vom Staat noch keinen Cent Hilfe bekommen hat, war sichtlich gerührt. Auch Investor
"Höhe der Löwen": "Das ist einfach nur wow, wow, wow!"
"Wir haben den wohl coolsten Elektrorollstuhl der Welt entwickelt!" Mit diesen Worten eröffnete Thomas Gemperle aus Winterthur die Präsentation des "Scewo Bro", den er gemeinsam mit Pascal Buholzer und Bernhard Winter entwickelt hatte. Der innovative Rollstuhl überwindet Grenzen und Hürden, an denen das Gros der anderen Rollstühle scheitert. Das Asset schlechthin: Der "Scewo Bro" kann selbständig Treppen hoch- und runtersteigen. "Auf der Treppe selbst ist das Gerät sehr stabil und der Sitz positioniert sich immer waagrecht", erklärte Winter. Die Demonstration in der "Höhle" sorgte für offene Mäuler bei den "Löwen". "Das ist ja wie in einem ‚Science Fiction‘-Film", konnte es Investorin
Dagmar Wöhrl: "Was??? Fünf Millionen?
Ebenso erstaunlich fanden die "Löwen" jedoch dann auch das Verlangen der drei Gründer. "Wir haben den wohl größten Kapitalbedarf, der je in der ‚Höhle der Löwen‘ je gefordert wurde. Wir benötigen fünf Millionen Euro". "Was??? Fünf Millionen?", stieß Wöhrl laut hervor. "Ja, wir schätzen unser Unternehmen auf 50 Millionen Euro. Für die fünf Millionen würdet ihr 10 Prozent Anteile bekommen", replizierten die eidgenössischen Entwickler des "Scewo Bro", mit dem man bis zu zehn Kilometer pro Stunde cruisen und dessen Sitz man bis zu 89 Zentimetern hochfahren kann.
Und wie weit kommt man mit einer vollen Akkuladung? "Man kann etwa damit 35 Kilometer fahren. Einen Tag sollte man damit also durchaus durchkommen", erklärten die Schweizer, die sich im vergangenen Jahr über 20 verkaufte "Screwo Bros" freuen durften.
Preis des treppensteigenden Rollis "Scewo Bro": 36.000 Euro
Ein wenig schlucken mussten die Investoren auch, als sie vom Preis des Highend-Elektrorollstuhls erfuhren. 36.000 Euro muss ein Rolli-Fahrer für den "Scewo Bro" berappen. Auf die Bewertung von 50 Millionen kamen die Gründer wegen der tausenden Anfragen von Kunden und des riesigen Markpotenzials.
"Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass ihr größenwahnsinnig seid – und zwar im konstruktiven Sinne des Wortes", so Löwe
Nächste Premiere: Maschmeyer greift zum Hörer
"Ich würde sehr, sehr gerne an eurer Reise teilnehmen", ließ "Löwe" Niko Rosberg die Schweizer kurz strahlen. "Es gibt aber ein Problem: die Summe, die für mich alle Rahmen sprengt. Ich kann mir das nicht erlauben, in ein einziges Startup fünf Millionen reinzupacken", so der Ex-"Formel-1"-Pilot Rosberg weiter. Auch er war somit raus.
Dümmel und Kofler ebenso. Carsten Maschmeyer hingegen war noch im Spiel und sorgte für eine weitere "Höhle der Löwen"-Premiere. Er rief sein Team an, um sich kurz beraten zu lassen, was vor allem Kofler missfiel, der das mit dem Prinzip des Formats nicht vereinbaren konnte. "Carsten, du musst jetzt Schluss machen, wir wollen hier auch mal weitermachen", so der Unternehmer muffelig zu seinem Kollegen.
Kein Deal für die "Innovationsbombe"
Doch auch "Carsten" hatte keine guten Nachrichten für die Jungs: "Bei fünf Millionen ist es sehr schwer, spontan ja oder nein zu sagen. Ihr seid eine Innovationsbombe. Aber man kann auch etwas zu gut machen. Zu viele Funktionen sorgen für einen zu hohen Preis", erklärte der Finanzunternehmer.
Im Rollstuhl-Segment gebe es ihm zufolge sehr wenige Rollstuhlfahrer, die auf den "Rolls-Royce" unter den Rollstühlen setzen könnten. "Und deswegen bin auch ich raus", offenbarte Maschmeyer. Die drei Schweizer waren natürlich enttäuscht, nach ihrem Gang aus der "Höhle" aber auch selbstkritisch: "Vielleicht hätte man ein tieferes Angebot machen müssen. Im Nachhinein ist man aber immer ein bisschen schlauer", so deren nüchterner Befund.
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Was sonst noch in dieser Folge geschah
Zu einem Deal kam es am Montagabend auch noch zwischen dem Löwen-Duo Dümmel und Kofler – ihre erste Kooperation – sowie der Unternehmerin Katharina Bickel mit ihrem duftenden und nachhaltigen Katzenspielzeug "Catlabs". Auch Victoria Noack hatte Grund zur Freude. Sie bekam von den Investoren Nils Glagau und Carsten Maschmeyer für ihre App "HealthMe", die Allergikern im Supermarkt via "EA-Code"-Scan Unverträglichkeiten anzeigt. Keinen Deal gab es hingegen für Mike Bökenkrögers Motorhacke "Hackboe", die ihm zufolge die Gartenarbeit maßgeblich erleichtern soll.
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