David Schalko, Autor und Regisseur der Serien "Braunschlag" und "Altes Geld", legt nach: In "Höhenstraße" - ein Beitrag zur ORF-Landkrimi-Reihe - bricht er auf spannende Weise mit Krimikonventionen, denn weder der Kommissar noch der Fall sind echt.
Auf der Höhenstraße, der Aussichtsstraße am Stadtrand von Wien, kontrollieren zwei Polizisten während ihrer Nachtschicht ein parkendes Auto und überraschen ein Pärchen beim Sex. Sie lassen die beiden halbnackt aus dem Wagen aussteigen, um ihre Papiere zu kontrollieren – und ziehen gegen ein kleines Bestechungsgeld wieder ab.
Aber Roli (
Als Ferdinand und Roli den Schwarzafrikaner Uku und seinen österreichischen Begleiter anhalten, ist aber vor allem bei Roli schon zu viel Alkohol im Spiel. Die unlauteren Polizisten nehmen die beiden Gesellen in "Untersuchungshaft": Sie sperren sie in einen Kellerraum von Rolis abgelegenem alten Haus.
Am nächsten Tag hat Roli einen Plan: Um einer Entführungsmeldung vorzubeugen, tritt er bei der Familie des Österreichers gleich selber als ermittelnder Kommissar auf. Er nistet sich dort ein und versucht herauszufinden, welche Summen die Familie als Lösegeld zahlen könnte. Die hat aber eigentlich nur Schulden – oder doch nicht?
Kein Kommissar, kein Fall
"Höhenstraße" von David Schalko ist ganz sicher kein handelsüblicher Krimi. Wo sonst in fast jedem Vertreter dieser inflationär produzierten Gattung ein mehr oder weniger origineller Inspektor zu einem Mordfall geholt wird und dann eine Reihe von Personen abklappern darf, die allesamt höchst verdächtig sind, kommt "Höhenstraße" ohne Kommissar und ohne Fall aus – obwohl sich dann aus dem falschen Kriminalfall dank unserer Möchtegern-Polizisten ein echter entspinnt.
Es ist spannend, wie sich dieses Gaunerstück nach und nach entfaltet. Nicht nur, dass uns als Protagonisten zwei Betrüger vorgesetzt werden, deren Amtsanmaßung und willkürlicher Schikane man nur kopfschüttelnd zusehen kann – auch die anderen Figuren sind keinesfalls unschuldig, weshalb man nie weiß, wohin sich die kurvenreiche Geschichte entwickeln wird.
Zynismus und Häme
Gleichzeitig weht aber auch derselbe Zynismus durch den Film, den David Schalko schon in seiner Serie "Altes Geld" so üppig bedient hat. Es steckt eine abstoßende Häme darin, wie er die Charaktere so gerne vorführt: Wenn der Verlierer Ferdinand beispielsweise den Lebenstraum äußert, Schlagersänger sein zu wollen, und dann in einer Liebesszene verführerisch Playback singen darf, bevor er wieder das Opfer sein muss, wirkt der gallige Humor eher herablassend – als müsse jede Menschlichkeit vom Spielleiter gleich bestraft werden.
Immerhin ist die betonte Beiläufigkeit, mit der auf der "Höhenstraße" die Abgründe gähnen, hier nie gar so monoton und vehement ausgekostet wie in "Altes Geld": Es steckt mehr spielerischer Witz, mehr Leichtigkeit in der Umgehung der vertrauten Krimistrukturen. Wenn ein selbsternannter Polizist ankündigt, zur Lösung des selbstgeschaffenen Entführungsproblems nun als Kommissar "den Fall lösen" zu wollen, der gar nicht existiert, ist das nicht nur hübsch absurd, sondern auch ein spannender Bruch mit den Konventionen.
"Höhenstraße" läuft heute, am 29. Dezember, um 20.15 auf ORF1 und im Livestream der TVthek, wo er danach sieben Tage lang verfügbar bleibt. © dpa
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