Saskia – Allein zu Haus: Was auch immer sich ProSieben vom Einzug der Promis erhofft hatte: Lange haben sie es nicht im Haus ausgehalten. In Folge drei verabschieden sich gleich drei Hauspromis. Dabei wären die TV-Sternchen ohnehin gar nicht nötig gewesen, denn die "Normalos" gehen sich auch so genügend auf die Nerven.

Christian Vock
Eine Kritik

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Man kann sich gut vorstellen, wie kontaktfreudig man sein muss, um im Haus von "Get the F*ck out of my House" auch nur einen Tag zu überstehen. 100 Personen in einem Einfamilienhaus unter Dauerbeobachtung einzusperren, bis der Zäheste übrig ist – das alleine ist für Freunde von frischer Luft und Privatsphäre sicher schon Grauen genug.

In Staffel eins von "Get the F*ck out of my House" hat das im Grunde schon gereicht, um einigermaßen gute Quoten einzufahren. Bei Staffel zwei war man sich dann aber offenbar nicht mehr ganz so sicher, ob sich der Zuschauer mit dem Bekannten zufrieden geben oder lieber andernorts nach Fernsehunterhaltung suchen würde.

Jedenfalls hat man die Schrauben bei Staffel zwei noch ein bisschen angezogen. Augenfälligste Neuerung war die Verkleinerung der bewohnbaren Fläche auf minimalistische 63 Quadratmeter.

Man kann sich vorstellen, dass man im übervollen Haus mit seinem Mini-Bad gar nicht oft genug stoßlüften kann, um all der ganzen Geruchsentwicklung Herr zu werden.

Micaela Schäfer zieht (sich) aus

Da man aber all das zuhause nicht riechen kann, braucht es weitere Reizpunkte, um ein bisschen Stimmung in die Bude zu zaubern. Weil man aber offenbar den "Normalos" nicht genug Eskalationspotential zutraut, hat man das Haus mit fünf Promis angereichert.

Bis auf die sexuelle Belästigung von Micaela Schäfer, der an den Hintern gegrapscht wurde, machten die Promis bis dahin aber relativ wenig Schlagzeilen.

In Folge drei sollte sich daran auch nichts groß ändern, erstmals wieder auffällig werden die Promis, als Micaela Schäfer ihre angebotene Leistung als erfüllt ansieht. Außerdem stehen wichtige Termine an und so verkündet Schäfer die wohl ungewöhnlichste Abschiedserklärung der Fernsehgeschichte: "Ich muss leider gehen, weil ich zur Erotikmesse muss. Meine Brüste wollen Freiheit, fühlen sich eingeengt."

Um ihren Brüsten erste Hilfe zu leisten, zieht sich die zur Gruppe der nacktaktiven Menschen gehörende Schäfer ohne erkennbaren Grund bis auf die Schuhe aus und verlässt das Haus.

Nur unwesentlich später erklärt dann auch Martin Kesici seinen vorzeitigen Rückzug und auch Mike Helter verabschiedet sich, ohne noch einmal einen Beweis dafür erbracht zu haben, warum genau man ihn noch einmal kennen sollte.

Und so ist es am Ende Saskia Atzerodt, die alleine die Farben der Promis vertritt. Außer Dauereinblendungen, wie sie die Mundschleimhaut ihrer neu gewonnenen Liebe Peter erkundet, wird aber auch Saskia nicht weiter auffällig und so hat man den Eindruck, dass die Promis ein leistungsunabhängiges Pauschalhonorar ausgehandelt hatten.

Petra vs. die Kinderzimmergang

Von Seiten der Produktion kompensiert man den Verlust der Promis mit einer weiterer Wohnraumverknappung und Auswahlspielchen, unterschätzt aber die Eigendynamik, die das Grundkonzept der Show entwickelt.

Dramaturgischer Ausgangspunkt der Ereignisse in Folge drei ist Antonio. Der bisherige Hausboss wird nämlich zunächst wiedergewählt, entscheidet sich dann aber für das klassische FDP-Manöver und erklärt kurz nach der Wahl, dass er lieber doch nicht regieren möchte und lieber das Haus verlässt. Christian Lindner hätte seine Freude an ihm.

Durch Antonios Auszug entsteht jedoch ein Macht-Vakuum, das durch eine gewisse Petra als Interimslösung gefüllt wird. Deren Kommunikationskompetenzen werden aber durch eine kleine Gruppe, die sich die Kinderzimmergang nennt, infrage gestellt.

Die Situation schaukelt sich hoch, man plant Schachzüge und Gegenreaktionen, bis die ganze Sache in Rauswürfen, Beleidigungen und Racheplänen eskaliert.

Ohne Promis geht es auch

Man mag das ganze Theater im Haus natürlich unterhaltsam finden oder nicht. Fakt ist aber, dass "Get the F*ck out of my House" mit dem weitgehenden Verlust der Prominenz zu den Anfängen des Voyeurismus-Fernsehens zurück gefunden hat.

Wo heute kaum ein Spanner-TV-Format in Deutschland mehr ohne irgendeinen Promi auskommt, waren es ganz normale Menschen, die damals bei den ersten Ausgaben von "Big Brother" zur Fernsehunterhaltung genügten.

Natürlich hat sich die Aufregung über die Dauerüberwachung inzwischen völlig gelegt, das Prinzip, Menschen in Extremsituationen zu beobachten und daraus Fernsehunterhaltung zu machen, funktioniert aber offenbar nach all den Jahren immer noch.

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