Heike Makatsch hatte am Sonntagabend das Vergnügen, den Deckel auf die aktuelle Staffel "Wer stiehlt mir die Show?" zu machen. Dafür verwandelte die Schauspielerin die letzte Folge der ProSieben-Show in eine Oscar-Verleihung. Mit Licht und Schatten, einem "erschossenen" Rea Garvey und einem glücklichen Joko Winterscheidt.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Heike, heute muss dein Abend sein", machte Rea Garvey seiner Kollegin Heike Makatsch in der vergangenen Ausgabe von "Wer stiehlt mir die Show?" Mut und Makatsch antwortete: "Ich hab auch ein gutes Gefühl." Und was soll man sagen: Es wurde Makatschs Abend. Die Schauspielerin ließ erst die Konkurrenz um Joko Winterscheidt, Teddy Teclebrhan und Wildcard-Kandidatin Linda hinter sich und wusste dann auch noch bei der entscheidenden Finalfrage, dass die Bücher "Schuld" und "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach stammen.

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Und weil ihr Gegner Rea Garvey nur seine Ahnungslosigkeit zu Protokoll geben konnte, gewann Makatsch das Finale und damit die Moderation der kommenden Ausgabe – der letzten dieser Staffel. Dementsprechend gespannt durfte man am Sonntagabend sein, wie genau Makatsch die aktuelle Staffel zuschließt, denn traditionell moderiert der Gewinner der vorherigen Folge nicht nur die Show, sondern darf ihr von A wie Aussehen bis O wie Opening auch noch einen ganz persönlichen Anstrich verleihen. Und das tat Makatsch dann auch.

Heike Makatsch – bissig und elegant

Nun kann man sich natürlich fragen, wie originell es ist, sich als Schauspielerin ein doch recht oberflächliches Event wie eine Preisverleihung als Thema für seinen Abend auszusuchen. Weniger originell als Garveys Idee, seine eigene Ausgabe als Irish Pub zu designen, war die Verleihung des Goldenen Makatsch aber auf keinen Fall. Gleichzeitig zeigten Makatsch und das Produktionsteam gleich in den ersten Minuten, dass nicht unbedingt das Was entscheidend ist, sondern das Wie. Und bei diesem Wie sprudelte es nur so vor Einfällen.

Finalmoderatorin Katrin Bauerfeind begrüßte vom roten Teppich, führte Kurzinterviews mit den prominenten Ratekandidaten Garvey, Winterscheidt und Teclebrhan, das Studio war wie für eine Oscar-Verleihung geschmückt und als Makatsch dann mit ihrer Version von Harry Styles "Sign of the Times" den Abend eröffnete, bewies die Schauspielerin, dass Eleganz und Bissigkeit keine Widersprüche sein müssen.

Mit "Hört ihr Joko heulen, es sind die Zeichen der Zeit / Denn das ist nicht mehr seine Show / Ich mach das jetzt hier mit Niveau // Wir brauchen Stil und Eleganz / Bisher war’s eher Trash-TV / Vom Anspruch her ziemlich mau // Hört ihr Rea schon heulen, es sind die Zeichen der Zeit / sein Hirn lässt ihn so oft ihm Stich / Nur bei ‚The Voice‘ da juckt das nicht", machte sich Makatsch über ihre Konkurrenten lustig.

Von Viva zur Verleihung des goldenen Makatsch

Sie wolle ihre beiden Berufe, "die eigentlich mein Leben prägen", also das Moderieren und die Schauspielerei, miteinander verbinden, gab Makatsch auf dem roten Teppich den Hintergrund ihrer Show zu Protokoll und zeigte dann, dass sie seit ihrer Viva-Zeit nicht viel an Moderationshandwerk verloren hat – auch wenn 1990er-Jahre-Musikfernsehen und eine Oscar-Verleihung natürlich nicht weiter von einander entfernt sein könnten. Irgendwo dazwischen liegt aber die Moderation einer Quizshow und für die sind schließlich alle gekommen. Also sammelt Makatsch noch den Wildcardkandidaten, einen jungen Mann namens Bertan, ein, ehe das eigentliche Quiz beginnt.

