Von wegen "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Von wegen "Der frühe Vogel fängt den Wurm. Und von wegen "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". In der neuen ProSieben-Show "Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)" mit Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt zeigt Kandidatin Alina, dass es "Die Letzten werden die Ersten sein" heißen muss. Sie taucht erst zwei Minuten vor dem Ende der launigen Live-Anarcho-Show auf und gewinnt 100.000 Euro.
Das Format wurde im Frühling vergangenen Jahres anlässlich der 24-Stunden-Programmtag-Aktion von
Noch während dieses Piloten gab ProSieben-Senderchef Hannes Hiller seinen beiden Allzweck-Waffen damals bekannt, dass ihre Live-Pilotfolge in Serie gehen dürfe. Der Kick-off erfolgte am Samstagabend. Das Grundkonzept der einstigen Show erhielt man für die ersten vier Samstage: "Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)" wird live ausgestrahlt. Und zwar irgendwo in Deutschland, denn bis kurz vor der Show wissen die Zuseher nicht, an welchem absurden Ort das Format über die Bühne gehen wird.
Eine weitere Besonderheit: Wer am Anarcho-Quiz als Kandidat teilnehmen will, kann ganz spontan vorbeischauen und mit einer Portion Glück 100.000 Euro abstauben. Schafft man es nicht ganz pünktlich zur Quiz-Location, ist das kein Beinbruch. Selbst, wenn man erst 15 Minuten vor Ende des Formats auftaucht, kann man noch immer der Gewinner des Abends werden. Wer also unbedingt noch ein Kreuzworträtsel fertig lösen, einen Pullover zu Ende stricken oder irgendwem noch eine "Gute Nacht"-Watsche geben will: Kein Problem, schauen Sie einfach später vorbei, es eilt nicht. Denn unter den anwesenden Zuschauern werden per Losverfahren Kandidaten bestimmt.
Ein Autohof nahe Heilbronn wird dank Joko & Klaas berühmt
Der "Autohof Bad Rappenau Nord" an der A6 hat es am Samstagabend jedenfalls zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Joko Winterscheidt hat sich die Location für die Auftaktfolge ausgesucht. Und er ist ganz euphorisch. Seinem Kollegen erschließt sich ihre Besonderheit noch nicht so wirklich. Er ist mehr skeptisch bis unglücklich. Dass bereits zu Beginn der Sendung Zuseher vor Ort sind, liegt daran, dass man Bühnenaufbauten an einer Tank- und Rastanlage nur schlecht verheimlichen kann. Soll heißen: In und rund um Bad Rappenau wussten relativ bald so ziemlich alle, dass hier demnächst irgendwas Größeres abgehen wird. "Ich war am Donnerstag hier Zigaretten kaufen und hab etwas Verdächtiges gesehen", verrät etwa Pascal. "Rauchen ist zwar am Ende tödlich, aber vielleicht bringt es einem 100.000 Euro", konstatiert Klaas Heufer-Umlauf, während Winterscheidt wie ein Kind im Süßwarenladen durch die Verkaufsräume des Autohofs in Bad Rappenau Nord wieselt.
Es ist bereits 20:50 Uhr, als die ersten drei Kandidaten des Abends aufgerufen werden. Tiffany, Jonas und Andreas dürfen starten. Sie alle sind Ortsansässige und bekommen nun die Regeln von "Ein sehr gutes Quiz (mit hoher Gewinnsumme)" erklärt: In jeder Ausgabe spielen immer drei Personen auf der Bühne. Insgesamt gibt es 25 Runden, aber auch vier verschiedene Fragekategorien – von leicht bis Albtraum-Frage. Jede dieser Fragen wird dem Trio gemeinsam gestellt. Wenn niemand innerhalb von 90 Sekunden buzzert, fliegen alle drei raus. Dann kommen drei neue Kandidaten. Wenn eine Person buzzert und korrekt antwortet, kommen wiederum alle drei weiter. Antwortet die Person falsch, fliegt auch nur sie raus. Man spielt also irgendwie mit- und gegeneinander. Und wer am Ende die 25. und letzte Quizfrage richtig beantwortet, gewinnt 100.000 Euro. So einfach ist das. Gestartet wird mit der leichten Frage:
Welche Zahl liegt auf einem normalen Würfel gegenüber von der Drei?
A: 2
B: 4
C: 5
D: 6
Jonas buzzert, wählt Antwort B und liegt damit goldrichtig. Alle drei sind weiter. Übrigens: Kennen alle drei die korrekte Antwort nicht, sollte sich jemand opfern und buzzern, damit nicht alle drei ganz automatisch aus dem Spiel sind. Bei der Kategorie "Albtraumfrage" kommt dies natürlich immer wieder vor. In den 90 Sekunden, in denen die Kandidaten antworten sollten, können sie natürlich auch diskutieren. Tiffany opfert sich mehrmals, den diesbezüglich zurückhaltenden Jungs kommt dies zupass.
Immer wieder gibt es auch Spezialrunden, in denen die Kandidaten zwischen einer "Super-Albtraumfrage" und einer Art Spiel entscheiden müssen. Tiffany, Jonas und Andreas entscheiden sich für das Spiel. Heufer-Umlauf sammelt daraufhin deren Handys ein, checkt, ob alle drei auch erreichbar sind, lässt für die Zuseher eine Frage einblenden und führt aus: "Wenn jemand, der euch kennt und eure Nummer hat, die Antwort auf die Frage weiß, dann soll er oder sie anrufen. Das erste Telefon, das klingelt, nehme ich ab. Kommt von der Person am anderen Ende der Leitung die korrekte Antwort, seid ihr alle weiter. Ruft niemand ab, seid ihr alle raus." Nach wenigen Sekunden ruft Andreas' Neffe an. Er weiß, dass es, wenn auf einer Party 45 Menschen und darunter doppelt so viele weibliche wie männliche Gäste sind, 30 Frauen sein müssen. Das ist nochmal gutgegangen, doch kurz später muss Tiffany gehen. Niemand weiß, wie man den Schwanz des Kaninchens nennt. Sie opfert sich und setzt auf die "Sonne", anstatt die "Blume" einzuloggen. Ringo ersetzt die sympathische Tanzlehrerin.
