In Folge 16 von "Germany’s next Topmodel" schickt Heidi Klum ihre Noch-nicht-Models in die Wüste. Kurzcamping und ein "Mad Max"-Shooting stehen an, beides bringt die Kandidaten an ihre Grenzen – ob beim Modeln oder bei der Mundhygiene. Derweil sucht Kandidatin Eva das richtige Kettchen für die Geschichte vom Tod ihrer Mutter.
Da steht sie nun. Stiefelt mit Pelzkäppchen und Sonnenbrille durch die Wüste. Um sie herum nur Weite, Ödnis und das Pfeifen des Windes. Ein guter Ort, um innezuhalten. Doch statt sich und uns diesen Moment der Ruhe zu gönnen, plärrt
Nein, weder die Wüste noch Thomas Hayo haben Zeit für eine Plauderei mit Heidi Klum. Die Gründe der Wüste kennen wir nicht, die von Thomas Hayo allerdings schon. Der Creative Director und GNTM-Veteran ist nämlich mit den Models im Bus unterwegs zur Klum, muss unterwegs aber noch an einem Diner Halt machen für ein schnelles Fotoshooting. Hätte die Klum auch einfach im Drehplan für Folge 16 nachlesen können, dann hätte die Wüste ungestört wüst sein können.
Felix, Pfadfinder und Model – noch
So aber wird aus der Ödnis eine Lautnis, umso mehr, weil wenig später nicht nur Klum, sondern auch endlich Thomas Hayo und die Models über die Wüste hereinbrechen. Die Produktion hat sich nämlich Folgendes gedacht: 1. Eine Übernachtung im Zelt und 2. Ein "Mad Max"/"Burning Man"-Shooting im heißen Wüstensand. Aber warum macht die Produktion das?
Punkt Nummer eins: Damit die Kandidatinnen und Kandidaten ihre Überraschung darüber äußern können, dass die Klum tatsächlich mit ihnen in der Wüste zeltet. Nichts gibt einem ein bodenständigeres Image, als das Übernachten auf dem Boden. Punkt Nummer zwei: Vielleicht, damit Thomas Hayo möglichst oft "Mad Max" sagen kann. Offenbar hat sich da was in ihm aufgestaut.
Außerdem können die Kandidatinnen und Kandidaten beim Zeltaufbauen noch zeigen, dass man nicht gleichzeitig Model und Pfadfinder sein kann. Außer Felix, der ist beim Zeltaufbauen tatsächlich noch Model und Pfadfinder, nach Klums Entscheidung des Tages allerdings kein Model mehr. Aber wir wollen nicht zu sehr vorgreifen.
GNTM: Nawin sieht ein Zelt live und Faruk darf weiterleben
Als die Zelte dann irgendwann stehen, geht es ab in die Schlafsäcke. Der Schnitt hat sich in der Nacht dann für den nächsten Morgen an einer kleinen Unwetter-Geschichte versucht, aber bald eingesehen, dass die nicht trägt. Fassen wir die Nacht also unter "es war halt windig" zusammen. Die Klum wiederum nutzt die Nachtruhe für die Arbeit an ihrer Bodenständigkeit und schnarchte Thomas Hayo die Ohren wund.
Aber auch Kandidat Nawin setzt die Nacht zu, der Morgen aber noch mehr, bringt der ihn doch an die Grenzen des Erträglichen: "Ich musste Zähneputzen mit kaltem Wasser!" Bereits am Abend zuvor hatte Nawin Neuland betreten: "Ich hab noch nie ein Zelt live gesehen", berichtete der junge Mann. Aber Zelte muss man auch nicht live gesehen haben, live sind die gar nicht so gut. Apropos "nicht so gut" – da war ja noch das "Mad Max"-Shooting.
Für das haben Klum und Hayo ein paar Klapperkisten, oder wie Klum und Hayo sie nennen, "Art-Cars" gebucht, die Models in Nieten-Lumpen gepackt, auf dass sie nun auf dem "Art-Car" wild und gefährlich aussehen. Und wie es bei "Germany’s Next Topmodel" nun mal so ist: Manchen gelingt das "Mad Max"-Posen ganz gut, andere schaffen es nur bis zum Mad Mäxchen. Am Ende darf sich, wie gesagt, Felix wieder aufs Pfade finden konzentrieren, Kandidatin Svenja wieder auf ihren Hund und für Faruk findet Klum auch noch Worte des Trostes: "Du bist so ein toller Typ und das ist nicht dein Ende."