Wer bisher nur "Heike Makatsch" oder "Quiz" verstanden hat: Bei "Wer stiehlt mir die Show?" spielen drei Promis und ein Nicht-Promi mehrere Quizrunden gegeneinander. Nach der 4., 6. und 7. Runde verlässt der jeweils Punktletzte die Show, wer zuletzt noch steht, spielt das Finale gegen den Moderator, in diesem Fall also Heike Makatsch. Weil es diesmal die letzte Ausgabe der Staffel ist, gewinnt der Sieger nicht die Moderation der nächsten Ausgabe, sondern darf seine Stirn in den feuchten Beton des "Walk of Brain" drücken.

Bis dahin ist es der sprichwörtliche weite Weg, allerdings zu Beginn auch ein etwas zäher. Bei der ersten Quizrunde, den obligatorischen "leichten Fünf", die zur Verleihung des "goldenen Makatsch für den Idioten des Jahres" werden, prüft Makatsch Deutsch-deutsche Geschichte, Mathematik oder Verkehrszeichen ab. Das Ergebnis ist, sagen wir einmal, wenig schmeichelhaft, aber "Wer stiehlt mir die Show?" lebt nicht und lebte nie davon, dass sich hier Deutschlands Superhirne duellieren, sondern vom Einfallsreichtum hinter und vor den Kulissen.

Wessen Stirn kommt auf den "Walk of Brain"?

Doch leider war der ausgerechnet in der letzten Ausgabe eher durchwachsen. Denn das Motto "Preisverleihung" brachte dort, wo sonst bei "Wer stiehlt mir die Show?" Esprit und Witz regieren, eine gewisse gediegener Bräsigkeit mit. Der Running Gag, dass sich Makatsch immer wieder für die Präsentation einer neuen Quizrunde im Stile einer Laudatio selbst ankündigt, lief sich relativ schnell wund. Gleichzeitig sorgte die Idee, Quizrunden nach Preis-Kategorien zu benennen, für langatmige Spiel-Namen, wo sonst mit viel Wortwitz gearbeitet wurde, ganz davon abgesehen, dass es das eine oder andere Spiel so oder so ähnlich bereits in der Show gab.

Nein, der Witz musste sich hier selbst seinen Weg in die Show suchen. Etwa, als bei dem Spiel "Bester Originalschauplatz Film", bei dem man Filme und die dazugehörigen Drehorte erkennen musste, bereits vor den ersten Filmszenen der gesuchte Städtename eingeblendet wird. Die vier Kandidaten bemerken es, tuscheln, verraten Makatsch aber nichts. "Gut, dann machen wir einfach weiter", will die ahnungslose Makatsch loslegen und hat den Satz kaum ausgesprochen, als Rea Garvey unter dem Gelächter seiner Kollegen sofort auf den Buzzer haut. "Ich geh mit Tokio", antwortet Garvey siegessicher, doch offenbar war da ein Fehler im Fehler, denn Garveys Antwort ist falsch.

Unterhaltsam war diese Episode trotzdem, ebenso wie die Idee, die Kandidaten einen Filmtod sterben zu lassen, während sie Quizfragen beantworten müssen. "Ich bin am Ende – ist meine Hose zu?", haucht da etwa Rea Garvey nach der letzten Frage sein Leben aus. Schlussendlich und insgesamt ergibt das eine durchwachsene Finalshow, allerdings mit mehr Licht als Schatten. Im Finale hat dann Joko Winterscheidt die Chance, die letzte Ausgabe seiner eigenen Show zu gewinnen. Und weil er bei der entscheidenden Frage weiß, dass Jan Ullrich 1997 für das Team Telekom fuhr, darf er zum allerersten Mal seine Stirn in den "Walk of Brain" drücken.