Ferdinand Hofer ist für seine Rolle als Kriminalkommissar Kalli Hammermann im Münchner Tatort bekannt. Im Interview verrät der 31-Jährige, welche Gemeinsamkeiten er und Kalli haben, wie er als Schauspieler an emotionale Szenen rangeht und ob er auch gerne mal einen Serienmörder spielen würde.
Eine Frau stützt von der Terrasse eines Luxushotels und stirbt. War es Mord? Das klärt sich im neuen Münchner "Tatort: Zugzwang", der am Sonntagabend (27. April) in der ARD läuft. Auch Kriminaloberkommissar Kalli Hammermann wird wieder mit von der Partie sein und ermitteln.
Verkörpert wird der Kriminalbeamte von
Herr Hofer, Sie spielen schon seit über zehn Jahren die Rolle des Kriminalkommissars Kalli Hammermann im Münchner Tatort. Würde es Kalli wirklich geben: Wären Sie mit ihm befreundet?
Ferdinand Hofer: Puh, das ist eine sehr gute Frage. Also ich mag die Figur und spiele sie deswegen sehr gerne. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass wir befreundet wären. Bleibt nur die Frage, wie wir uns kennengelernt hätten.
Wie ähnlich oder unterschiedlich sind Sie sich?
Kalli ist wahnsinnig loyal, eine Eigenschaft, die ich auch mir zuschreibe. Und wir teilen die positive Einstellung dem Leben gegenüber. Was unsere Unterschiede betrifft, würde ich jetzt den von Kalli teilweise an den Tag gelegten übertriebenen Eifer nennen, wobei sich der in den vergangenen Jahren etwas gelegt hat.
Drehen mit Aussicht: Highlight auf Schloss Elmau
In der neuesten Münchner Tatortfolge "Zugzwang" gerät die Elite der Schach-Welt unter Mordverdacht. Spielen Sie Schach?
Sagen wir es mal so: Ich würde mich auf keinen Fall zur Elite zählen (lacht). Ich kenne die Grundregeln, spiele aber äußerst selten Schach. Im Zuge des Drehs habe ich mich wieder ein bisschen mehr damit beschäftigt. Zwar nur sehr oberflächlich, aber es hat für die eine oder andere Partie in den Drehpausen gereicht.
Auf Instagram haben Sie die Produktion als "absoluten Highlightdreh" beschrieben. Was war so besonders?
Das Zusammenspiel von einem super Team und den großartigen Kulissen. Wir haben auf Schloss Elmau gedreht, wo schon zwei Mal der G7-Gipfel stattgefunden hat. Und auch die anderen Motive rund um Garmisch, beispielsweise der Flugplatz vor dem Alpenpanorama – das sind schon gigantische Orte.
Wie ist es für Sie, an solchen Orten arbeiten zu dürfen?
Natürlich was ganz Besonderes. Diese tollen Motive bringen eine ganz eigene Energie mit. Wir haben schon oft an einzigartigen Orten gedreht, auch mal in der Münchner Kanalisation und in einem Gefängnis. Das sind Orte, zu denen man eigentlich keinen Zutritt hat. Und wenn man dann dort Zugang erhält, ist das schon sehr cool.
In einer Szene wird es dieses Mal für Kalli sehr emotional. Wie gehen Sie als Schauspieler an solche Szenen ran?
Erstmal muss man den Zugang zu der Szene und zu den Emotionen finden. Dabei hilft der Kontext: Was macht die Situation mit meiner Figur? In welchem Verhältnis stehen die Figuren zueinander und was wird verhandelt? Emotionale Szenen sind auf jeden Fall herausfordernd und psychisch belastender als andere, aber grundsätzlich hat jede Szene ihre eigene Herausforderung. Für mich geht es dabei immer um die Vorbereitung. Wenn man gut vorbereitet ist, funktioniert das auch.
Tatort-Alltag und neue Ermittler-Ära
Haben Sie die Möglichkeit, auf Ihre Rolle im Tatort-Drehbuch einzuwirken?
Ja, in gewissem Maße schon. Bevor das Drehbuch finalisiert wird, gibt es immer wieder Drehbuchbesprechungen. Und da kann man Feedback zu seiner Figur geben. Denn im Prinzip kennt niemand die Figur so gut wie man selbst – vor allem bei einer Reihe wie beispielsweise dem Tatort. Die Drehbuchautoren und -autorinnen wechseln ja ständig durch. Die Redaktion ist dann dafür verantwortlich, die Figuren horizontal über die einzelnen Folgen hinweg zu entwickeln. Und ich habe schon das Gefühl, dass Feedback zur Rolle wertgeschätzt wird.
Wie sieht so ein typischer Tatort-Drehtag aus?
