Auch die dritte Staffel "Promis unter Palmen" hielt wenig Niveau und viel Geschrei bereit – und beides stand in direktem Zusammenhang. Mit der Finalfolge beweist Sat.1 nun ein weiteres Mal, dass man immer noch keine Ahnung hat, was für Unterhaltung man mit der Show eigentlich machen will. Ach ja, einen Sieger gab es trotzdem.
Spoiler-Warnung: Die Finalfolge von "Promis unter Palmen" ist bereits seit dem 31. März bei Joyn, aber erst am 7. April bei Sat.1 zu sehen!
Beginnen wir mit der guten Nachricht: Die achte Folge "Promis unter Palmen" ist gleichzeitig auch die letzte. Wochenlang haben wir uns nun Streit, Geschrei, Übergriffe und Gossensprache angehört, so dass jede weitere Minute nicht zu rechtfertigen wäre.
Aber fahren wir mit der guten Nachricht in der guten Nachricht fort. Denn weil es nun nicht mehr um den Einzug ins Finale geht und dadurch auch nicht mehr darum, andere an genau dem zu hindern, gibt es auch keinen Grund für weiteres Geschrei. Die schlechte Nachricht: Dafür war die Finalfolge anders schlecht.
Dabei zeigen die Palmen-Promis zu Beginn noch, wie Trash-TV auch geht. Hier glaubt nämlich
Doch das perlt zunächst an Citiolo ab, er fragt stattdessen: "Meinst du, ich bin dumm?" "Geh mal zum Zahnarzt und sag mal, du brauchst eine rektale Untersuchung!", versucht es Savage auf einem anderen Weg. "Er versteht’s nicht. Er will es nicht verstehen und er bleibt der Meinung, dass rektal ‘Mund’ bedeutet", muss sich Savage schlussendlich eingestehen.
Lisha Savage hat Füße
Das ist zwar noch weit, weit weg von der hohen Kunst guter TV-Unterhaltung, aber bringt nach all dem Stress ein wenig Leichtigkeit zurück in die Show.
Doch die verfliegt, als sich der Off-Sprecher mit einem "Heute geht es um alles" meldet. Gemeint ist das erste Halbfinalspiel, in dem die Promis zuerst am Strand in Tauchausrüstung einen Parcours absolvieren, danach Quizfragen beantworten und zum Schluss Bälle in große Muscheln werfen müssen. Die beiden Schlechtesten fliegen raus.
Hier zeigen alle ihre geistige und körperliche Wendigkeit, Lisha Savage sogar ihre verbale: "Was für eine Scheiße!", beginnt sie ihre Tirade und fährt dann mit einem "Das ist das ekelhafteste Spiel, was wir bis jetzt hatten. Ich hasse es!" fort. Und weil ihr danach die Füße schmerzen, stößt sie eine Drohung Richtung Produktion aus: "Ich hab' keine Ahnung, ob ich raus bin. Meine Füße tun mir gerade weh und der, der das Spiel erfunden hat, den hetze ich im Sand über den ganzen Strand!", ereifert sich Savage, als ihre Füße versorgt werden.
Die eigentliche Herausforderung – zumindest für den Zuschauer – ist dann aber die After-Spiel-Party. "Bro, wie soll ich das alles jemals verarbeiten?", fragt Lisha Savage ihre Kollegen, als Cosimo Citiolo wieder mal nackend im Pool tanzt.
Wenig später verkündet
Melody Haase berichtet Erschütterndes
"Es gab so viele tolle Momente hier", beginnt nun, da die vier Finalisten beisammen sind,
Etwa die Ausfälligkeiten von
Die vier Final-Promis bekommen nämlich die Aufgabe, den Kollegen und dem Zuschauer zu erzählen, "wie ihr zu der Person wurdet, die ihr jetzt und heute seid." Lisha Savage will das eigentlich nicht, denn: "Ich find's immer schwierig, mich vor anderen Leuten zu öffnen."
Bei all den bisherigen Beleidigungen gelang ihr das aber offenbar ganz gut. Und so erzählt Savage dann doch von ihrer Vergangenheit. In der spielten Enttäuschungen und Gewalt eine Rolle, "weil ich ein Hardcore-Aggressionsproblem hatte, was durch all diese Sachen hier entstanden ist", berichtet Savage und zeigt auf ihren Lebenslauf.
"Jeder Mensch trägt sein Päckchen", resümiert Chris Manazidis bis dahin, aber das Folgende trifft es damit nicht annähernd. Cosimo Citiolo berichtet ebenfalls von Gewalterfahrung, sagt dann aber auch Sätze wie: "Ich wollte immer ein Superheld werden. Hat leider nie geklappt, aber dafür bin ich Reality-Star geworden."
Damit wäre man fast wieder in eine Art Unterhaltungsrichtung gekippt, aber kurz darauf erzählt Melody Haase aus ihrer Vergangenheit: "Im Alter von 15 Jahren wurde ich sexuell missbraucht. Das ging mit einer Freiheitsberaubung einher", erklärt sie, und da ist man nicht nur angesichts der Tat fassungslos.
Was soll das für eine Show sein?
Nein, man fragt sich auch, was Sat.1 da für eine krude Show zusammengezimmert hat. Denn entweder hat man Melody Haase vor der Show und dieser Aufgabe nicht ausreichend befragt, ob es da so etwas Intimes gibt und ob ihr diese Aufgabe deshalb Probleme bereitet. Oder aber man hat es gewusst und das Ganze trotzdem gemacht.
Und so kommt dabei eine Show heraus, in der zuerst Cosimo Citiolo nackt im Pool herumspringt, ehe wenige Minuten später seine Kollegin von sexuellem Missbrauch erzählt. Was genau soll hier das Unterhaltungskonzept sein? Alles, was geht? Zugucken und laufen lassen?
Natürlich bleibt den Promis selbst überlassen, was sie bei so einer Aufgabe von sich preisgeben. Gleichzeitig ist aber kein Teilnehmer in so einer Show völlig frei in seinen Entscheidungen. Und selbst wenn: Wie sollen die Zuschauer denn all diese Extreme einordnen? Wie sollen sie verstehen, dass der nackte Citiolo genauso Unterhaltung sein soll wie Melody Haase, wenn sie erzählt: "Mein ganzer Körper war ein großer Beweis, ich war von oben bis unten grün, blau, lila und alles."?
Wie soll man verstehen, dass Chris Manazidis danach mit seiner Geschichte wieder "positive Vibes" reinbringen will? Gab es denn bei der Produktion wirklich niemanden, der sich Schritt B überlegt hat, bevor er Schritt A hat machen lassen?
Aber so passt es dann auch ins nicht vorhandene Konzept, wie der Off-Sprecher die Offenbarungen der Promis beendet. "Ihr habt euch ziemlich nackt gemacht, diesmal auch seelisch. Und jetzt schnell die Augen zu machen, denn morgen lernt ihr uns erst so richtig kennen. Im härtesten Finale ever", säuselt der Sprecher zu Einschlafmusik, als sich die Promis schlafen legen.
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Zur Siegerverkündung trommelt Sat.1 dann noch einmal die ausgeschiedenen Promis zusammen, so dass Iris Klein und Yvonne Woelke sich noch ein vorerst letztes Mal Niveaulosigkeiten an den Kopf werfen können.
Da ist es dann schlussendlich völlig wurscht, dass Cosimo Citiolo nach acht Wochen die Show mitsamt Preisgeld gewinnt. Oder anders formuliert: Reicht dann auch.