Mit dem Ziel, als Model oder Schauspielerin ihren amerikanischen Traum zu leben, wanderte Victoria Jancke 2022 in die USA aus.

Ein Interview

Im Gespräch mit unserer Redaktion blickt die "Goodbye Deutschland"-Darstellerin auf die Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre, den American Dream und auf die Zweifel, die sie im Rahmen ihres Neustarts in Amerika durchlebt hat.

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Frau Jancke, im Sommer 2022 sind Sie in die USA ausgewandert. Mit welchem Ziel?

Victoria Jancke: Ich wollte meine Träume verwirklichen. Ich war schon immer ein Mensch, der groß denkt, und mein Traum war es, die nächste Uma Thurman zu werden und Karriere als Schauspielerin und Model zu machen. Dazu kam, dass ich mich immer zu Amerika hingezogen gefühlt habe, während ich das Gefühl hatte, mit meinem Mindset in Deutschland nicht voranzukommen.

Welches Mindset war das?

Ich hatte häufig den Eindruck, dass meine Träume in Deutschland eher belächelt wurden und ich nicht so wertgeschätzt werde, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht lässt sich das mit einem Diamanten vergleichen, dessen Funkeln nicht überall gleichermaßen erkannt wird.

Meine Hoffnung war also, dass mein Funkeln in Amerika erkannt wird, und so wollte ich an einem Ort leben, an dem ich mir entsprechende Wertschätzung erhofft hatte. Insofern wollte ich in den USA meinen American Dream verwirklichen und vom Berliner Mädel zur nächsten Uma Thurman werden (lacht).

"In einem so großen Land wie Amerika kann man sich schnell einsam fühlen"

"Goodbye Deutschland"-Auswanderin Victoria Jancke über ihre Auswanderung in die USA.

Hat sich Ihr amerikanischer Traum erfüllt?

Teilweise. Ich mag an Amerika, dass großes Denken sehr supported wird. Nichtsdestotrotz hatte ich auch schwierige Momente, wie man etwa auch in den Episoden bei "Goodbye Deutschland" sehen konnte. Ich musste erkennen, dass in den USA niemand auf mich gewartet hat. Vor allem in L.A., wo ich damals hingezogen bin, leben so viele Schauspielerinnen und wunderschöne Models – die Konkurrenz ist schlichtweg riesig.

Außerdem bekam ich häufig zu hören, dass mein deutscher Akzent für Rollen als Schauspielerin nicht förderlich sei. Dennoch habe ich nicht aufgegeben und mir gedacht: Es braucht viele Neins, um ein Ja zu bekommen. Absagen auf Rollen oder Modeljobs haben mich nur noch mehr angetrieben. Immerhin haben auch viele Superstars zu Beginn ihrer Karriere viele Neins erhalten, bis irgendwann ein Ja kam, das der Auftakt einer großen Laufbahn war.

Wo stehen Sie heute?

Im vergangenen Jahr bin ich von L.A. nach Miami gezogen. Darüber hinaus habe ich eine tiefe Persönlichkeitsentwicklung durchlebt und in diesem Rahmen viele Events und Vorträge von Tony Robbins [US-amerikanischer Autor und Coach; Anm. d. Red.] besucht. Inzwischen habe ich auch eine Green Card, worüber ich sehr glücklich bin, und habe eine Firma mit dem Schwerpunkt auf Persönlichkeitsentwicklung gegründet.

In diesem Zusammenhang veranstalte ich Events für Frauen, bei denen es um inneres Wachstum und weibliche Stärke geht. Kurzum: Ich bin happy mit meinem Leben.

Gab es in den vergangenen zwei Jahren auch mal Momente, in denen Sie befürchten mussten, Ihr Traum vom Auswandern könne scheitern?

Ja, diese Momente gab es sogar sehr oft. Vor allem am Anfang hatte ich starkes Heimweh. In einem so großen Land wie Amerika kann man sich schnell einsam fühlen – vor allem, wenn man, so wie ich, ganz alleine ausgewandert ist. Dazu kam die herausfordernde finanzielle Situation: Die Aufträge blieben aus und das Geld wurde weniger.

Dementsprechend habe ich mich oft gefragt, ob es nicht besser wäre, nach Deutschland zurückzukehren. Doch jedes Mal hat sich eine innere Stimme in mir breit gemacht und mich daran erinnert, dass mich ein Leben in Deutschland nicht glücklich machen wird. Insofern habe ich versucht, meine Zweifel als Etappe meiner Persönlichkeitsreise zu sehen.

Gab es auch kritische Stimmen, die Ihre Zweifel zusätzlich bestärkt haben?

Die gab es. Vor allem auf Social Media habe ich viele negative Reaktionen und Kommentare bekommen. Da ich aber sehr aktiv auf Plattformen wie Instagram bin, konnte ich das immer gut einordnen. Natürlich gab es auch aus meinem familiären Umfeld Reaktionen, wobei es hier wichtig ist zu unterscheiden: Meine Familie war vor allem besorgt um mich.

Die Sorge der Liebsten und das eigene Heimweh sind eine herausfordernde Konstellation …

Absolut. Das Heimweh war für mich wirklich schlimm. Vor allem meinen Opi, der inzwischen leider verstorben ist, habe ich wahnsinnig vermisst. Zum Glück hatte ich immer meinen Hund Winnie bei mir und habe viel mit meiner Familie telefoniert und Briefe geschrieben. Schlussendlich möchte meine Familie, dass ich glücklich bin – und das wäre ich in Deutschland vermutlich nicht geworden.