"Wenn Jonas und Andreas nicht Bescheid wissen, neigen sie nicht zum Risiko. Das ist etwas, das ich als Muster erkenne, und ich an dieser Stelle einfach nur der Allgemeinheit aufs Tablett legen möchte an dieser Stelle", übt Heufer-Umlauf Kritik an der Taktik der Jungs, die sie jedoch bald darauf mit Moritz, der Ringo bereits nach fünf Minuten ablöst, adaptieren. "Ich muss mal sagen, dass es eine sehr homogene Gruppe ist, als dass ihr euch gegenseitig aktuell nicht im Stich lasst und jeder momentan gleich viel zum Tisch bringt", wird sie Heufer-Umlauf später plötzlich loben.
Winterscheidt geht shoppen
In einer weiteren Spezialrunde entscheiden sich die Kandidaten erneut gegen die "Super-Abtraumfrage". Winterscheidt geht jetzt im Autohof-Shop einkaufen, um die Kandidaten Marcel, Tobias und Moritz mit ein paar Mitbringseln zu verführen. Heißt: Wenn einer von ihnen der Ansicht ist, er würde heute ohnedies nicht gewinnen, so kann er den Korb nehmen. Dies wäre aber auch ganz automatisch das Ende aller drei Kandidaten. Marcel, Tobias und Moritz versichern einander, standhaft zu bleiben und sich nicht verführen zu lassen. "Was ist denn so das Feinste, was ihr an Alkoholischem da habt?", will Winterscheidt zunächst mal vom Verkäufer im Shop wissen.
Dann reichert er den Einkaufskorb um einen Tankgutschein im Wert von 100 Euro, einen Sandwich-Maker, eine Luftkanone, einen Wunderbaum und ein "Happy Weekend" an. Irgendwann steht Winterscheidt plötzlich vor dem Store vor seinem parkenden Wagen, einem ziemlich neuen schwarzen Smart. Auf scheinbar spontanes Drängen Heufer-Umlaufs hin legt Winterscheidt nun auch den Wagenschlüssel in den Korb. "Die Fragen werden jetzt sehr, sehr schwer", versucht Heufer-Umlauf die drei Kandidaten zu verführen. Doch das Triumvirat bleibt standhaft und buzzert nicht. "Ich bin wirklich fix und fertig, das kannst du nicht mit mir machen! Du kannst mir nicht in einer Livesendung abverlangen, dass ich mein Auto zur Verfügung stelle. Und dann nehmen die es nicht mal. Das ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle für mich gerade", so der klagende Winterscheidt zu seinem Kollegen.
Einer der Jungs hätte den wertvollen Einkaufskorb nehmen sollen, denn alle drei fliegen in den nächsten Minuten aus dem Quiz, gegen dessen Ende es Schlag auf Schlag geht. Mit Sarah, Nathalie und Alina stehen plötzlich drei junge Damen an den Buzzern. Alina fordert, nachdem sie ihre Nummer auf dem Monitor sieht, scherzhaft eine Entschädigung für ihr langes Warten. Die drei Damen stehen nun auch tatsächlich schon vor der finalen Frage des Abends:
In welchem dieser Wörter versteckt sich ein wiederkäuendes Tier?
A: Schlagballwurf
B: Skilanglauf.
C: Hochseeangeln
D: Eishockey
Alle starren konzentriert auf die vier Antworten, da buzzert Alina, die wirklich erst ganz kurz am Ratepult steht. Sie verortet in Antwort C einen Ochsen. "Haben wir das gesucht? Ist das die kürzeste erfolgreichste Teilnahme an einer Quizshow mit hoher Gewinnsumme?", quält Heufer-Umlauf die Kandidaten und Publikum, indem er die Auflösung hinauszögert. Und tatsächlich: Alina hat den versteckten Ochsen gefunden und gewinnt die 100.000 Euro, eine durchaus feine Entschädigung für das lange Warten. Sie fällt Heufer-Umlauf, der ihr den silbernen Koffer mit der Aufschrift "Eine hohe Gewinnsumme" überreicht, um den Hals. Nach einem Essen mit den Schwiegereltern sei sie spontan mit zwei Freundinnen zum Autohof gekommen, verrät sie. Den beiden versprach sie, dass sie, sollte sie mitmachen können und dann auch noch gewinnen, die 100.000 Euro mit ihnen teilen würde.
"Was für ein unsinniger Modus"
Obwohl der Abend – sieht man mal von der ersten halben Stunde ab, in der das Format nicht so ganz in die Gänge kommen wollte – einigermaßen kurzweilig war, sind nicht alle mit dem Konzept einverstanden. Auf X, vormals Twitter, sind nicht alle glücklich. "Was für ein unsinniger Modus. Andere beantworten viele Fragen, gehen Risiken ein, opfern sich für die Gruppe und dann kommt jemand, beantwortet eine einzige Frage und gewinnt 100.000 Euro", moniert jemand. "Vielleicht sollte man am Konzept noch etwas schrauben. So ist es ein sehr unfaires Quiz", schreibt ein anderer. Allen kann man es bekanntlich nie recht machen.