Authentische Schmuck-Werbung?
Faruk darf also weiterleben und auch Eva hat dem Schicksal getrotzt. Das "Mad Max"-Shooting war zwar auch nicht ihre Sternstunde, dafür kann sie sich aber in die nächste Runde retten, weil sie zuvor den Model-Job einer Schmuck-Firma abgesahnt hat. Witzigerweise ist der nicht weniger skurril als das "Mad Max"-Shooting.
Eine Gruppe Models wird nämlich bei ebenjener Schmuck-Firma für ein Casting vorstellig, denn dort sucht man "eine authentische Persönlichkeit für unsere deutschlandweite Werbekampagne", wie eine der drei Damen des Schmuckfirma-Empfangskomitees erklärt. Warum genau man fürs Schmuckwerbefoto authentisch sein soll, verrät die Dame nicht, geht mit ihrem Wunsch nach Authentizität aber ein ziemliches Risiko ein.
Denn es gibt ja unbestritten Menschen, die Idioten sind, Armleuchter oder Miesepeter – und zwar ganz authentisch. Andere hingegen sind freundlich, nett und sympathisch, das aber vielleicht ganz unauthentisch und die meisten Menschen wüssten mit Sicherheit, welche der beiden Gruppen sie lieber für ihre deutschlandweite Werbekampagne hätten. Aber da mischen wir uns nicht ein, außerdem erklärt Dame drei noch etwas zur Kampagne.
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"Da hatte sie mich!"
"Die heutige Casting-Aufgabe besteht darin, dass ihr eure Story auswählt. Was wirklich in euch brennt, was euch ausmacht und das mit unserem Schmuck ausdrückt. Dass ihr euch ein Styling aussucht, was wirklich zu euch spricht, was eure Emotionen in sich trägt." Offenbar gibt es Jobs, in denen man sich irgendwelche Quatsch-Aufgaben ausdenken kann und jemanden hat, der das dann auch noch macht.
Am Ende klauben sich die Models auf dem Schmuck-Grabbeltisch ihre Kettchen und Ringe zusammen und denken sich dann irgendwas aus, warum die Perlchen und Reifen zu ihrem Leben passen würden. Schlussendlich ist es immer die Geschichte von Verletzungen und von der großen Verwandlung, die nur durchs Modeln, und damit durch "Germany’s Next Topmodel", gelang.
So läuft es auch bei Eva, doch weil die vom Tod ihrer Mutter erzählt und sich eine Kette ausgesucht hat, als Symbol, sich nicht mehr zurückhalten lassen zu wollen, sind die drei Damen besonders gerührt. "Vor allem mit dem Schlüssel und den Ketten und dem Zurückhalten – da hatte sie mich", erklärt Schmuckwerbefrau Nummer drei und genau darum geht es ja bei einer Geschichte vom Krebs-Tod der eigenen Mutter. Dass damit die Marketing-Abteilung einer Kettchen-Firma emotional so richtig abgeholt wird.
Welcher Schmuck passt zu Evas Geschichte?
Schlussendlich hat Eva die Werbefrau Nummer drei sogar so sehr, dass man sich für die Kampagne für sie entscheidet. Beim Videodreh dann zieht man die Sache mit der Authentizität weiter durch, denn man wolle gucken, "welcher Schmuck passt zu dir, was gefällt dir besonders, was passt zu deinem Outfit und was vor allem passt zu deiner Geschichte", wie Schmuckwerbefrau Nummer zwei erklärt.
Zum Glück findet man offenbar das richtige Kettchen, das sowohl zum Outfit, als auch zur Todesgeschichte von Evas Mutter passt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Kundschaft zu einer anderen Schmuckfirma wechselt, nur, weil deren Perlenohrringe besser zur Geschichte ihres Models gepasst haben. Und mit so viel Glück geht sie dann zu Ende, die 16. Folge "Germany’s Next Topmodel."