Was Victoria Jancke ihrem jüngeren Auswanderer-Ich raten würde

Gibt es mit Blick auf die vergangenen zwei Jahre etwas, das Sie rückblickend anders machen würden?

Oh ja (lacht). Ich blicke mit sehr viel Liebe auf mein Ich vor zwei Jahren, weil ich der Auswanderung teilweise sehr naiv begegnet bin. Vor allem in finanzieller Hinsicht hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommt. Außerdem habe ich mich anfangs in den Sog des vermeintlich glamourösen Hollywood-Lebens in L.A. ziehen lassen und wusste häufig nicht genau, wo meine eigenen Grenzen liegen.

Heute bin ich diesbezüglich viel selbstsicherer und erwarte respektvolles Verhalten mir gegenüber – ganz gleich, ob ein Top-Producer oder jemand anderes vor mir steht.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich also mit dem Wissen von heute sagen?

Du bist gut, wie du bist, und alles kommt, wie es kommen soll. Und beschäftige dich mehr damit, wie kostspielig das Leben in Amerika ist (lacht).

Auswanderin Victoria Jancke coacht mittlerweile Frauen und veranstaltet Frauen-Events. © Abnehmen im Liegen GmbH/LUIZA LAMTIUGINA

Inzwischen coachen Sie auch Frauen und veranstalten Events. Wie kam es dazu?

Meine persönliche Reise hat mich an diesen Punkt gebracht. Der sehr herausfordernde Start in den USA hat bei mir depressive Episoden ausgelöst, in denen ich stark an meinem Weg gezweifelt habe. Irgendwann habe ich begonnen, die Seminare von Tony Robbins zu besuchen und konnte daraus Traumata aus meiner Kindheit und Jugend aufarbeiten.

Ich habe in früheren Beziehungen sexualisierte und psychische Gewalt erleben müssen, sodass ich mich in meiner Weiblichkeit lange nicht sicher fühlen konnte. Meine persönliche Heilung hat mich dann schließlich an den Punkt gebracht, an dem ich mich als Frau sehr liebe – ein Gefühl, das ich anderen Frauen gerne weitergeben möchte. Frauen dabei zu helfen, ihre Weiblichkeit zu leben und sich selbst mit Liebe und Respekt zu begegnen, ist zu meiner Passion geworden.

Insofern lebe ich meine Bestimmung und halte Frauen-Events unter dem Titel "Grow and Glow". Außerdem bin ich Host meines eigenen Podcasts "Living in your feminine", für den ich Frauen zu tabuisierten Themen wie etwa Social Freezing oder einem selbstbestimmten Leben ohne Kinder interviewe.

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Vor allem die weibliche Selbstbestimmung ist ein Thema, das für viele Frauen herausfordernd ist …

So ist es. Ich stelle immer wieder fest, dass viele Frauen sich nicht trauen, sie selbst zu sein. Schuld daran ist die Gesellschaft, die uns eintrichtern will, wie wir als Frau zu sein haben: Wir sollen Kinder haben, aber gleichermaßen eine Business-Frau sein. Ist eine Frau beruflich jedoch erfolgreich, büßt sie an Weiblichkeit ein. Denn sie soll auch sexy sein, aber bloß nicht zu sexy. Und so weiter und so weiter.

Uns Frauen werden so viele vermeintliche Idealvorstellungen suggeriert, die wir erfüllen sollen – und genau das muss aufhören. Jeder Mensch sollte ein selbstbestimmtes Leben nach seinen individuellen Vorstellungen führen dürfen.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Netzwerke unter Frauen?

Eine riesige. Netzwerke sind geschlechterunabhängig von großer Bedeutung. In Amerika sagt man häufig "Your network is your net worth", was so viel bedeutet wie "Das, was du hast, ist dein Netzwerk". Wer mit inspirierenden Menschen zusammen ist, kann nur wachsen, davon bin ich fest überzeugt.

Auf Instagram folgen Ihnen mehr als eine Million Menschen. Wie begegnen Sie Hass im Netz?

Natürlich erhalte ich negative Kommentare. Aber eben auch positive, die ganz klar überwiegen. Ich habe gelernt, dass es nichts bringt, sich auf eine gewisse Anzahl Hate-Kommentare zu fokussieren, während die wohlwollenden Messages in der hohen Überzahl sind.

Natürlich war das nicht immer so. Früher haben negative Kommentare etwas mit mir gemacht, aber heute weiß ich es besser, indem ich mich auf das Positive fokussiere – sowohl in den sozialen Medien als auch im realen Leben. Insofern füttere ich keine negativen Energien, indem ich mich auf destruktive Diskussionen einlasse.


Über die Gesprächspartnerin:

  • Victoria Jancke ist Podcasterin und Model. 2022 wurde sie einem breiten TV-Publikum bekannt, als sie ihre Auswanderung von Berlin nach Los Angeles von dem TV-Format "Goodbye Deutschland" begleiten ließ. Inzwischen lebt sie in Miami und ist als Coachin sowie Speakerin tätig.
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