Ein Zuschauer überreicht Moderatorin Andrea Kiewel ein ziemlich unpassendes und anzügliches Geschenk. Es ist nicht der einzige Fremdscham-Moment beim "ZDF-Fernsehgarten" am Sonntag.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Eine Kolonne von Citroën 2CV tuckerte auf das Gelände des "ZDF-Fernsehgarten" am Mainzer Lerchenberg, Moderatorin Andrea Kiewel winkte fröhlich vom Beifahrersitz eines der besser als "Ente" bekannten Oldtimer-Kleinwagens und verteilte Handküsse ins Publikum.

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Eine Gruppe von Cancan-Tänzerinnen bewegte sich im Takt zu den Klängen von "Les Champs-Elysées", überall wehten französische Flaggen. Kiewel selbst kombinierte eine rosa Baskenmütze zu ihrem roten Sommerkleid und sprach immer wieder mit französischem Akzent, obwohl sie nach eigenem Bekunden in der Schule nur Russisch gelernt hatte.

Man konnte es bereits ahnen, das Motto der Unterhaltungsshow lautete diesmal "Paris". Dafür wurden auf dem "Lerchenberg-Mont-Martre" sämtliche Stereotype bedient, die man in Deutschland offensichtlich über das Nachbarland hat. Als Aufhänger für die Würdigung der französischen Metropole dienten die Olympischen Spiele, die am Freitag in Paris offiziell eröffnet werden.

Zuschauer hat ein Kondom für Andrea Kiewel mitgebracht

Dazu wurde Sportreporterin Amelie Stiefvatter live aus Paris zugeschaltet, die vom Fuß des Eiffelturms einen Ausblick auf das gigantische Sportevent gab. Der TV-Konditor Christian Hümbs bereitete Macarons zu, die französische Seilkletterin Anouk Garnier, die das Olympische Feuer ein Stück weit durch Frankreich getragen hatte, hangelte sich an einem 30 Meter langen Tau an einem Kran hinauf.

Es wurde minutenlang Boule gespielt, Schlagerstars wie Michelle, Nicole oder Nino de Angelo traten auf. Im Vergleich zum prolligen "Ballermann-Fernsehgarten" vom letzten Sonntag wirkte die Show beinahe schon entschleunigt. Einige Fremdscham-Momente gab es dennoch.

Für den heftigsten dieser Momente war ein Zuschauer verantwortlich, der mit Baskenmütze und gestreiftem Shirt im Publikum saß. Nachdem sich Kiewel und der ältere Herr ein wenig mit gespielt französischem Akzent unterhalten hatten, zog dieser plötzlich ein Kondom mit der Aufschrift "Pariser" aus der Tasche und überreichte es der Moderatorin.

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Heute ist ihre lange blonde Mähne das Markenzeichen von Andrea Kiewel. Doch das war nicht immer so. Zu Beginn ihrer Karriere sah Kiwi noch komplett anders aus.

"Ich bin in festen Händen, den brauche ich nicht", sagte Kiewel, die für einen Moment peinlich berührt wirkte, das anzügliche Geschenk dann aber trotzdem annahm. Als die Fernsehgärtnerin ein paar Minuten später wieder bei TV-Konditor Hümbs stand, hatte sie den Vorfall immer noch nicht ganz verarbeitet.

"Schmeckt wie eine Schlammpackung."

Kiewel über Macarons

"Dass mir Zuschauer im On 'Pariser' schenken, das ist mir in 24 Jahren noch nie passiert", wunderte sie sich. "Kiwi" selbst war dann nicht besonders zuvorkommend, als sie einen von Hümbs' Macarons mit der Geschmacksrichtung "Matcha" probierte. "Das schmeckt wie eine Schlammpackung", kommentierte sie und der Konditor schaute angesichts dieses harschen Urteils ein wenig verwundert.

Kiwi macht "Bildungsfernsehen"

Ein anderer Zuschauer wurde wenig später zu Kiewels Opfer, als sie nach eigener Aussage "ein bisschen Bildungsfernsehen" machen wollte und Fakten zum Eiffelturm abfragte. Die Moderatorin pickte sich einen Mann aus dem Publikum heraus, der nicht beantworten konnte, warum der Eiffelturm Eiffelturm heißt.

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Kiewel löste auf, dass das Wahrzeichen von Paris nach dem Konstrukteur Gustave Eiffel benannt wurde. "Irgendwann sitzen Sie beim Jauch und dann wissen Sie es. Und dann werden Sie sagen: 'Das habe ich bei der Kiwi im Fernsehgarten gelernt'." Währenddessen wurde der Zuschauer in Großaufnahme gezeigt, was sicherlich keine besonders angenehme Situation war.

Kiewel fragt nach Medaillenchancen – doch die Breakdancer sind nicht qualifiziert

Und dann war da noch dieser Moment, als eine Gruppe Breakdancer ihren Sport präsentierte, der in diesem Jahr erstmals olympisch sein wird. "Vielleicht ist da ja eine Medaille drin", sagte Kiewel bereits bei der Anmoderation der Tänzerinnen und Tänzer.

"Wie stehen unsere Chancen in Paris?", fragte sie wenig später Thomas Stark, den Breakdance-Beauftragten des Deutschen Tanzsportverbandes. Dieser erklärte der Moderatorin, dass kein deutscher Sportler die Qualifikation für Paris geschafft habe. "Nun ja…äh", geriet Kiewel für einen Moment ins Stocken, um dann zum Auftritt der B-Boys und B-Girls weiterzuleiten: "Aber wir zeigen es jetzt mal unseren Zuschauerinnen und Zuschauern."

Sprechchöre für Moderatorin: "Außer Kiwi könnt ihr alle gehen"

Ein wenig unangenehm war auch der Moment, als Kiewel Macarons ans Publikum verteilte und eine Gruppe junger Männer in Fußballtrikots richtig aufdrehte. "Außer Kiwi könnt ihr alle gehen", skandierten die Männer und hielten Schilder in die Kamera, auf denen unter anderem "Lieblingsfrucht: Kiwi" zu lesen war.

"Ich bin ja schon eine Weile dabei und ich bin mir nicht sicher, ob diese Sprechchöre ironisch sind", überlegte Kiewel laut. Die Frage, was ernstgemeint und was Ironie ist, stellen sich vermutlich auch die Zuschauerinnen und Zuschauer des "ZDF-Fernsehgarten" recht häufig. Und vielleicht erklärt genau das den Erfolg der kultigen Unterhaltungsshow.

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