An sich eigentlich so wie jeder andere Drehtag bei jedem anderen Projekt auch. Wobei ich die Kollegen beim Tatort schon sehr gut kenne und dadurch auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Meistens kann ich mir schon beim Lesen der Szenen vorstellen, wie die beiden [Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl; Anm. d. Red.] ihre Figuren in der Szene anlegen werden. Das fehlt natürlich bei Produktionen mit Kolleginnen und Kollegen, die man nicht so gut kennt. Aber grundsätzlich kommt man morgens ans Set, trinkt vielleicht noch einen Kaffee und geht dann in die Maske und ins Kostüm. Danach geht es meistens schon direkt mit Proben los, bevor man ins Drehen einsteigt.
Mit "Zugzwang" sind es insgesamt noch vier Folgen, dann ist für Ihre Schauspielkollegen
Natürlich freue ich mich sehr darüber! Im Herbst geht es auch schon los mit den Dreharbeiten. Die Ausstrahlung der neuen Folgen in 2026 dauert allerdings ja noch ein bisschen.
Wenn Sie bald die Hauptfigur spielen: Ändert sich Ihr Drehalltag dadurch?
Nein, das Prozedere bleibt genau dasselbe. Wir haben ja in der Konstellation noch nicht zusammengespielt und ich habe noch keine Vorstellung davon, wie Carlo seine Figur anlegen wird. Darauf bin ich neugierig und freue mich.
Leben als Schauspieler: "Es braucht ein Quäntchen Glück"
Sie spielen schon in Filmen mit, seitdem Sie zwölf sind. Können Sie von der Schauspielerei gut leben?
In meinem Fall funktioniert das gut und ich bin auch sehr dankbar dafür. Verallgemeinern kann man das allerdings nicht. Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die von der Schauspielerei alleine nicht leben können, die aber absolut hervorragende Schauspielerinnen und Schauspieler sind. Irgendwie braucht es am Ende auch immer das Quäntchen Glück.
Neben Ihrer Film-Karriere haben Sie Wirtschaftsingenieurwesen studiert. War das Ihr Plan B?
Eigentlich nicht. Dass ich am liebsten Schauspieler werden will, war immer klar. Aber als Jugendlicher hatte ich die Erfahrung gemacht, von anderen abhängig zu sein – in dem Sinne, dass im richtigen Moment jemand an dich denkt und dich für eine Figur vorschlägt und besetzt. Die Vorstellung dieser Abhängigkeit gefiel mir nicht. Deshalb habe ich mir das Studium ausgesucht, das aber mehr nebenbei lief. Es hat sich dann alles ganz organisch entwickelt. Und als Schauspieler steckt man ja auch nicht 365 im Jahr Tage in Projekten. Da bleibt noch genügend Zeit, die man nutzen kann, um zum Beispiel zu studieren.
Seit etlichen Jahren leben Sie in München. Werden Sie oft auf der Straße angesprochen?
Das kommt schon vor. So zufällig auf der Straße eher selten, aber wenn man in einem Restaurant oder einer Bar sitzt, dann passiert das schon hin und wieder mal.
Und wie oft hören Sie den Spruch "Alles klar, Herr Kommissar"?
Den habe ich bisher tatsächlich noch nie gehört, das steht also noch aus (lacht).
Sie mimen ja nicht nur den Tatort-Kommissar, sondern verkörpern auch den Metzgersohn Max Simmerl in den Eberhofer-Krimis. Und vor kurzem waren Sie als Ski-Trainer in der Serie "School of Champions" zu sehen. Welche weiteren Rollen würden Sie reizen?
Ich hätte mal wieder richtig Lust auf eine Komödie. Die Eberhofer-Filme sind zwar Komödien, aber da spiele ich ja eine eher kleine Rolle. Was mich allgemein reizen würde, wären Formate für die jüngere Zielgruppe. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, auch mal eine dramatischere Figur zu verkörpern.
Also vom Kommissar zum Serienmörder?
Ja, why not?
In einem Interview haben Sie mal erwähnt, dass Sie gerne mal mit Sandra Hüller vor der Kamera stehen würden. Mit wem noch?
Da gibt es natürlich so einige, die mir jetzt gar nicht alle auf Anhieb einfallen. Wen ich super finde, ist Edin Hasanović, der ja mittlerweile auch Tatort-Kollege ist. Und auch Leonie Benesch fände ich toll! International wären Christoph Waltz, Matt Damon, Meryl Streep oder Timothée Chalamet meine Favoriten.
Welche Projekte stehen als Nächstes an?
Wir werden zeitnah die letzten beiden Folgen des Münchner Tatorts in der alten Konstellation drehen und dann folgen ja schon die neuen Folgen.
Und abseits des Tatorts?
Abseits des Tatorts gibt es auch Projekte, aber über die darf ich noch nichts verraten.
Zur Person
- Schauspieler Ferdinand Hofer (*1993) verkörpert seit über zehn Jahren den Kriminalkommissar Kalli Hammermann im Münchner Tatort. Zudem spielt er in den Eberhofer-Krimis den Metzgersohn Max Simmerl. Nach dem Aus seiner Tatort-Kollegen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl wird er ab voraussichtlich 2026 als Hauptermittler im Tatort München zu sehen sein.